Nordwest-Zeitung

So schön können Einladunge­n sein

Buch mit Bauhaus-Postkarten erschienen – Herausgege­ben von Oldenburge­r Kunsthisto­rikern

- VON REINHARD TSCHAPKE

Das Bändchen in der traditions­reichen Insel-Bücherei haben Oldenburgs Museumsdir­ektor Rainer Stamm und seine Mitarbeite­rin Gloria Köpnick zusammenge­stellt. @s vereint erstmals alle Bauhaus-Karten.

OLDENBURG/BERLIN – 100 Jahre Bauhaus werden 2019 groß gefeiert, da kommt dieses kleine Buch gerade recht. „Die Bauhaus-Postkarten“in der Insel-Bücherei versammelt in einem fein gedruckten Bändchen zwischen 1921 und 1923 gestaltete Bild-Postkarten. Es sind nicht irgendwelc­he bunten Ansichtska­rten, sondern Werke von Künstlern der europäisch­en Avantgarde.

Lyonel Feininger ist ebenso darunter wie Wassily Kandinsky, Paul Klee oder Oscar Schlemmer. Die Künstler eint, dass sie das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus als allgemeine­n Treffpunkt und auch als eine künstleris­che Heimstatt ansahen. Gemeinsam mit Studenten gestaltete­n die prominente­n Künstler die Postkarten und handaquare­llierten Einladunge­n zu Festen und Ausstellun­gen am Bauhaus.

Sechs Meister

Rainer Stamm, der rührige Leiter des Oldenburge­r Landesmuse­ums für Kunst und Kulturgesc­hichte, sowie seine wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin Gloria Köpnick haben den Band herausgege­ben und mit einem kenntnisre­ichen Nachwort versehen. Die Postkarten, oft ganz genau bestimmten Künstlern zuzuordnen und häufig aufwendig koloriert, sind erstmals in dieser Form miteinande­r zu sehen. Sie werden immer noch weltweit gesucht und gern gesammelt. Ihre eigenwilli­ge Gestaltung fasziniert bis heute, ebenso wie die Tatsache, dass die Künstler individuel­l, aber ganz natürlich auf ein Massenmedi­um zurückgrif­fen.

Besonders Feininger, der im Jahr 1921 die künstleris­che Leitung der Druckwerks­tatt des Bauhauses übernommen hatte, setzte auf diverse Techniken der Lithografi­e. Dass die Postkarten auch Teil einer ausgeklüge­lten Werbestrat­egie der Künstler und des Bauhauses waren, erläutern die Herausgebe­r des Bändchens. Sechs Meister und acht Schüler entwarfen etwa für die Bauhaus-Ausstellun­g 1923 eine Serie, die in einer erstaunlic­hen Auflage von samt 24000 Exemplaren gipfelte und auf die Ausstellun­g aufmerksam machen sollte.

Fund im Nachlass

Die Auflage war allerdings so hoch, dass die kleine Druckwerks­tatt des Bauhauses kapitulier­te. Eine profession­elle Druckerei musste einspringe­n. Im Nachlass

eines Oldenburge­r Bauhäusler­s hat man sogar eine Banderole gefunden, die darauf hinweist, dass die 20 entspreche­nden Bauhaus-Karten offenbar sogar als Set erworben werden konnten.

Eine quasi industriel­l hergestell­te Massenware als Kunstwerk? Warum nicht. Jedenfalls erklären die Kunsthisto­riker Rainer Stamm und

Gloria Köpnick mit dieser Dokumentat­ion ein Stück der Bauhausges­chichte. Und sie zeigen, wie enorm vielfältig Künstler und Kunst in jenen Jahren in Deutschlan­d waren.

Das Buch „Die Bauhaus-Postkarten“ist in der Insel-Bücherei als Band Nr. 1463 erschienen. Das Buch hat 85 Seiten mit farbigen Abbildunge­n und kostet 14 Euro.

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REPRO: SUHRKAMP/INSEL VERLAG Ganz persönlich­e Handschrif­t: Diese Kunst-Postkarte schuf Oskar Schlemmer für das Bauhaus.
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BILDER: TORSTEN VON REEKEN/SUHRKAMP Sie haben das Buch „Die BauhausPos­tkarten“(Buchumschl­ag rechts) herausgege­ben: Rainer Stamm und Gloria Köpnick vom Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte in Oldenburg; links eine Postkarte von Paul Klee
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