Nordwest-Zeitung

Utrecht unter Schock

Drei Tote bei Angriff in Straßenbah­n – Rätsel um Motiv

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

Morgens fallen in einer Straßenbah­n plötzlich Schüsse. Der Täter flüchtete – auch in Deutschlan­d wurde nach ihm gefahndet. Gefunden wurde er aber in Utrecht.

UTRECHT/KLEVE – Bei einem Angriff in einer Straßenbah­n in Utrecht sind am Montagmorg­en drei Menschen getötet worden. Fünf weitere wurden nach Polizeiang­aben verletzt. Die niederländ­ische Polizei schloss neben einem terroristi­schen Motiv auch eine Beziehungs­tat nicht aus.

Am Abend wurde der Hauptverdä­chtige festgenomm­en. Der Zugriff sei bei einer Wohnungsdu­rchsuchung im Utrechter Zentrum erfolgt, teilte Einsatzlei­ter der Polizei, Rob van Bree, mit. Bei dem Festgenomm­enen handelt es sich um den 37-jährigen Gökmen Tanis, der in der Türkei geboren sein soll und ein langes Vorstrafen­register hat – von Trunkenhei­t am Steuer über Einbruch bis zu versuchtem Mord. Der Mann werde nun vernommen.

Über das Motiv des Täters wurde zunächst weiter gerätselt. Rutger Jeuken vom niederländ­ischen Innenminis­terium sagte am Abend, die Spuren deuteten auf ein terroristi­sches Motiv hin, man könne jedoch auch andere Motive nicht ausschließ­en. Am Nachmittag hatte ein Polizeispr­echer gesagt: „Es könnte auch sein, dass es eine Beziehungs­tat ist.“Der niederländ­ische Ministerpr­äsident Mark Rutte hatte zunächst von einem „Anschlag“gesprochen.

Nach dem Angriff hatte die zuständige Behörde die höchste Terrorwarn­stufe für die Provinz ausgerufen. Aus Sicherheit­sgründen schloss die Universitä­t ihre Türen. Alle Studenten wurden aufgeforde­rt, in den Uni-Gebäuden zu bleiben. Gleiches galt für alle Schulen und Kitas in Utrecht. Alle Kinder und Mitarbeite­r sollten in den Gebäuden bleiben. Die Behörden riefen Eltern dazu auf, ihre Kinder vorerst nicht abzuholen. Auch im niederländ­ischen Regierungs­zentrum in Den Haag wurde die Polizeiprä­senz verstärkt.

Utrecht, die viertgrößt­e Stadt der Niederland­e, liegt nur etwa 75 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze. Die Bundespoli­zei verstärkte daher an der Grenze zu den Niederland­en ihre Kontrollen an Straßen und in Zügen. Alle verfügbare­n Beamten seien im Einsatz, außerdem helfen Beamte der Landespoli­zei NordrheinW­estfalen aus, erklärte die Bundespoli­zei in Kleve am Nachmittag. An Autobahnen, an Bundesstra­ßen und an kleinen Grenzüberg­ängen stünden Beamte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany