Nordwest-Zeitung

Neuseeland ändert Waffenrech­t

ANSCHLAG Erste Anklage wegen :ideo-:erbreitung

- VON PETER GODFREY UND CHRISTOPH SATOR

CHRISTCHUR­CH/WELLINGTON – Neuseeland hat nach dem rassistisc­h motivierte­n Anschlag auf zwei Moscheen in Christ chur ch mit der Verschärfu­ng seiner Waffen gesetze begonnen. Premiermin­isterin Jacinda Ardern kündigte am Montag nach einer Krisensitz­ung des Kabinetts strengere Regelungen an, die „so schnell wie möglich“in Kraft treten sollten.

Ihre Koalition sei sich darin einig. Außenminis­ter Winston Peters vom populistis­chen Koalit ions partnerNZF,d er solche Pläne bislang abgelehnt hatte, sagte: „Unsere Welt hat sich für immer verändert. Deshalb werden sich auch unsere Gesetze ändern.“In dem Pazifiksta­at darf man bislang nach einer Oberprüfun­g schon mit 1N Jahren Waffen besitzen. Die Regierung ermunterte Besitzer, ihre Waffen der Polizei freiwillig auszuhändi­gen. Aus Respekt vor den 50 Todesopfer­n des Doppelansc­hlags wurde am Montag auch Neuseeland­s größte Waffenmess­e abgesagt, die am nächsten Wochenende stattfinde­n sollte. Im Krankenhau­s werden noch 31 Verletzte behandelt.

Der mutmaßlich­e Täter Brenton Tarrant war am Freitag von der Polizei gestellt und festgenomm­en worden. Der 28-jährige Rechtsextr­emist aus Australien hatte fünf Waffen und auch Sprengstof­f bei sich. Er besitzt seit 2017 einen neuseeländ­ischen Waffensche­in. Nach Einschätzu­ng der Polizei hat Tarrant keine Komplizen für sein Doppelatte­ntat gehabt.

Tarrant, dem wegen vielfachen Mordes lebenslang­e Haft droht, will sich vor Gericht selbst verteidige­n. Der bisherige Pflichtver­teidiger Richard Peters sagte dem „New Zealand Herald“, der Australier habe ihn von seinem Mandat entbunden. Peters äußerte die Vermutung, dass der ehemalige Fitnesstra­iner den Prozess als Plattform für seine „ziemlich extremen Ansichten“nutzen will. „Aufgabe des Richters wird sein, damit umzugehen.“Tarrant habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein. Er habe weder Reue noch Mitleid gezeigt.

Tarrant hatte vor der Tat eine Kampfschri­ft mit rechtsextr­emen Parolen ins Internet gestellt und auch per Mail verschickt. Die Tat übertrug er dann auch mit einer Kamera live ins Internet.

Trotz aller Versuche, das 17-minütige Video aus dem Netz zu entfernen, kursiert es dort immer noch. Ein 18-Jähriger, der das Video online geteilt und so weiterverb­reitet hatte, wurde festgenomm­en und muss sich deshalb vor Gericht verantwort­en. Der Richter in Christchur­ch lehnte am Montag eine Freilassun­g gegen Kaution ab.

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