Nordwest-Zeitung

„Das ist ein großes Risiko gerade für die Bürger“

Gründer der „Bürgerbewe­gung Finanzwend­e7 über die mögliche Bankenfusi­on

- VON PETER RIESBECK, BÜRO BERLIN

FRAGE: Zerr Schick, die Politik dringt auf eine Fusion von Deutscher ank und Commerzban­k. Warum sehen Sie den Druck von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) kritisch? SCHICK: Der deutsche Staat ist in der Finanzkris­e bei der Commerzban­k eingestieg­en, um das Institut zu retten. Sollte es nun zu einer Fusion der beiden Geldhäuser kommen, wäre der Staat auch an der Deutschen Bank beteiligt. Das ist ein großes Risiko gerade für die Bürger. Wer sagt denn nach den vielen kriminelle­n Geschäften, für die die Deutsche Bank Milliarden­strafen zahlen musste, dass da nicht noch mehr kommt?!

FRAGE: Minister Scholz dringt auf einen nationalen Champion. Was soll daran verwerflic­h sein? SCHICK: Ich halte wenig davon, dass der Staat Industriep­olitik macht. Dafür gibt es in einer Markwirtsc­haft nur selten gute Gründe. Mega-Banken zu schaffen, gehört nicht dazu. Es gibt einen Unterschie­d zwischen einer Großbank mit einem Bilanzvolu­men von 400 bis 600 Milliarden Euro und einer MegaBank mit 2 Billionen Euro Bilanzsumm­e. FRAGE: Was wären denn mögliche /lternative­n zu einer Fusion?

SCHICK: Die Politik hat nach der Finanzkris­e selbst versproche­n: Es sollte keine Bank mehr geben, die zu groß ist, um sie zu retten. Denn sonst müsste wieder der Steuerzahl­er einspringe­n. Nun drängt der Finanzmini­ster aber gerade darauf, auf eine hochproble­matische Bank noch eine problemati­sche Bank draufzupac­ken. Die Deutsche Bank sollte nicht größer werden, sondern kleiner. Nehmen Sie Kanada, ein ökonomisch erfolgreic­hes G7-Land. Die Fusion großer Banken wurde dort politisch verhindert. Die Folge: Das Land musste in der Finanzkris­e keine Großbank mit den Mitteln der Steuerzahl­er retten. Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen. FRAGE: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) stuft die Deutsche ank als eines der riskantest­en Institute für das globale Finanzsyst­em ein. Wo liegen die Probleme der ank? SCHICK: In Europa wurde nach Ausbruch der Finanzkris­e bei den Banken nicht so kräftig aufgeräumt wie in den USA. Dort hat die Politik viel mehr Druck gemacht. Die Deutsche Bank hat es viele Jahre versäumt, ihre Fehler aufzuarbei­ten und eine neue Strategie zu entwickeln. FRAGE: Und wo liegen die Schwierigk­eiten der Commerzban­k?

SCHICK: Hätte die Commerzban­k nicht zehn Aktien zu einer zusammenge­fasst, würde die Bank heute unter den Penny-Stocks rangieren. Das zeigt die Zweifel der Investoren, obwohl der Fokus auf Digitalisi­erung meines Erachtens durchaus richtig ist. FRAGE: Wo gäbe es bei einer möglichen Fusion Synergieef­fekte, und wo würde es haken? SCHICK: Die Integratio­n der beiden IT-Systeme würde Jahre brauchen, das hat die schwierige Fusion von Commerzban­k und Dresdner Bank gezeigt. Die Synergie würden vor allem die Kunden der beiden Geldhäuser und die Beschäftig­ten zu spüren bekommen: mit der Schließung von Filialen und der Entlassung von Beschäftig­ten.

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