STÖRCHE IN REGION ZURÜCK
Schon zahlreiche Störche in der Region angekommen – Noch „Singles“im Horst
In der Storchenpflegestation in Berne ist schon richtig Trubel. Aber auch an anderen Orten im Nord5esten kehren die Störchen auf „ihren“Horst zurück. Doch nicht jeder Storch schafft den Weg unverletzt.
BERNE/OLDENBURG – Mit ihrem schwarz-weißen Federkleid, rotem Schnabel und roten Beinen sind sie nicht zu übersehen: Die Störche sind zurück aus ihrem Winterquartier. In Berne im Landkreis Wesermarsch ist schon mächtig Trubel, erzählt Udo Hilfers von der Storchenpflegestation – dort sammeln sich seit wenigen Wochen Störche für die neue Brutsaison. „Es ist richtig was los.“Auf rund 50 Nestern sitzen bereits Paare, aber auch noch so mancher Single. „Der erste Schub kam im Februar, so richtig los ging es aber erst um den 6. März“, so Hilfers.
Störche sind Horst-treu
In der Regel kommen diese Störche von Afrika über Spanien zurück. Die Männchen sind meistens zuerst da, sagt Hilfers. In diesem Jahr hatten aber wohl die Damen einen Vorsprung. Unter den Ankömmlingen in der Storchenpflegestation sind viele alte Bekannte dabei. Und das hat einen Grund: „Störche sind Horst-Treu“, erklärt Hilfers. Manchmal sind aber auch Neulinge dabei.
Erst ab dem Alter etwa zwei bis drei Jahren kehren sie an den Ort oder die Region zurück, wo sie einst gestartet sind. Dass Störche mit einem Jahr gleich an den „SchlüpfOrt“zurückkehren, ist die Ausnahme.
Die jährlichen Wanderungen der Störche zwischen den europäischen Brutgebieten und den Winterquartieren in Afrika faszinieren Forscher und Vogelfreunde gleichermaßen. Ein Teil der Störche fliegt auf der sogenannten Ostroute über den Bosporus nach Afrika, ein Teil nutzt die Westroute und gelangt über Spanien und Gibraltar dorthin. Immer häufiger verbringen viele dieser Weststörche den Winter aber auch in Spanien. Andere Exemplare bleiben ganz im Land. Von ihrem gewählten Winterquartier hängt ab, wann die Tiere hierzulande wieder zum Brüten eintreffen. So könnten auch im April noch Störche in der Region eintreffen.
Nicht nur in Berne, auch in anderen Orten im Nordwesten ist Meister Adebar zur neuen Brutsaison schon eingetroffen. In Butteldorf (Wesermarsch) ist Stammgast „Butti“gelandet. In Oldenburg klappert ein Storch wieder auf dem Dach des Wöbken-Hofes im Stadtteil Bornhorst. Seit 20 Jahren bekommen hier die Störche, die sich in dem gemachten Nest niederlassen, den Spitznamen „Borni“verpasst. Viele weitere wilde Störche gibt es in der Stadt noch nicht – ein zweites Nest in Blankenburg steht seit Jahren leer.
Nahe kommen kann man Störchen im Botanischen Garten am Philosophenweg. Ganz gemächlich staksen sie durch das Gras und lassen sich von den Besuchern nicht aus der Ruhe bringen. Bei ihnen handelt es sich aber allem Anschein nach um Handauf- zuchten, die, so Udo Hilfers, sich ganz anders als wilde Störche verhalten und keinesfalls mit wildlebenden Tieren vergleichbar sind.
Auch in Barßel (Landkreis Cloppenburg) hat es sich ein Storch im Nest bei der Mühle gemütlich gemacht. In Apen (Landkreis Ammerland) oder in Wardenburg (Kreis Oldenburg) wartet man an einigen Stellen noch auf die Ankunft der gefiederten Nachbarn.
Früher sagte man, dass der Storch erst Anfang April wiederkommt, erklärt Biologe Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto–Institut in Bergenhusen (Schleswig-Holstein). Den gibt es auch heute noch, den „klassischen“Storch, der zum Teil bis zu 10000 Kilometer ins ferne Südafrika fliegt, sagt der Nabu-Fachmann. Heute jedoch hocken viele seiner Kollegen schon mehrere Wochen früher auf den Nestern. Weil sie den Winter über in Europa bleiben. Für die Störche auf der sogenannten Westroute dauert der Zug nach Spanien nur 2000 Kilometer, erklärt Thomsen. Er ist entsprechend weniger gefährlich. Satt werden die Störche auch in Spanien. „Sie müssen morgens nur auf die Müllkippe fliegen und warten, bis ein Lastwagen kommt, und ihnen das Futter vor die Nase kippt“, so der Biologe Thomsen.
Ähnliches kann man auch bei den Störchen auf der OstRoute beobachten. Einige von diesen überwintern in Israel, andere bleiben mehrere Wochen am Nil. Denn im Sudan und in Ägypten entstanden in den letzten Jahren zahlreiche neue Bewässerungsfelder. Dort wird Luzerne für chinesische Milchkühe angebaut. „Und das sind für die Störche durchaus attraktive Rastgebiete.“
Verletzte Störche
Leider hat Udo Hilfers in Berne bereits mehrere verletzte Ankömmlinge zu beklagen. „Vier in einer Woche, das ist schon sehr heftig.“Ein Storch ist höchstwahrscheinlich in ein Windrad geflogen und hat einen Flügel verloren, er wurde noch im Windpark gefunden. Ein weiterer hat sich ebenfalls einen Flügel gebrochen, zwei andere haben sich die Beine gebrochen.
Sie werden in der Tierklinik behandelt – eine kostspielige Angelegenheit, bei der Hilfers und das Team der Storchenstation auch auf finanzielle Unterstützung der Bevölkerung angewiesen sind. Die vier erwachsenen Störche fallen für die Brut aus, ein herber Schlag. Möglicherweise könnte auch der starke Wind in den vergangenen Tagen dazu beigetragen haben, dass sich die Vögel verletzten . Der Regen mache den Störchen jedenfalls keine Probleme – sie finden jede Menge Regenwürmer.
Mitte April könnten übrigens die ersten Störche in der Wesermarsch schlüpfen. Je nachdem, ob und wann sich die Pärchen in den Nestern gefunden haben. Der Nachwuchs wird allerdings nicht gleich zu sehen sein: „Sie sind noch klein und schauen noch nicht über den Nestrand“, weiß Udo Hilfers. Dass sie geschlüpft sind, merke man aber am geschäftigen Verhalten der Eltern.