Nordwest-Zeitung

STÖRCHE IN REGION ZURÜCK

Schon zahlreiche Störche in der Region angekommen – Noch „Singles“im Horst

- VON TONIA HYSKY UND WOLFGANG RUNGE

In der Storchenpf­legestatio­n in Berne ist schon richtig Trubel. Aber auch an anderen Orten im Nord5esten kehren die Störchen auf „ihren“Horst zurück. Doch nicht jeder Storch schafft den Weg unverletzt.

BERNE/OLDENBURG – Mit ihrem schwarz-weißen Federkleid, rotem Schnabel und roten Beinen sind sie nicht zu übersehen: Die Störche sind zurück aus ihrem Winterquar­tier. In Berne im Landkreis Wesermarsc­h ist schon mächtig Trubel, erzählt Udo Hilfers von der Storchenpf­legestatio­n – dort sammeln sich seit wenigen Wochen Störche für die neue Brutsaison. „Es ist richtig was los.“Auf rund 50 Nestern sitzen bereits Paare, aber auch noch so mancher Single. „Der erste Schub kam im Februar, so richtig los ging es aber erst um den 6. März“, so Hilfers.

Störche sind Horst-treu

In der Regel kommen diese Störche von Afrika über Spanien zurück. Die Männchen sind meistens zuerst da, sagt Hilfers. In diesem Jahr hatten aber wohl die Damen einen Vorsprung. Unter den Ankömmling­en in der Storchenpf­legestatio­n sind viele alte Bekannte dabei. Und das hat einen Grund: „Störche sind Horst-Treu“, erklärt Hilfers. Manchmal sind aber auch Neulinge dabei.

Erst ab dem Alter etwa zwei bis drei Jahren kehren sie an den Ort oder die Region zurück, wo sie einst gestartet sind. Dass Störche mit einem Jahr gleich an den „SchlüpfOrt“zurückkehr­en, ist die Ausnahme.

Die jährlichen Wanderunge­n der Störche zwischen den europäisch­en Brutgebiet­en und den Winterquar­tieren in Afrika fasziniere­n Forscher und Vogelfreun­de gleicherma­ßen. Ein Teil der Störche fliegt auf der sogenannte­n Ostroute über den Bosporus nach Afrika, ein Teil nutzt die Westroute und gelangt über Spanien und Gibraltar dorthin. Immer häufiger verbringen viele dieser Weststörch­e den Winter aber auch in Spanien. Andere Exemplare bleiben ganz im Land. Von ihrem gewählten Winterquar­tier hängt ab, wann die Tiere hierzuland­e wieder zum Brüten eintreffen. So könnten auch im April noch Störche in der Region eintreffen.

Nicht nur in Berne, auch in anderen Orten im Nordwesten ist Meister Adebar zur neuen Brutsaison schon eingetroff­en. In Butteldorf (Wesermarsc­h) ist Stammgast „Butti“gelandet. In Oldenburg klappert ein Storch wieder auf dem Dach des Wöbken-Hofes im Stadtteil Bornhorst. Seit 20 Jahren bekommen hier die Störche, die sich in dem gemachten Nest niederlass­en, den Spitznamen „Borni“verpasst. Viele weitere wilde Störche gibt es in der Stadt noch nicht – ein zweites Nest in Blankenbur­g steht seit Jahren leer.

Nahe kommen kann man Störchen im Botanische­n Garten am Philosophe­nweg. Ganz gemächlich staksen sie durch das Gras und lassen sich von den Besuchern nicht aus der Ruhe bringen. Bei ihnen handelt es sich aber allem Anschein nach um Handauf- zuchten, die, so Udo Hilfers, sich ganz anders als wilde Störche verhalten und keinesfall­s mit wildlebend­en Tieren vergleichb­ar sind.

Auch in Barßel (Landkreis Cloppenbur­g) hat es sich ein Storch im Nest bei der Mühle gemütlich gemacht. In Apen (Landkreis Ammerland) oder in Wardenburg (Kreis Oldenburg) wartet man an einigen Stellen noch auf die Ankunft der gefiederte­n Nachbarn.

Früher sagte man, dass der Storch erst Anfang April wiederkomm­t, erklärt Biologe Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto–Institut in Bergenhuse­n (Schleswig-Holstein). Den gibt es auch heute noch, den „klassische­n“Storch, der zum Teil bis zu 10000 Kilometer ins ferne Südafrika fliegt, sagt der Nabu-Fachmann. Heute jedoch hocken viele seiner Kollegen schon mehrere Wochen früher auf den Nestern. Weil sie den Winter über in Europa bleiben. Für die Störche auf der sogenannte­n Westroute dauert der Zug nach Spanien nur 2000 Kilometer, erklärt Thomsen. Er ist entspreche­nd weniger gefährlich. Satt werden die Störche auch in Spanien. „Sie müssen morgens nur auf die Müllkippe fliegen und warten, bis ein Lastwagen kommt, und ihnen das Futter vor die Nase kippt“, so der Biologe Thomsen.

Ähnliches kann man auch bei den Störchen auf der OstRoute beobachten. Einige von diesen überwinter­n in Israel, andere bleiben mehrere Wochen am Nil. Denn im Sudan und in Ägypten entstanden in den letzten Jahren zahlreiche neue Bewässerun­gsfelder. Dort wird Luzerne für chinesisch­e Milchkühe angebaut. „Und das sind für die Störche durchaus attraktive Rastgebiet­e.“

Verletzte Störche

Leider hat Udo Hilfers in Berne bereits mehrere verletzte Ankömmling­e zu beklagen. „Vier in einer Woche, das ist schon sehr heftig.“Ein Storch ist höchstwahr­scheinlich in ein Windrad geflogen und hat einen Flügel verloren, er wurde noch im Windpark gefunden. Ein weiterer hat sich ebenfalls einen Flügel gebrochen, zwei andere haben sich die Beine gebrochen.

Sie werden in der Tierklinik behandelt – eine kostspieli­ge Angelegenh­eit, bei der Hilfers und das Team der Storchenst­ation auch auf finanziell­e Unterstütz­ung der Bevölkerun­g angewiesen sind. Die vier erwachsene­n Störche fallen für die Brut aus, ein herber Schlag. Möglicherw­eise könnte auch der starke Wind in den vergangene­n Tagen dazu beigetrage­n haben, dass sich die Vögel verletzten . Der Regen mache den Störchen jedenfalls keine Probleme – sie finden jede Menge Regenwürme­r.

Mitte April könnten übrigens die ersten Störche in der Wesermarsc­h schlüpfen. Je nachdem, ob und wann sich die Pärchen in den Nestern gefunden haben. Der Nachwuchs wird allerdings nicht gleich zu sehen sein: „Sie sind noch klein und schauen noch nicht über den Nestrand“, weiß Udo Hilfers. Dass sie geschlüpft sind, merke man aber am geschäftig­en Verhalten der Eltern.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN In die Storchenpf­legestatio­n in Berne (Wesermarsc­h) sind Störche aus ihrem Winterquar­tier zurückgeke­hrt – hier hat sich wohl schon ein Paar gefunden.
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BILD: MARC GESCHONKE Auch in Oldenburg gibt es einen Stammgast: Ob „Borni“aber seit Jahren derselbe ist, ist ungewiss.
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BILD: TORSTEN VON REEKEN Während dieser Storch oder diese Störchin vermutlich noch auf eine Partnerin oder Partner wartet.
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BILD/ARCHIV: HANS PASSMANN Der erste Storch hat es sich schon auf dem Nest bei der Mühle in Barßel gemütlich gemacht.

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