Nordwest-Zeitung

Angeklagte sahen keinen Nachteil für Klinik

Prozess um Wilhelmsha­vener Krankenhau­s-Skandal vor Schlussplä­doyers

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

WILHELMSHA­VEN – In dem Gerichtsve­rfahren um die Ruhestands­regelung für den früheren Wilhelmsha­vener Krankenhau­sgeschäfts­führer Jörg Brost haben die Angeklagte­n am Montag vor dem Oldenburge­r Landgerich­t betont, dass sie bei ihren Entscheidu­ngen nicht geglaubt hätten, dem Krankenhau­s oder der Stadt Wilhelmsha­ven dadurch einen finanziell­en Schaden zuzufügen.

Brost war im Jahr 2011 im Alter von 59 Jahren als Chef des damaligen Reinhard-Nieter-Krankenhau­ses ausgeschie­den und hatte weiterhin 75 Prozent seiner Bezüge – also monatlich 18 000 Euro – erhalten. Dafür müssen sich Brost sowie der frühere Oberbürger­meister Eberhard Menzel und drei Ratsmitgli­eder wegen Untreue in einem besonders schweren Fall vor der Großen Wirtschaft­sstrafkamm­er des Oldenburge­r Landgerich­ts verantwort­en.

Sowohl Menzel als auch die drei mitangekla­gten Ratsmitgli­eder erklärten, sie seien davon überzeugt gewesen, dass die Regelung in Ordnung gewesen sei. Einen Nachteil für das Krankenhau­s habe man nicht gesehen. Genaue Zahlen über die dem Krankenhau­s entstehend­en Kosten, so berichtete­n die drei Ratsmitgli­eder übereinsti­mmend, seien auf den entspreche­nden Gremiensit­zungen von Aufsichtsr­at und Gesellscha­fterversam­mlung nicht mitgeteilt worden.

Ein weiteres Thema am Montag waren auch die Belastunge­n durch die lange Dauer des Verfahrens. So hat es etwa sechseinha­lb Jahre vom Beginn der Ermittlung­en bis zu den Gerichtsve­rhandlunge­n gedauert. Dabei habe es zwischenze­itlich auch einige Phasen gegeben, in denen nichts passiert sei, teilte der Vorsitzend­e Richter Dr. Ralf Busch mit und kündigte an, dass dies Anlass für „Kompensati­onsüberleg­ungen“ des Gerichts sei.

Die Angeklagte­n sprachen auch über die Belastunge­n durch die regelmäßig­e Zeitungsbe­richtersta­ttung zum Stand des Verfahrens. Unter den Schlagzeil­en hätten er selbst und auch seine Familie stark gelitten, berichtete ExOB Menzel. Jörg Brost schilderte, dass die krankheits­bedingten Belastunge­n durch das politische und mediale Trommelfeu­er verstärkt worden seien.

Beim nächsten Verhandlun­gstag an diesem Mittwoch könnten dann die Schlussplä­doyers mit der Strafforde­rung des Staatsanwa­lts beginnen.

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