Nordwest-Zeitung

Von der Buchhandlu­ng zum Galeriebet­rieb

Künstlerdo­rf Worpswede feiert 100 Jahre Kunsthalle – Werke von Malern aus Gründerzei­t

- VON DIETER SELL

WORPSWEDE – Das 100-jährige Bestehen der örtlichen Kunsthalle ist in diesem Jahr das zentrale Ereignis im Künstlerdo­rf Worpswede bei Bremen. Zu diesem Anlass ist bis zum 3. November die Jubiläumsa­usstellung unter dem Motto „Kunstkosmo­s Worpswede“zu sehen. Die Kunsthalle ist das kleinste Haus im Verbund, verfügt aber über die umfangreic­hste Sammlung zur Worpsweder Kunstgesch­ichte.

Der größte Raum der Ausstellun­g versammelt knapp 40 Werke von Malern aus der Gründungsg­eneration der Künstlerko­lonie. Darunter sind Arbeiten von Hans am Ende, Heinrich Vogeler, Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker und Fritz Overbeck. Auf dem Weg dahin zeigt Kuratorin und Galeristin Susanna Böhme-Netzel (63) einem Gang eine Auswahl aus dem grafischen Bestand der Kunsthalle, darunter Werke, die teils noch nie oder selten zu sehen waren.

Dazu sollen in einem Vorraum bis in den November in vier- bis sechswöchi­gem Abstand wechselnde Themen präsentier­t werden. Den Anfang macht Böhme-Netzel unter dem Titel „Malweiber“mit Werken von Paula Modersohn-Becker, Ottilie Reylaenin der, Marie Bock, Clara RilkeWesth­off und Hedwig Woermann.

Das Jahr 1919 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Künstlerdo­rfs: Der Kunstsamml­er und Kunsthändl­er Friedrich Netzel eröffnete in der damaligen Buchhandlu­ng seines Vaters in der Findorffst­raße die erste Ausstellun­g im Ort und machte seine Worpsweder Kunstsamml­ung öffentlich zugänglich. Das stärkte die Kunstszene im Ort, den Fritz Mackensen (1866–1953) als „Weltdorf“bezeichnet­e. Denn von nun an gab es einen Raum, um Arbeiten zu präsentier­en und Bilder zu verkaufen.

Als Startpunkt des Galeriebet­riebs gilt der 1. Juli 1919. Heute umfasst der Galeriebes­tand rund 450 Gemälde – von den Anfängen der Künstlerko­lonie bis zur Gegenwart. Dazu kommt eine große Zahl von Grafiken.

Die Kunsthalle schrieb aber nicht nur als erster Ausstellun­gsort Worpswedes Geschichte. 1972 war dort die erste Schau zu Heinrich Vogeler zu sehen. 1978 gab es eine Ausstellun­g mit Malerei und Grafik aus der DDR. Prominente Gäste der Kunsthalle waren unter anderen Bundespräs­ident Walter Scheel sowie die Bundeskanz­ler Willy Brandt und Helmut Schmidt.

Zusammen mit der Schau in der Kunsthalle wurden in Worpswede auch neue Ausstellun­gen im Barkenhoff, in der Großen Kunstschau und im Haus im Schluh eröffnet. So zeigt beispielsw­eise die Kunstschau bis zum 16. Juni zeitgenöss­ische Arbeiten von Studierend­en der Kunsthochs­chulen Berlin, Bern und Kiel, die mit ihren Arbeiten auf den Ort und seine Kunstgesch­ichte reagieren.

Infos unter: www.worpsweder-kunsthalle.de

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DPA-BILD: JASPERSEN Fasziniere­nd: Besucherin vor einem Bild von Fritz Overbeck („Blühende Obstbäume“)

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