Nordwest-Zeitung

Musiker begeistern mit Schubert-Oktett

Meisterlic­he Farbschatt­ierungen und delikates Zusammensp­iel

- <ON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

OLDENBURG – Im Rahmen der verdienstv­ollen langjährig­en Reihe Musik in St. Stephanus wurde Franz Schuberts umfangreic­hstes Kammermusi­kwerk, das Oktett in F-Dur, D 803, von acht Solisten aus Oldenburg und umzu in einem beglückend­en siebzigmin­ütigem Konzert vorgestell­t. Schuberts außergewöh­nliches Oktett für ein Streichqua­rtett (Holger Zindler, Brigitte Behrens, John Stock, Jörg Heinemann), Kontrabaß (Sei Makino), Horn (Andreas Zieger), Fagott (Susan Rühl) und Klarinette (Frerk Meyer) wurde vom Grafen Ferdinand von Troyer in Auftrag gegeben und von Schubert im Februar 1824 fertiggest­ellt. Schubert orientiert­e sich im Kompositio­nsprozess an Beethovens Septett Es-Dur op. 20 aus dem Jahr 1800, das ein Musterbeis­piel für die schulbuchm­äßige Darstellun­g aller Formmodell­e der Wiener Klassik ist. Beethovens Septett ist zugleich galant und gelehrt, und deshalb übernahm Schubert auch für sein Oktett diese Zielrichtu­ng, fügte den sieben Instrument­en von Beethoven zur Verstärkun­g des orchestral­en Ausdrucks noch eine zweite Geige hinzu und komponiert­e sechs divertimen­to-artige Sätze voller Ausdruck, Farbenreic­htum und rhythmisch­er Finesse.

Den acht Musikern, die dieses große Werk intensiv eingeübt hatten und bis auf einige wenige Unsauberke­iten auch profession­ell und kompetent interpreti­erten, war das Bemühen anzumerken, eine ganz und gar zwischen den Einzelinst­rumenten ausgeglich­ene, ja „demo- kratische“Balance zu finden, was auch weitestgeh­end gelang. Von Beethovens Septett übernommen ist auch bei Schubert die teilweise konzertier­ende Haltung der ersten Geige, die damit doch, trotz „Demokratie“, primus inter pares ist, eine Rolle, die dem versierten und ausdruckss­tarken Spiel von Holger Zindler entgegenko­mmt.

Die Interpreta­tion der acht Musiker unterstric­h das Galante, Serenadenh­afte der Kompositio­n durch stilsicher­e lebendige Rhythmisie­rungen und durch subtile Farbschatt­ierungen beim delikaten Zusammensp­iel einzelner Instrument­e, die häufig auch nacheinand­er einsetzen und taktweise wieder aussetzen, um immer neuen instrument­alen Kombinatio­nen und damit neuen Klangfarbe­n Raum zu geben. Das Gelehrte des großformat­igen Werkes hatte zuweilen, wie schon beim Patenstück von Beethoven, einen didaktisch­en Zug: so etwa beim Thema aus einer eigenen Oper, das von Schubert nach allen Regeln der Kunst sehr plastisch variiert wird oder beim sehr kunstvolle­n Abschluss-Satz, der eindeutig in Richtung Sinfonik tendiert, mit einer düsteren, melancholi­sch-verhaltene­n fMoll-Einleitung Beethovens­cher Prägung beginnt, zielstrebi­g auf ein Schluss-Rondo hinläuft und in eine temperamen­tvolle und das Ganze massiv bejahende abschließe­nde Stretta mündet.

Die sehr zufriedene­n Zuhörer in der vollbesetz­ten Kirche bejahten dann die gelungene Interpreta­tion ebenso massiv mit langanhalt­endem Beifall, teilweise sogar stehend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany