Musiker begeistern mit Schubert-Oktett
Meisterliche Farbschattierungen und delikates Zusammenspiel
OLDENBURG – Im Rahmen der verdienstvollen langjährigen Reihe Musik in St. Stephanus wurde Franz Schuberts umfangreichstes Kammermusikwerk, das Oktett in F-Dur, D 803, von acht Solisten aus Oldenburg und umzu in einem beglückenden siebzigminütigem Konzert vorgestellt. Schuberts außergewöhnliches Oktett für ein Streichquartett (Holger Zindler, Brigitte Behrens, John Stock, Jörg Heinemann), Kontrabaß (Sei Makino), Horn (Andreas Zieger), Fagott (Susan Rühl) und Klarinette (Frerk Meyer) wurde vom Grafen Ferdinand von Troyer in Auftrag gegeben und von Schubert im Februar 1824 fertiggestellt. Schubert orientierte sich im Kompositionsprozess an Beethovens Septett Es-Dur op. 20 aus dem Jahr 1800, das ein Musterbeispiel für die schulbuchmäßige Darstellung aller Formmodelle der Wiener Klassik ist. Beethovens Septett ist zugleich galant und gelehrt, und deshalb übernahm Schubert auch für sein Oktett diese Zielrichtung, fügte den sieben Instrumenten von Beethoven zur Verstärkung des orchestralen Ausdrucks noch eine zweite Geige hinzu und komponierte sechs divertimento-artige Sätze voller Ausdruck, Farbenreichtum und rhythmischer Finesse.
Den acht Musikern, die dieses große Werk intensiv eingeübt hatten und bis auf einige wenige Unsauberkeiten auch professionell und kompetent interpretierten, war das Bemühen anzumerken, eine ganz und gar zwischen den Einzelinstrumenten ausgeglichene, ja „demo- kratische“Balance zu finden, was auch weitestgehend gelang. Von Beethovens Septett übernommen ist auch bei Schubert die teilweise konzertierende Haltung der ersten Geige, die damit doch, trotz „Demokratie“, primus inter pares ist, eine Rolle, die dem versierten und ausdrucksstarken Spiel von Holger Zindler entgegenkommt.
Die Interpretation der acht Musiker unterstrich das Galante, Serenadenhafte der Komposition durch stilsichere lebendige Rhythmisierungen und durch subtile Farbschattierungen beim delikaten Zusammenspiel einzelner Instrumente, die häufig auch nacheinander einsetzen und taktweise wieder aussetzen, um immer neuen instrumentalen Kombinationen und damit neuen Klangfarben Raum zu geben. Das Gelehrte des großformatigen Werkes hatte zuweilen, wie schon beim Patenstück von Beethoven, einen didaktischen Zug: so etwa beim Thema aus einer eigenen Oper, das von Schubert nach allen Regeln der Kunst sehr plastisch variiert wird oder beim sehr kunstvollen Abschluss-Satz, der eindeutig in Richtung Sinfonik tendiert, mit einer düsteren, melancholisch-verhaltenen fMoll-Einleitung Beethovenscher Prägung beginnt, zielstrebig auf ein Schluss-Rondo hinläuft und in eine temperamentvolle und das Ganze massiv bejahende abschließende Stretta mündet.
Die sehr zufriedenen Zuhörer in der vollbesetzten Kirche bejahten dann die gelungene Interpretation ebenso massiv mit langanhaltendem Beifall, teilweise sogar stehend.