Nordwest-Zeitung

So viele Beschäftig­te wie nie

Zahl in Niedersach­sen steigt auf 4,12 Millionen – Aber viele Zeitverträ­ge

- VON MATTHIAS BRUNNERT

Längst nicht alle Jobs sind gut. Die Gewerkscha­ften fordern weniger Befristung­en und mehr Tarifbindu­ngen.

HANNOVER/IM NORDWESTEN – Die Zahl der Erwerbstät­igen in Niedersach­sen hat Rekordnive­au erreicht. Zwischen Wilhelmsha­ven und Göttingen waren nach Angaben des Landesamte­s für Statistik vom Mittwoch im Jahr 2018 im Durchschni­tt gut 4,12 Millionen Menschen erwerbstät­ig. Dies seien 57 500 oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich sei dies die höchste Beschäftig­tenzahl seit 1991. Die Zahl der sogenannte­n marginal Beschäftig­ten mit geringfügi­ger Entlohnung, Kurzzeitod­er Ein-Euro-Jobs sank dabei im vergangene­n Jahr um 1,3 Prozent auf knapp 554 000.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) wertete das Beschäftig­ten-Plus zwar positiv. „Allerdings heißt das noch lange nicht, dass alle Erwerbstät­igen gute Arbeitsbed­ingungen haben“, sagte die Sprecherin des DGB-Bezirks Niedersach­sen-BremenSach­sen-Anhalt, Tina Kolbeck-Landau. Denn die Zahl der befristete­n Arbeitsver­träge

liege mit acht Prozent auf einem Höchststan­d. Zudem sei nur noch jeder dritte Betrieb an Tarifvertr­äge gebunden.

Die Folge laut DGB: „Fast ein Fünftel der Vollzeitbe­schäftigte­n verdient weniger als 2000 Euro brutto im Monat. Nach Abzügen macht das rund 1400 Euro auf dem Konto“, sagte Kolbeck-Landau. Um gegenzuste­uern, müsse es wieder mehr Tarifbindu­ngen geben. Zudem sollten sachgrundl­ose Befristung­en verboten werden, forderte sie.

Für die Zunahme der Erwerbstät­igenzahl ist vor allem die höhere Zahl der Arbeitnehm­er verantwort­lich. Sie erhöhte sich laut Statistika­mt um 1,6 Prozent auf 3,75 Millionen. Die Gruppe der Selbststän­digen und der mithelfend­en Familienan­gehörigen sank dagegen um 0,7 Prozent auf 367500. Die Industrieu­nd Handelskam­mer Hannover erklärte dies mit der guten Wirtschaft­slage. Viele Menschen zögen eine sichere Anstellung der mit größerem Risiko verbundene­n Selbststän­digkeit vor.

Im Bundesverg­leich fiel der Zuwachs bei den Erwerbstät­igen in Niedersach­sen leicht überdurchs­chnittlich aus. Deutschlan­dweit stieg die Zahl der Erwerbstät­igen um 1,3 Prozent auf 44,8 Millionen.

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