Gelbe Karte
G egenwind an allen Fronten: Mit seinem radikalen Reformkurs macht sich VW-Vorstandschef Herbert Diess zurzeit wenig Freude. Erst bringt er mit seinen Sparplänen die VW-Arbeitnehmervertreter um Betriebsratschef Bernd Osterloh gegen sich auf. Und dann kritisiert BMW-Chef Harald Krüger ungewöhnlich offen, dass Diess Subventionen künftig ausschließlich auf E-Autos konzentrieren will.
Diess mag im Grundsatz Recht haben: Ja, bei VW gibt es an manchen Stellen verkrustete Strukturen. Ja, an der Elektromobilität wird künftig kein Weg vorbeiführen. Doch die Art und Weise, wie er Arbeitnehmern, der übrigen Autobranche in Deutschland und auch der Bundesregierung den Kurs geradezu diktieren will, ist der falsche Weg. Osterloh hat bereits mit dem Aufstellen von Bedingungen deutlich gemacht, dass der Betriebsrat keinesfalls gewillt ist, klein beizugeben. Und auch BMW-Chef Krüger hat gute Argumente auf seiner Seite. Nicht überall wird das Batterieauto als allein glückselig machendes Fahrzeug der Zukunft angesehen. In einigen Ländern entwickeln sich Wasserstoff, künftig womöglich auch Hybride oder synthetische Kraftstoffe, zu ernsthaften Alternativen. Dies komplett auszublenden, wäre fatal.
Diess hat am Mittwoch von verschiedenen Seiten die gelbe Karte bekommen. Weitere rüde Fouls sollte er sich vorerst nicht erlauben. Ein bisschen, vor allem verbale, Zurückhaltung täte ihm durchaus gut.
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