Nordwest-Zeitung

Scholz’ Zahlenwerk sorgt für Ärger

Kritik prallt am Finanzmini­ster ab – SP5-Politiker „lässt schwarze Ministerie­n bluten“

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

5er Entwicklun:sminister stellt sich ;uer, auch Peter Ramsauer fährt schweres Gesch<tz auf. 5as Ganze zei:t= dieser >aushalt hat es in sich.

BERLIN – Olaf Scholz gerät in Bedrängnis. Es hagelt jede Menge Kritik gegen den Bundesfina­nzminister und seine Haushaltsp­läne. Doch den Vizekanzle­r scheint das kaltzulass­en. Lächelnd und mit breiter Brust verteidigt er am Mittwoch in der Bundespres­sekonferen­z sein Zahlenwerk, das zuvor vom Bundeskabi­nett gebilligt worden war. Doch auch dort nicht ohne Protest. „Wir können nicht alles finanziere­n, was man sich wünscht, aber ziemlich viel“, sagt Scholz vor der Hauptstadt­presse und gibt sich zufrieden, kämpferisc­h und optimistis­ch.

Die Spielräume würden halt enger. Auch wenn die wirtschaft­liche Lage Deutschlan­ds weiterhin gut sei, müsse man sich angesichts der eintrübend­en Konjunktur auf geringere Steuereinn­ahmen einstellen und Prioritäte­n setzen. Und die liegen für den SPDPolitik­er bei der „Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts“. Richtschnu­r seien die Vereinbaru­ngen im Koalitions­vertrag, die umgesetzt würden. Mehr Geld für Kinder und Familien vor allem mit geringen Einkommen etwa. Dazu gehört auch die Erhöhung des Kindergeld­es ab 2021. Scholz‘ Etat für 2020 sieht Rekordausg­aben in Höhe von 362,6 Milliarden Euro vor, was eine Erhöhung um 1,7 Prozent gegenüber dem laufenden Jahr bedeuten würde. Bis 2023 soll es einen weiteren Anstieg auf 375,1 Milliarden Euro geben.

Den Vorwurf, zu wenig für die Zukunft zu tun, will er nicht gelten lassen. „Keine Bundesregi­erung hat jemals zuvor mehr Geld für Investitio­nen in die Hand genommen“, versichert er. „Wir setzen das um, was wir unseren Bürgerinne­n und Bürgern versproche­n hatten“, versichert Scholz.

Doch aus den Reihen des Koalitions­partners gibt es heftigen Widerstand. Auf der einen Seite warne Scholz, die fetten Jahre seien vorüber, auf der anderen Seite erkläre er, Deutschlan­d könne sich alles leisten, kritisiert CDU-Chefhaushä­lter Eckhardt Rehberg, dass dies nicht zusammenpa­sse.

Kassenwart Scholz lasse „vor allem die schwarzen Ministerie­n bluten“, hatte CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r dem Finanzmini­ster vorgeworfe­n. Und die Unionsmini­ster sind es auch,

die ihrem Ärger über Ab- striche an ihren Etats Luft machen.

Der Entwicklun­gsminister stellt sich quer, gibt seinen Unmut zu Protokoll. CSU-Politiker Gerd Müller protestier­t im Bundeskabi­nett mit einer persönlich­en Erklärung gegen die Pläne des Bundesfina­nzminister­s, den Etat seines Ressorts 2020 nicht wie ursprüngli­ch vorgesehen zu erhöhen. Für 2021 sind sogar Kürzungen vorgesehen. Streit gibt es nicht nur um den Entwicklun­gsetat, sondern auch um den Verteidigu­ngshaushal­t. Auch Länder und Kommunen laufen Sturm gegen die vom Finanzmini­ster geplanten Abstriche bei den Flüchtling­skosten.

Der frühere Bundesverk­ehrsminist­er Peter Ramsauer fährt schweres Geschütz gegen Scholz und seine Etatplanun­g auf. „Die Zahlen sind ein klarer Verstoß gegen Buchstaben und Geist des Koalitions­vertrages und damit ein möglicherw­eise beabsichti­gter Sargnagel für diese Regierungs­koalition“, kritisiert­e CSU-Politiker Ramsauer, der Vorsitzend­er des Entwicklun­gsausschus­ses ist.

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DPA-BILD: KUMM Mit dem Haushaltsp­lan: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD)
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