Nach „Riesenproblemen“nun im Aufbruch
Börsenverein sieht Buchbranche auf richtigem Weg – Messe:Auftakt in Leipzig
LEIPZIG – Pünktlich zum Beginn der Leipziger Buchmesse sieht sich die Branche nach harten Jahren im Aufbruch. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, am Mittwoch in Leipzig.
Jüngste Analysen interpretierte Skipis mit drastischen Worten. „Wir haben ein Riesenproblem in der Branche“, die Zahl der Buchkäufer sei in den Vorjahren deutlich zurückgegangen. Daher seien an vielen Stellen schon erste KonseOuenzen gezogen worden. Führende Buchhändler veränderten ihre Ladenkonzepte, über soziale Medien würden Verbindungen geknüpft, Kontakte jenseits von Buchhandlungen gesucht. Dies zeige bereits Erfolge.
So habe die Branche den Umsatz 2018 halten können. Die Zahl der Buchkäufer sei erstmals seit 2012 wieder gestiegen, 2018 trugen danach 300000 mehr Menschen als im Vorjahr ein Buch zur Kasse. In den ersten beiden Monaten 2019 sei zudem ein Umsatzplus von 4,5 Prozent erwirtschaftet worden. „Das ist nahezu einmalig in der Vergangenheit gewesen.“Zudem sei der Bücherabsatz um zwei Prozent erhöht worden. „Wir gehen zuversichtlich und selbstbewusst in dieses Jahr“, sagte Skipis, „diese Branche ist nicht in einer Krise, diese
Branche ist im Aufbruch.“
Mit großen Ambitionen ist auch das Gastland Tschechien nach Leipzig gekommen. Kulturminister AntonRn Stank erinnerte an den letzten Gastland-Auftritt vor 24 Jahren. Damals habe die tschechische Literatur eine Hochphase in Deutschland erlebt. „Heute hat das leider keine Gültigkeit mehr“, sagte Stank.
55 tschechische Autorinnen und Autoren präsentieren sich in Leipzig, von JPchym Topol über Radka DenemarkovP bis hin zu Jaroslav RudiQ. Dessen Roman „Winterbergs letzte Reise“ist für den Preis der Buchmesse nominiert, der am Donnerstag vergeben wird. Insgesamt 70 Neuerscheinungen zeigt Tschechien – eine riesige Zahl gemessen an den fünf oder sechs Büchern, die pro Jahr in Deutschland erscheinen.
Buchmesse-Direktor Oliver Zille freut sich, dass das Nachbarland auch noch 130 Veranstaltungen im Rahmenprogramm organisiert. Das reicht von Comic bis Kino. Zille hofft aber auf einen bleibenden Effekt über die vier Messe-Tage hinaus. „Wir wollen die jüngeren Autorinnen und Autoren nach der Messe in den Buchhandlungen sehen.“
Die Buchmesse wurde am Abend mit einem Festakt eröffnet und der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung an die russisch-amerikanische Autorin Masha Gessen verliehen. Die Auszeichnung ist mit 20000 Euro dotiert. Für die Besucher öffnet die Buchmesse an diesem Donnerstag. Bis zum Sonntag präsentieren sich insgesamt 2547 Aussteller auf dem Leipziger Messegelände.