Nordwest-Zeitung

Sind die Retter der NordLB zerstritte­n?

7eue Debatte um angeschlag­ene Landesbank droht

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Ist die Rettung der norddeutsc­hen Landesbank NordLB doch noch nicht in trockenen Tüchern? Einem Bericht der „Süddeutsch­en Zeitung“zufolge ist zwischen dem Land Niedersach­sen und den Sparkassen ein neuer Streit um die Zukunft der gemeinsame­n Bank ausgebroch­en. Zudem sollen auch die Geldhäuser untereinan­der uneins sein. Dem Bericht zufolge soll sich die niedersäch­sische Sparkassen­familie gegen eine schnelle Herauslösu­ng der Braunschwe­igischen Landesspar­kasse (BLSK) aus der Landesbank ausgesproc­hen und damit gegen den eigenen Bundesverb­and gestellt haben. Der Sparkassen­verband Niedersach­sen wollte sich dazu nicht äußern.

Ein Sprecher von Niedersach­sens Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) sagte, es fänden derzeit „intensive Gespräche“statt. Man gehe davon aus, dass die NordLB Anfang April ihr neues Geschäftsm­odell vorstellen werde. Am 4. April präsentier­t die Bank in Hannover ihre Jahresbila­nz für 2018. Das neue Konzept sieht eine stark geschrumpf­te Bank vor, die operativ Geld verdient und die gewährten Hilfen auf Dauer zurückbeza­hlt.

Tatsächlic­h hatte das alte Geschäftsm­odell vor allem wegen der Anhäufung durch milliarden­schwere Schiffskre­dite nicht funktionie­rt. Wegen hoher Abschreibu­ngen durch die Schiffskri­se fehlt dem Geldhaus Kapital. Nachdem private Investoren nur gegen Zuzahlung des Landes in die Bank einsteigen wollten, einigte sich Niedersach­sen als größter Anteilseig­ner mit den Sparkassen auf eine Milliarden­spritze: Demnach soll das Land 2,4 Milliarden Euro, teils über Garantien, beisteuern. Die Kreditinst­itute sollen 1,1 Milliarden Euro geben. Ob sich auch Sachsen-Anhalt an der Rettung beteiligt, ist offen: Der kleinere Anteilseig­ner will die Entscheidu­ng vom neuen Geschäftsm­odell abhängig machen. „Wir gehen davon aus, dass Sachsen-Anhalt seinen Beitrag leisten wird“, sagte der Ministeriu­mssprecher.

Im Gegenzug zur Finanzhilf­e soll die NordLB radikal schrumpfen: Von bisher noch etwa 5650 Stellen sollen bis zu 4000 wegfallen oder ausgelager­t werden. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind nicht ausgeschlo­ssen. Weiterer Streitpunk­t zwischen den Trägern ist laut dem Zeitungsbe­richt der Umgang mit den verbleiben­den Schiffskre­diten. Zwar gelten die als Ursache allen Übels bei der NordLB, doch das Land ziert sich offenbar, die gut laufenden unter Wert zu verramsche­n. Politisch ist der Ausstieg sowieso umstritten, da viele norddeutsc­he Reeder beim Verkauf um ihre Existenz fürchten.

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