Nordwest-Zeitung

Legale Inhalte werden blockiert

- VON PETER RIESBECK, BÜRO BERLIN

Der Osnabrücke­r Tiemo Wölken (33), Europaabge­ordneter und Digitalexp­erte der SPD, wird am Dienstag über die Urheberrec­htsreform mit abstimmen. Im Interview erklärt er, warum er dazu <Nein= sagen wird.

FRAGE: Ze Wölken, Europas Jugend geht am Wochenende gegen die EU-Reform des Urheberrec­hts auf die Straße. Was spricht dagegen, dass Kreative wie Musiker für ihre Leistungen im Netz entlohnt werden? WÖLKEN: Überhaupt nichts. Die Frage ist nur, wie das rechtlich umgesetzt wird. Da habe ich mit Blick auf den vorgeschla­genen Artikel 13 ernste Zweifel. Bestimmte Inhalte drohen systematis­ch blockiert zu werden.

FRAGE: Vor allem Artikel 13 des Vorhabens steht in der Kritik. Darin ist geregelt, dass Plattformb­etreiber wie die Google-Tochter 3outube haften, wenn urheberrec­htlich geschützte Werke wie 4ilder, 5ilme und Musik hochgelade­n werden. Das Wort 6Uploadfil­ter78 kommt dort aber nicht vor. Was spricht dann gegen Artikel 13?

WÖLKEN: Das Wort „Uploadfilt­er“kommt tatsächlic­h nicht im Rechtstext vor. In der ursprüngli­chen Vorlage war von sogenannte­n „content recognitio­n techniques“die Rede – eine Erkennungs­software. Jetzt heißt es neutraler „means“– Mittel. Aber in einer Minute werden auf Youtube rund 450 Stunden Videomater­ial hochgelade­n. Diese Mengen lassen sich ohne Algorithmu­s und Erkennungs­software überhaupt nicht kontrollie­ren. Diese Software existiert aber noch nicht, daher werden Inhalte blockiert werden, die eigentlich legal sind. Und das ist ein Problem. FRAGE: 9DU und 9SU regen :etzt an, bei der Umsetzung der EU-Regelung ins nationale Recht den Uploadfilt­er einfach auszuspare­n. ;st das so einfach möglich?

WÖLKEN: Die Erkenntnis, dass Uploadfilt­er schädlich sind, hat sich bei der Union zu spät durchgeset­zt. Eine rein nationale Umsetzung würde gegen Europarech­t verstoßen. Deswegen hatte ich bereits im Sommer diese Ausnahme auf europäisch­er Ebene vorgeschla­gen. Der Vorschlag der CDU ist also eine Scheinlösu­ng.

FRAGE: ;m ersten Votum im Europ<ischen Parlament war die Mehrheit für die EU-Urheberrec­htsreform knapp. Die Stimmung geht =uer durch die politische­n Parteien. Wie werden Sie am Dienstag in der Schlussabs­timmung entscheide­n?

WÖLKEN: Mit Nein.

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BILD: SPD

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