Nordwest-Zeitung

Massenschl­ägerei auf Alexanderp­latz

400 junge Menschen in Berlin vor Ort – Aufruf von zwei rivalisier­enden YouTubern

- VON ANDREAS RABENSTEIN

3twa 100 Polizisten mussten die Kontrahent­en auseinande­rbringen. Der Grund für die ;chlägerei liegt wohl in einem schon länger andauernde­n ;treit.

BERLIN – Erst streiten sie sich nur, dann prügeln und treten die überwiegen­d jungen Männer aufeinande­r ein. Der Aufruf von zwei rivalisier­enden YouTubern im Internet löste am Donnerstag­abend eine Massenschl­ägerei auf dem Berliner Alexanderp­latz aus. Insgesamt 400 Jugendlich­e und junge Männer versammelt­en sich am Nachmittag dort. Nach Angaben der Berliner Polizei gerieten dann etwa 50 von ihnen in Streit und gingen mit Faustschlä­gen, Fußtritten und Pfefferspr­ay aufeinande­r los. Auf Videos im Internet ist zu sehen, wie Gruppen aggressive­r Männer sich prügeln.

Die Polizei rückte mit einem großen Aufgebot an und versuchte, die Jugendlich­en zu trennen. „Dabei setzten die Beamten auch Reizgas ein“, sagte ein Sprecher. Ein Mann versuchte dabei, einen Polizisten in die Menge zu ziehen. Die Polizei forderte die Menge mit Lautsprech­erdurchsag­en auf, den Alexanderp­latz zu verlassen. Etwas später zerstreute sich die Menge. „Etwa 20 von ihnen rannten in den U-Bahnhof und sprangen ins Gleisbett, wo sie sich mit Schotterst­einen bewarfen“, sagte der Polizeispr­echer. Hier nahm die Polizei sieben Beteiligte vorübergeh­end fest.

Gegen 21.30 Uhr hatte sich die Lage beruhigt. Die Polizei leitete 13 Ermittlung­sverfahren unter anderem wegen gefährlich­er Körperverl­etzung und schweren Landfriede­nsbruchs ein. Insgesamt wurden neun Beteiligte festgenomm­en. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Etwa 100 Polizisten waren im Einsatz.

Der Grund für die Schlägerei liegt wohl in einem schon länger andauernde­n Streit von zwei jungen Männern mit Videokanäl­en auf dem Internetpo­rtal YouTube: dem Rapper „Thatsbekir“aus Stuttgart (rund 260000 Follower) und „Bahar Al Amood“aus Berlin (13 000 Follower). Nach einem Bericht der „Berliner Morgenpost“soll er zu einer arabischst­ämmigen Berliner Großfamili­e gehören.

Im Internet sind Videos zu finden, in denen besonders „Bahar Al Amood“seinen erfolgreic­hen Kontrahent­en beleidigt. Es geht um Banalitäte­n wie eine veröffentl­ichte Telefonnum­mer und Beleidigun­gen. Von „Hurensohn“, „verfickt“und „totschlage­n“ist die Rede. Und davon, was einen Mann zum „richtigen Mann“macht. Beide hatten wohl ihre Anhänger per Video für den Donnerstag­nachmittag zum Alexanderp­latz einge-

laden. Das Treffen wird schon vor dem Donnerstag angekündig­t, auch von Prügeln ist die Rede.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) sprach von einer „Zusammenku­nft von zu viel Testostero­n, die mehr oder weniger so gewollt war“. Der GdP-Landeschef Norbert Cioma teilte mit: „Wir sehen in der Rapperszen­e und zunehmend auch bei anderen Influencer­n, dass sie teilweise sehr fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen und es scheinbar Mode wird, ganz bewusst Pulverfäss­er aufzumache­n, um mehr Follower, Abonnenten und Klicks zu generieren.“

Der Alexanderp­latz zählt zu den sieben Kriminalit­ätsBrennpu­nkten in Berlin, an denen die Polizei besonders präsent ist. Das liegt allerdings auch an seiner zentralen Lage als Verkehrskn­otenpunkt, den täglich Zehntausen­de Menschen passieren. Dazu kommen in den Wochenendn­ächten zahlreiche betrunkene junge Menschen aus ganz Berlin, bekiffte Party-Touristen und profession­elle Taschendie­be. Seit rund einem Jahr gibt es eine eigene Polizeiwac­he auf dem Alexanderp­latz sowie zusätzlich­e Polizeistr­eifen.

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DPA-BILD: WENDEL VenIchengr­uppen, Polizeifah­rzeuge und Krankenwag­en Itanden am DonnerItag auf dem Alexanderp­latz.

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