Zwei Lager ringen um Macht bei 96
Mitgliederversammlung stimmt über neuen Aufsichtsrat ab
HANNOVER – Wem gehört ein Profifußball-Club? Denjenigen, die das Geld geben? Oder denjenigen, die sich als Fans oder Mitglieder als Basis verstehen? Im modernen Fußball ist das eines der größten Reizthemen. Und bei Hannover 96 wird sich an diesem Samstag eine mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung um diese Frage drehen.
Auf dem Papier geht es zunächst einmal darum: Clubboss Martin Kind (74) will in Zukunft nur noch Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft Hannover 96 GmbH & Co. KGaA sein und deshalb nach fast 22 Jahren als Präsident des Muttervereins Hannover 96 e.V. aufhören. Die Mitgliederversammlung wird am Samstag einen neuen Aufsichtsrat für den eingetragenen Verein wählen, der dann wiederum Kinds Nachfolger als Präsident einsetzt. „Wir entscheiden über die Zukunft von 96“, sagte Kind selbst.
Denn was in anderen Vereinen eine reine Personalfrage ist, hat Hannover 96 tief in zwei Lager gespalten, die jeweils fünf eigene Kandidaten für den fünfköpfigen Aufsichtsrat nominiert haben und die beide erbittert um die künftige Struktur des Profifußballs beim zweimaligen deutschen Meister ringen. Die „Kind-Erben“um ihren Präsidentschafts-Kandidaten Matthias Herter wollen nichts an der größtmöglichen Unabhängigkeit der ProfifußballGesellschaft vom Mutterverein ändern. Sie unterstützen auch Martin Kinds Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung von der sogenannten 50+1Regel, die den Einfluss externer Investoren im deutschen Fußball begrenzen soll.
Die „Kind-Gegner“um ihren Präsidentschafts-Kandidaten Sebastian Kramer wollen zwar nicht die Ausgliederung der Profifußballer wieder rückgängig machen, aber ansonsten so ziemlich alle Entwicklungen stoppen, die Kind in den vergangenen Jahren vorangetrieben hat. Das heißt: Die unter dem Namen „Pro Verein 1896“organisierte Opposition will keine Abkehr von der 50+1-Regel und sie will den größtmöglichen Einfluss des e.V. auf die GmbH & Co. KGaA sicherstellen.
Beide Lager haben sich im Vorfeld jeweils einen Aufsichtsratskandidaten mit glorreicher 96-Vergangenheit gesichert. Für das Pro-Kind-Lager stellt sich Carsten Surmann (59) zur Wahl, der Kapitän der DFB-PokalsiegerMannschaft von 1992 war. Für die Opposition tritt der gebürtige Zwischenahner Carsten Linke (53) an, der zu den Führungsspielern der BundesligaAufstiegsmannschaft von 2002 gehörte.