„Viele mit dem Rücken zur Wand“
Oldenburger Kultur- und Kreativschaffende schlagen in der Krise Alarm
Finanzielle Hilfe in der Krise, das wird vor allem in Bezug auf die klassischen Wirtschaftsbereiche diskutiert. Auch aus diesem Grund schlagen die Oldenburger Kulturund Kreativschaffenden gerade Alarm.
„Viele stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand“, sagt Amon Thein vom Bündnis „Creative Mass“. Das Oldenburger Bündnis der Kultur- und Kreativschaffenden weist darauf hin, dass die Auftragslage für viele Kreative aktuell in gefährlichem Ausmaß einbricht. Das betreffe sowohl Musiker als auch Werbeund Designfachleute und bildende Künstler.
Gerade mit letzteren hat Wolfgang Heppner von der Werkschule – Werkstatt für Kunst und Kulturarbeit in Oldenburg viel zu tun. Die Werkschule bietet Kurse an, aber auch die Keramiktage auf dem Schloßplatz. „Viele von den Keramikwerkstätten sind auf Märkte angewiesen – und eigentlich alle auch auf PubliMass
OLDENBURG kumskontakt“, so Heppner. Die ersten dieser Märkte sollten eigentlich bald beginnen, aber stattdessen flattern Absagen ins Haus.
Musiker schon pleite
Ähnlich geht es in anderen Bereichen zu. Thein, der in Oldenburg die Schwarzseher Filmproduktion betreibt: „Musiker beispielsweise, deren Auftritte jetzt abgesagt wurden, sind jetzt schon Pleite.“Auch Freischaffende aus dem Designbereich, deren Aufträge storniert wurden, ja, an sich all die Kultur- und Kreativschaffende, die nicht auf die eine oder andere Art institutionell gefördert sind, stünden vor diesem Problem.
„Wir bezeichnen diejenigen, die nicht institutionell gefördert werden, oft als Die Unsichtbaren“, so Thein weiter. Behörden und Politik hätten diese oft nicht auf dem Schirm. „Kaum jemand hatte in der Vergangenheit die Möglichkeit, finanzielle Rücklagen zu bilden. Kultur ist in weiten Teilen prekär. An dieser lange bekannten, traurigen Realität wird jetzt niemand mehr vorbeisehen können“, sagt Thorsten Duhn von der Creative in einer Mitteilung aus dieser Woche.
Auf das Anliegen des Bündnisses hat die Stadt jetzt reagiert. Um die finanziellen Auswirkungen der Coronakrise für Kulturschaffende abzumildern, prüfe die Stadt Oldenburg mehrere Hilfsangebote, heißt es auf der Internetseite. Für Oberbürgermeister Jürgen Krogmann ergebe sich aus der aktuellen Situation eine klare Verpflichtung zu helfen: „Schließlich sind zahlreiche kulturelle Einrichtungen gerade durch behördliche Anordnungen geschlossen worden, deshalb müssen wir uns auch um die wirtschaftlichen Folgen kümmern.“
Hilfe für die Einrichtungen ist derweil nur die eine Seite. „Die Liquidität der Kreativund Kulturschaffenden muss gewährleistet sein“, betont Thein. Und auch Heppner hofft, dass „jetzt Strukturen aufgebaut werden, die in Krisenzeiten künftig helfen können.“Im Gesamtaufruf der Creative Mass heißt es dazu unter anderem: „Von finanzieller Unterstützung bis hin zu erleichterten Genehmigungen oder Aussetzen von Steuerzahlungen müssen alle Möglichkeiten der Unterstützung ausgeschöpft werden, um Oldenburgs Kultur- und Kreativszene am Leben zu halten.“
„Ein gutes Zeichen. Es sollte aber bitte schnell und unbürokratisch vorgegangen werden. Gemessen wird an der tatsächlichen Umsetzung!“, kommentiert dies Norbert Egdorf vom Netzwerk der Kultur- und Kreativwirtschaft „cre8 oldenburg“. Wichtig sei es, so Heppner weiter, dass sichergestellt werde, dass die Kreativ- und Kulturbranche und Wirtschaft, auch in ihrer Kleinteiligkeit und Vielfältigkeit die geplanten Hilfsangebote nutzen kann.
Solidarisch sein
Als Arbeiten gegen Politik und Verwaltung wollen Creative Mass ihre Bemühungen aber nicht verstanden haben, eher im Gegenteil. „Wir stehen nicht gegen die Politik. In diesen Zeiten müssen wir solidarisch sein und dafür stehen wir ein“, so Thein. Auch habe es, nachdem der Kulturausschuss der Stadt, in dem Thein als beratendes Mitglied sitzt, abgesagt wurde, weitere, gute Gespräche gegeben. Zudem hat das Land Niedersachsen am Mittwoch Hilfen für Kleinstunternehmer zugesagt. Aber, das betonen die Kreativen: „Die Zeit drängt!“