Wohlgefühl am Kopf auch in schlechten Zeiten möglich
Friseurgeschäfte dürfen vorerst geöffnet bleiben – Meinungen gehen unter den Meistern der Innung weit auseinander
Ein, am besten 1,5 Meter Sicherheitsabstand zu seinem Gegenüber. Das ist die Empfehlung, um sich möglichst nicht mit dem Coronavirus anstecken zu lassen. Sarah Pfützenreuter kann darüber nur schmunzeln. „Wie soll ich das machen?“, fragt die 24 Jahre alte Frau. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Olaf Keppert (52) betreibt die Meisterin in der Kleinen Kirchenstraße den Friseursalon „Die Schneider“.
Und nicht nur das: Der Betrieb ist eine gGmbH, also eine gemeinnützige Gesellschaft, deren Erträge für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Beschäftigt werden Auszubildende,
OLDENBURG die auf dem ersten Bildungsweg an den allgemeinbildenden Schulen Probleme haben – Menschen mit Migrationshintergrund beispielsweise, die in ihren Ausbildungsbetrieben aufgrund ihrer Sprachprobleme oftmals nicht die Probezeit überstehen. Bei der Schneiderei werden sie – auch wegen des Fachkräftemangels – aufgefangen
So weit, so gut: Doch Sarah Pfützenreuter sorgt sich in Zeiten des Corona-Virus um ihre und die Gesundheit ihrer Kollegen. Abgesagte Termine werden nicht neu vergeben. Sie kann nicht verstehen, warum die Friseurgeschäfte geöffnet bleiben sollen. Die Öffnung von Apotheken, Superund märkten oder Arztpraxen sei nachvollziehbar. Aber Friseurgeschäfte?
Szenenwechsel: In seinem Salon an der Achternstraße mit Blick auf das Lefferseck den Lappan schneidet Gerriet Schimmeroth einem Kunden die Haare, bei einer anderen Kundin kontrolliert er, ob seine Mitarbeiterin alles zur Zufriedenheit erledigt hat – hat sie. Schimmeroth ist mit allen seinen Kunden, das sind rund 35 am Tag, im direkten Körperkontakt. Ein Problem hat er damit nicht. „Wir haben ohnehin einen hohen Hygienestandard, weil wir mit Menschen zu tun haben“, sagt der Innungsobermeister. „Nun desinfizieren wir die Treppenläufe und Türklinken noch häufiger. Das Händewaschen nach einem Haarschnitt ist bei uns ohnehin üblich.“Der Innung gehören in Oldenburg rund 30 Betriebe an, etwa 150 Betriebe gibt es in der Stadt.
Die Kundinnen und Kunden seien allerdings sehr verunsichert, die Gespräche drehten sich an den Stühlen für ihn und seine zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur um ein Thema – Corona. Schimmeroth wirft ein, dass es den Unternehmern ja freigestellt sei, zu schließen. So wie die „Schnittstelle" von Meike Morschöck in Ofenerdiek beispielsweise. Für ihn käme das allerdings nicht in Frage. Denn: „Die Menschen sollen sich auch in schlechten Zeiten wohlfühlen.“Einer Sonntagsöffnung steht er ablehnend gegenüber. Das sei vor der Pandemie ja auch nicht notwendig gewesen.