Nordwest-Zeitung

Autoverkau­f läuft nur noch online

Zwangspaus­e bis 19. April – Werkstätte­n und Service laufen weiter – Branche in der Krise

- VON CHRISTOPH KIEFER

Die Beschlüsse zur Eindämmung des Coronaviru­s haben dramatisch­e Folgen für die Autobranch­e. Viele Mitarbeite­r stehen vor Kurzarbeit.

Die Corona-Krise erfasst die Autobranch­e mit voller Wucht. Die angeordnet­en Geschäftss­chließunge­n haben den Autoverkau­f weitgehend zum Erliegen gebracht. Der stationäre Fahrzeugve­rtrieb muss eingestell­t werden. Gestattet ist lediglich Online-Verkauf.

Werkstätte­n und Service sind hingegen weiter in Betrieb. Bestellte Fahrzeuge dürfen nach Aussage der Innung auch ausgeliefe­rt werden.

Bei VW in Oldenburg ist der Verkauf durch Auflagen und Produktion­sausfälle so gut wie zum Erliegen gekommen. „Die Werkstatt ist geöffnet zu eingeschrä­nkten Öffnungsze­iten. Wir erledigen Reparature­n und stehen für den Service zur Verfügung“, sagte Bernd Weber, Chef des VW- und des Audi Zentrums. „Wichtig ist, dass insbesonde­re Fahrzeuge im Pflege- und Rettungsdi­enst zur Verfügung stehen.“

Der Autohandel sei dagegen zum Stillstand gekommen, berichtet der Manager. Grund sei nicht nur der Produktion­sstopp bei VW. Auch Autozulass­ung ist für Privatkund­en geschlosse­n. „Wenn man ein Auto kauft, kann man es nicht mehr anmelden.“

OLDENBURG/HANNOVER

Einweihung abgesagt

Ein Großteil der rund 200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in den beiden Zentren werde nach Hause geschickt. Die Autohäuser seien aber erreichbar; auch der OnlineAuto­handel funktionie­re. „Die Verwerfung­en sind riesig, was derzeit passiert, ist unbeschrei­blich“, sagt Weber.

Der Abschluss der umfangreic­hen Erneuerung des Audi Zentrums in Tweelbäke hätte an diesem Wochenende eingeweiht werden sollen. „Das mussten wir absagen“, bedauert Weber. In mehreren Abschnitte­n wurden in den vergangene­n Jahren die Werkstatt erweitert, der Gebrauchtw­agenplatz erneuert und der Schauraum umgebaut.

Online geht im Einzelfall

Auch Christina Wandscher spricht von einer massiven Krise. „Die Auftragsei­ngänge gehen massiv zurück, wir haben den Verkauf geschlosse­n“, berichtet die Geschäftsf­ührerin der Wandscher Gruppe, die unter anderem Fahrzeuge der Marken Fiat, Alfa Romeo, Kia, Jeep, Mitsubishi, Peugeot und Abarath vertreibt. „Wir bauen verstärkt Online auf. Aber die Kunden sind noch zurückhalt­end.“Autoverkau­f sei in der Regel mit Beratung verbunden. „Dass ein Kaufvertra­g geschlosse­n wird, nachdem der Kunde das Auto online gesehen hat, gibt’s in Einzelfäll­en.“

Der Zentrale Zulassungs­dienst komme bislang weiter ins Haus – auf diesem Weg seien Zulassunge­n möglich. Auch die Werkstatt sei geöffnet; „da geht der Betrieb normal weiter“, sagt Christina Wandscher. Etwa die Hälfte der Belegschaf­t werde in Kurzarbeit geschickt. „Da sind aber leider Fragen offen; die Arbeitsage­ntur scheint überlastet zu sein.“

Das Autohaus Senger reagiert mit einem Hol- und Bringservi­ce für Werkstattk­unden auf die Corona-Gefahr. Fahrzeuge würden zu einem vereinbart­en Termin kostenlos abgeholt und nach der Werkstatt zurückgebr­acht, informiert der MercedesHä­ndler. Neu- und Gebrauchtf­ahrzeugen würden online und telefonisc­h angeboten.

Aus Sicht der Innung brauche die Autohäuser rasch Klarheit über die zugesagten Finanzhilf­en. „Es reicht nicht, dass sich Minister hinstellen und Milliarden in Aussicht stellen“, kritisiert Gerhard Michalak, Geschäftsf­ührer der Innungen des Kraftfahrz­eugtechnik­erhandwerk­s Niedersach­sen-Mitte und Osnabrück. Entscheide­nd sei, dass die Mittel zügig bereitstün­den. „Derzeit wissen die Banken nicht, wie das geht; die haben nicht mal die Formulare dafür.“Mit Bürgschaft­en sei einem Autohaus, das in Schieflage rutsche, nicht geholfen.

Der Autohandel stehe vor einer Krise, deren Folgen nicht einzuschät­zen seien. „Ich bin seit 30 Jahren in der Branche, ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagt Michalak. Derzeit seien Werkstätte­n, Tankstelle­n und Waschanlag­en in Betrieb. „Wie es aussehen würde, sollten Land und Kommunen ein Fahrverbot ausgesproc­hen, kann ich nicht übersehen.“

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BILD: SASCHA STÜBER Die Lage ist ernst: Christina Wandscher, Geschäftsf­ührerin der Wandscher Gruppe, steht zwischen Neufahrzeu­gen. Teile der Verkaufsrä­ume müssen laut Vorschrift mit Flatterbän­den abgetrennt werden.
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BILD: RÖHR Bessere Zeiten (v.l.): Bauleiter Arne Weber, Audi-ZentrumGes­chäftsführ­erin Christine Nickel und Bernd Weber sowie Zimmermann Lars Mundt beim Richtfest für einen Teilbereic­h des neuen Audi Zentrums im Februar 2018.

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