Autoverkauf läuft nur noch online
Zwangspause bis 19. April – Werkstätten und Service laufen weiter – Branche in der Krise
Die Beschlüsse zur Eindämmung des Coronavirus haben dramatische Folgen für die Autobranche. Viele Mitarbeiter stehen vor Kurzarbeit.
Die Corona-Krise erfasst die Autobranche mit voller Wucht. Die angeordneten Geschäftsschließungen haben den Autoverkauf weitgehend zum Erliegen gebracht. Der stationäre Fahrzeugvertrieb muss eingestellt werden. Gestattet ist lediglich Online-Verkauf.
Werkstätten und Service sind hingegen weiter in Betrieb. Bestellte Fahrzeuge dürfen nach Aussage der Innung auch ausgeliefert werden.
Bei VW in Oldenburg ist der Verkauf durch Auflagen und Produktionsausfälle so gut wie zum Erliegen gekommen. „Die Werkstatt ist geöffnet zu eingeschränkten Öffnungszeiten. Wir erledigen Reparaturen und stehen für den Service zur Verfügung“, sagte Bernd Weber, Chef des VW- und des Audi Zentrums. „Wichtig ist, dass insbesondere Fahrzeuge im Pflege- und Rettungsdienst zur Verfügung stehen.“
Der Autohandel sei dagegen zum Stillstand gekommen, berichtet der Manager. Grund sei nicht nur der Produktionsstopp bei VW. Auch Autozulassung ist für Privatkunden geschlossen. „Wenn man ein Auto kauft, kann man es nicht mehr anmelden.“
OLDENBURG/HANNOVER
Einweihung abgesagt
Ein Großteil der rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den beiden Zentren werde nach Hause geschickt. Die Autohäuser seien aber erreichbar; auch der OnlineAutohandel funktioniere. „Die Verwerfungen sind riesig, was derzeit passiert, ist unbeschreiblich“, sagt Weber.
Der Abschluss der umfangreichen Erneuerung des Audi Zentrums in Tweelbäke hätte an diesem Wochenende eingeweiht werden sollen. „Das mussten wir absagen“, bedauert Weber. In mehreren Abschnitten wurden in den vergangenen Jahren die Werkstatt erweitert, der Gebrauchtwagenplatz erneuert und der Schauraum umgebaut.
Online geht im Einzelfall
Auch Christina Wandscher spricht von einer massiven Krise. „Die Auftragseingänge gehen massiv zurück, wir haben den Verkauf geschlossen“, berichtet die Geschäftsführerin der Wandscher Gruppe, die unter anderem Fahrzeuge der Marken Fiat, Alfa Romeo, Kia, Jeep, Mitsubishi, Peugeot und Abarath vertreibt. „Wir bauen verstärkt Online auf. Aber die Kunden sind noch zurückhaltend.“Autoverkauf sei in der Regel mit Beratung verbunden. „Dass ein Kaufvertrag geschlossen wird, nachdem der Kunde das Auto online gesehen hat, gibt’s in Einzelfällen.“
Der Zentrale Zulassungsdienst komme bislang weiter ins Haus – auf diesem Weg seien Zulassungen möglich. Auch die Werkstatt sei geöffnet; „da geht der Betrieb normal weiter“, sagt Christina Wandscher. Etwa die Hälfte der Belegschaft werde in Kurzarbeit geschickt. „Da sind aber leider Fragen offen; die Arbeitsagentur scheint überlastet zu sein.“
Das Autohaus Senger reagiert mit einem Hol- und Bringservice für Werkstattkunden auf die Corona-Gefahr. Fahrzeuge würden zu einem vereinbarten Termin kostenlos abgeholt und nach der Werkstatt zurückgebracht, informiert der MercedesHändler. Neu- und Gebrauchtfahrzeugen würden online und telefonisch angeboten.
Aus Sicht der Innung brauche die Autohäuser rasch Klarheit über die zugesagten Finanzhilfen. „Es reicht nicht, dass sich Minister hinstellen und Milliarden in Aussicht stellen“, kritisiert Gerhard Michalak, Geschäftsführer der Innungen des Kraftfahrzeugtechnikerhandwerks Niedersachsen-Mitte und Osnabrück. Entscheidend sei, dass die Mittel zügig bereitstünden. „Derzeit wissen die Banken nicht, wie das geht; die haben nicht mal die Formulare dafür.“Mit Bürgschaften sei einem Autohaus, das in Schieflage rutsche, nicht geholfen.
Der Autohandel stehe vor einer Krise, deren Folgen nicht einzuschätzen seien. „Ich bin seit 30 Jahren in der Branche, ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagt Michalak. Derzeit seien Werkstätten, Tankstellen und Waschanlagen in Betrieb. „Wie es aussehen würde, sollten Land und Kommunen ein Fahrverbot ausgesprochen, kann ich nicht übersehen.“