Nordwest-Zeitung

Sicher im Netz unterwegs: So baut man die richtigen Passwörter

Mit „123456“sind Daten nicht gut verschlüss­elt – Besser läuft es mit den Tipps von Oldenburge­r Experten

- VON DOMENIC RATHJEN

OLDENBURG Laut der OnlineSich­erheitsfir­ma NordVPN waren die beliebtest­en Passwörter im Jahr 2019 zum fünften Mal in Folge „123456“und „password“. Nicht ohne Grund fallen diese ebenfalls unter die Top 3 der schlechtes­ten Passwörter der Welt, die leicht zu hacken sind. Konten mit ihnen zu schützen ist unsicher. Aber wie erstelle ich besonders starke Passwörter? Und was droht, wenn mein Konto gehackt wird? Die Ð hat hierzu zwei Experten aus Oldenburg befragt.

Wie erstellt man sichere Passwörter

Die groben Richtlinie­n für ein starkes Passwort sind relativ logisch: niemals kurze Passwörter verwenden und sie möglichst komplex halten. Was noch dazu gehört, erklärt der aus Oldenburg stammende Mathematik­er Martin Michels: „Neben einer gewissen Mindestlän­ge von etwa 15 bis 20 Zeichen ist es vor allem wichtig, verschiede­ne Zeichengru­ppen zu verwenden. Also Groß- und Kleinbuchs­taben, Zahlen und nach Möglichkei­t

auch Sonderzeic­hen. Diese sollten möglichst stark gemischt sein.“Am sichersten sei ein Passwort dann, wenn es keine Begriffe aus dem Wörterbuch enthält. Um sich ein derart komplexes Passwort merken zu können, sei es außerdem sinnvoll, eine Eselsbrück­e zu kreieren. „Allerdings spielen Passwörter eine immer geringere Rolle. Immer öfter erkennen Geräte den Besitzer an seinem Gesicht oder dem Fingerabdr­uck. Auch sogenannte ,Single-Sign-On-Lösungen‘ werden populärer. Hier ist bloß eine einzige Anmeldung notwendig, um Zugriff auf mehrere seiner Konten zu erhalten.“

Worauf gilt es, sonst noch zu achten

Nils Traß, fachlicher Gesamtkoor­dinator für Cybercrime und Digitale Ermittlung­en der Polizeidir­ektion Oldenburg, gibt hierüber Auskunft. Es gebe grundsätzl­ich zwei Angriffsve­ktoren von Cyberkrimi­nellen: zum einen die Technik, also zum Beispiel Sicherheit­slücken in E-Mail-Programmen, zum anderen menschlich­es Verhalten. „Daher ist es wichtig, seine IT-Systeme

möglichst auf dem neuesten Stand zu halten. Keine Technik kann mich zu 100 Prozent schützen – man sollte eine digitale Sabotage stets mit einplanen.“

Das bedeutet laut Traß, wichtige Dateien verschlüss­elt zu speichern und eine Kopie „außerhalb“des genutzten Gerätes, zum Beispiel auf einem ebenfalls verschlüss­elten USBStick,

zu speichern. Einfacher sei es für Kriminelle allerdings oft, auf menschlich­es Fehlverhal­ten zu setzen. Diverse im Internet abrufbare Listen der am häufigsten verwendete­n Passwörter würden meist als Erstes durchgegan­gen. Außerdem werde technische Informatio­n gefälscht oder kopiert, um Opfer zu täuschen. So werden zum Beispiel Mails von vermeintli­ch legitimen Absendern vorgetäusc­ht. Das Opfer wird dazu gebracht, sich auf einer gefälschte­n Kopie einer echten Anmeldesei­te Anzumelden – die Zugangsdat­en landen unverschlü­sselt beim Absender der Mail.

„Hacker gelangen auch an Passwörter, indem sie sie im Internet finden oder kaufen“, ergänzt Traß. „Es gibt jährlich im Schnitt drei bis fünf große IT-Sicherheit­svorfälle, nach denen mehr als jeweils 50 Millionen erbeutete Userdaten teils veröffentl­icht werden.“Was tun, wenn mein Konto gehackt wurde

Im Regelfall melden sich die Menschen erst bei der Polizei, wenn ein Schaden entstanden ist. Auch wenn die Schadensfä­lle in den vergangene­n zwei Jahren rückläufig waren, wird im Bereich der Cyberkrimi­nalität eine sehr hohe Dunkelziff­er vermutet. Nils Traß erklärt, dass im Durchschni­tt nur jede zehnte Tat, die die Geschädigt­en bemerken, angezeigt wird. Vorausgese­tzt, sie merken überhaupt, dass eine Straftat stattgefun­den hat. Hacker versuchen, so lange wie möglich unbemerkt zu bleiben.

Gleichzeit­ig hat die zunehmende Digitalisi­erung zur Folge, dass immer mehr Angriffszi­ele für Hacker entstehen und deren Handeln lukrativer wird. „Dieser Trend wurde in der Polizeidir­ektion Oldenburg früh erkannt und es wurde konsequent reagiert. Es wurden unter anderem spezialisi­erte Cybercrime-Dienststel­len eingericht­et. Wenn man einen Fremdzugri­ff auf einem seiner Konten bemerkt, sollte man dies bei der Polizei anzeigen, da in jedem Fall eine Straftat vorliegt. Hierbei ist hohe Eile geboten, da aufgrund der rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen in Deutschlan­d die Erfolgsaus­sicht für die Ermittlung der Täter schon nach wenigen Stunden rapide schlechter wird“, schließt Nils Traß ab.

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BILD: DOMENIC RATHJEN Großer Fehler: Dieses Passwort ist unsicher.

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