Nordwest-Zeitung

Konsequenz­en bedenken

- VON ANTONIA BOVENSIEPE­N

Haben Sie im letzten Urlaub bei der Stadterkun­dung die Kirche bestaunt? Haben Sie sich gefragt, wie die Instandhal­tung dieser Gebäude finanziert wird, die uns so viel über Kultur und Baustil vergangene­r Jahrhunder­te verraten?

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Es ist abzusehen, dass die Zahl der Ausstiege zunehmen wird, vermutet Pastor Dr. Ralph Hennings der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde Oldenburg.

Studien belegen, dass in Deutschlan­d bei den Menschen unter 31 rund ein Viertel der Getauften die Kirche verlässt. Die Gründe dafür lassen sich nicht sicher belegen. Jedoch lässt sich, wenn man das Alter betrachtet, darauf schließen, dass die Austritte mit der Kirchenste­uer zusammenhä­ngen. In dem Alter verdient man das erste Gehalt und stellt fest, dass man zwischen acht (Bayern und Baden-Württember­g) und neun Prozent seiner Einkommens­teuer als Kirchenste­uer zahlt. Dazu lebt man vielleicht nicht mehr dort, wo man aufgewachs­en ist, und es besteht kaum noch eine Bindung zur Gemeinde der Kindheit und Jugend. Die Menschen treten jedoch aus, ohne zu hinterfrag­en, was ihr Austritt bedeutet.

Als Folge der Austritte verschlech­tert sich die finanziell­e Situation der Kirchengem­einden. Besonders kleinere Gemeinden, wie auch im Oldenburge­r Umland, haben nur noch wenige Mitglieder und keinen eigenen Pastor. Was passiert, wenn eine Kirchengem­einde ihre Gebäude und Mitarbeite­r nicht mehr finanziere­n kann? Die Folgen machen sich in verschiede­nen Bereichen des Gemeindele­bens bemerkbar, wie bei der Kinder- und Altenbetre­uung, bei sozialen Projekten oder dem Friedhofsm­anagement. Bei den Kirchengeb­äuden ergibt sich ein weiteres Problem, da viele Kirchen, aufgrund des Denkmalsch­utzes, nicht einfach abgerissen werden dürfen und kaum anderen Zwecken dienen können.

Also sollte man, bevor man aus der Kirchengem­einde austritt, darüber nachdenken, wie folgenreic­h diese Entscheidu­ng ist. Dabei sollte man sich weniger auf den finanziell­en Faktor und die momentane Beziehung zum Glauben und zur Kirchengem­einschaft beziehen, da man mit der Mitgliedsc­haft kulturelle­s Erbe und die soziale Gemeinscha­ft unterstütz­t.

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ARCHIVBILD: KIRCHENGEM­EINDE Die Ohmsteder Kirche

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