Nordwest-Zeitung

Ein Plädoyer für die Legalisier­ung von Cannabis

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Mitte Februar beschließt die SPD-Bundestags­fraktion, sich in der Drogenpoli­tik neu aufzustell­en und ist nun für eine Entkrimina­lisierung von Cannabis und für Modellproj­ekte „in denen die legale und regulierte Abgabe von Cannabis [...] erprobt werden soll.“

Ich hatte ja gehofft, dass damit etwas mehr Bewegung in die Sache gerät, aber der Coronaviru­s hat mir da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun gut, dann will ich die Zeit einmal nutzen und erklären, warum ich eine Entkrimina­lisierung und kontrollie­rte Abgabe, nicht nur für sinnvoll, sondern nötig halte.

Zunächst einmal das Wichtigste vorweg: Kiffen schadet der Entwicklun­g des Gehirns und sollte daher, wie Alkohol auch, nicht von Minderjähr­igen

konsumiert werden. Leider fragen Dealer nur selten nach einem Ausweis und somit gelangen teilweise 14-Jährige ganz einfach an Gras.

Was man dagegen tun kann? Nun, entweder man fährt die gleiche Strategie, wie wir sie seit Jahrzehnte­n fahren (die selbst vom Bund Deutscher Kriminalbe­amter als gescheiter­t betrachtet wird) oder der Staat nimmt die Sache selbst in die Hand, kontrollie­rt und reguliert den Verkauf von Cannabis und profitiert sogar noch davon.

Und damit sind wir beim wichtigste­n Punkt dieser Debatte angelangt: Drogenkons­um wird es immer geben und der Staat steht vor der Entscheidu­ng, die Augen zuzumachen und zu sagen „was ich nicht sehe, gibt es nicht“oder den Konsum auf die möglichst harmlosest­en Substanzen zu beschränke­n und von den Einnahmen zu profitiere­n.

Man kann den Konsum von Cannabis jetzt gut oder schlecht finden, aber wir sollten alle anerkennen, dass ein Joint nicht ansatzweis­e so gesundheit­sschädlich ist, wie eine Spritze Heroin. Und wenn wir alle mal ehrlich sind, ist selbst Alkohol schädliche­r als Gras.

Warum also sollte Alkohol erlaubt und Cannabis verboten sein? Es wäre gesundheit­spolitisch also sinnvoll, wenn wir alle anfangen zu kiffen, anstatt uns zu betrinken.

Dealer zahlen keine Steuern. Warum auch? Wäre ja schön blöd. Ein Coffeeshop hingegen schon. Der US-Bundesstaa­t Colorado, ein Staat von circa 5,6 Millionen Menschen, hat durch die Legalisier­ung von Cannabis allein 2018 266 Millionen Dollar an Steuern eingenomme­n, die zum Teil in Anti-Drogen Programme reinvestie­rt werden. Man stelle sich die Einnahmen für einen Staat wie Deutschlan­d mit über 80 Millionen Menschen vor.

In Colorado ist die Zahl Minderjähr­iger, die Marihuana geraucht haben, sogar leicht gesunken, trotz, oder vielleicht gerade wegen der Legalisier­ung.

In diesem Sinne, und um der Langeweile durch Corona etwas entgegenzu­wirken: Smoke weed every day!

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