Jähes Ende überrascht Team und Trainer
Bundesliga-Aus sorgt für geteiltes Echo – VfL-Handballerinnen gehen abrupt auseinander
Durch Saisonende und Trainingsverbot kamen die VfL-Frauen nicht mehr zusammen. Einige Spielerinnen, die den Verein im Sommer verlassen, sind bereits weg.
OLDENBURG Der abrupte Abbruch der Handball-Bundesligasaison 2019/2020 hat Trainer, Betreuer und Mannschaft des VfL Oldenburg am Mittwochabend kalt erwischt und stößt auf ein geteiltes Echo. Einerseits zeigt das Team angesichts der Corona-Krise „allergrößtes Verständnis“für das Ende des Spielbetriebs, andererseits hätte sich Trainer Niels Bötel (32) einen anderen Zeitpunkt für die Entscheidung des Ligaverbandes HBF gewünscht. „Ich hätte grundsätzlich noch ein bisschen gewartet. Die Komplett-Absage kam doch jetzt sehr überstürzt und überraschend für alle. Anfang April hätte vielleicht auch noch gereicht“, sagt Bötel.
Auch Nationalspielerin Jenny Behrend räumt ein: „Als ich die Nachricht gelesen haben, musste ich dreimal schlucken. Das ist natürlich hart, weil das alles so plötzlich kam. Von
Null auf 100. Wir konnten uns nicht einmal richtig verabschieden.“Nichtsdestotrotz ist es für die 24-Jährige die richtige Entscheidung. „Die Gesundheit geht vor. Ich hoffe, dass wir alle die Zeit gemeinsam gut überstehen werden“, hofft Behrend, in der neuen Saison „wieder Vollgas geben zu können“. Oldenburgs Kapitänin Julia Renner befiel ebenfalls ein „total komisches“Gefühl beim Bekanntwerden des Saisonabbruchs. „Wir als Mannschaft sind ja immer viel zusammen, trainieren, sind im Fitnesscen
ter und sehen uns nahezu täglich. Das ist jetzt Knall auf Fall zu Ende. Aber natürlich war dies letztlich die einzig richtige Entscheidung“, sagt die 32jährige Torfrau, die sich darüber hinaus um die Clubs sorgt: „Das ist und wird nicht einfach. Alle bemühen sich, aber für einige Vereine wird es schwer werden, nach der Pause den normalen Ligabetrieb aufrecht erhalten zu können.“
Das vorerst letzte Punktspiel hatten die VfL-Frauen am 7. März bei der SG Bietigheim (22:37) bestritten. Danach folgte die zunächst verordnete Liga-Zwangspause bis zum 19.
April – und jetzt die KomplettAbsage. Helena Mikkelsen, die in Bietigheim in der 55. Minute das letzte Saisontor der VfLerinnen erzielt hatte, wird den Verein am Saisonende (30. Juni) ebenso verlassen wie mindestens vier weitere Spielerinnen. Mit dem Meisterschafts-Abbruch und Trainingsverbot haben diese Spielerinnen den Verein nun im Grunde schon verlassen. „Die Spielerinnen sind aktuell bei ihren Familien und Freunden. Sie können maximal individuell trainieren. Natürlich sind wir in Kontakt. Aber ob wir bis Juni alle nochmal zusammenkommen, bezweifle ich“, so Bötel. Gleichwohl sei es zumindest erfreulich, dass bislang keine Spielerin des VfL das Coronavirus betreffend über gesundheitliche Probleme klagt.
Der VfL-Trainer unterstützt in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Appell von Angela Merkel, die Gefahr in allen Bevölkerungsschichten ernst zu nehmen. „Die Rede der Bundeskanzlerin war bemerkenswert und gut. Sie hat sich bei allen Ärzten und Helfern bedankt und die Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Virus angemahnt“, betont Bötel, der sich wünscht, „dass alle auf ihre Worte hören und sich solidarisch zeigen“.
Viel Zeit für eine Saisonanalyse in sportlicher Hinsicht hatte Bötel noch nicht. Beim Saisonabbruch standen für die VfL-Frauen Platz zehn in der Tabelle und ein Punktestand von 11:25 zu Buche. „Bei einem optimalen Verlauf hätten es auch 18 Pluspunkte sein können. Auf Grund von fehlender Erfahrung und Cleverness hat meine junge Mannschaft den einen oder anderen Punkt liegen gelassen. Insgesamt muss ich mit der sportlichen Bilanz aber zufrieden sein“, setzt Bötel mit Blick auf die neue Spielzeit 2020/2021 darauf, nun in der langen Pause Zeit zu finden, um „mir mit meinem Team einiges zu erarbeiten“.