Wenn der größte Rivale eine eigene Trainingshalle hat
So ergeht es Heye Koepke und Justus Lechtenbörger in der Corona-Pause
OLDENBURG Einfach mal ausschlafen, ein freies Wochenende ohne Reise-, Spiel- und Turnierstress genießen, regenerieren und relaxen: Unter normalen Umständen würden die Tischtennis-Asse Heye Koepke (17) und Justus Lechtenbörger (14) solche Annehmlichkeiten ab und zu durchaus mit einem Lächeln annehmen. In diesen Zeiten, in denen die Entwicklungen in der Coronavirus-Krise für eine längere Zwangspause sorgen, ist aber den beiden leistungssport-orientierten Talenten aus Oldenburg dabei nicht so wohl zumute.
„Ich habe ja momentan
Heye Koepke und Justus Lechtenbörger lieben und leben den Tischtennis-Sport. Während für die Oldenburger aktuell nicht viel mehr als Fitness-, Kraft- und Mobilitätsübungen möglich sind, hat Koepkes bester Gegner aus Bayern eine eigene Trainingshalle.
nicht so viel tun“, sagt Koepke und freut sich daher darüber, Antworten auf die Ð-Anfrage zu geben, wie das denn bei ihm zur Zeit aussehe. Für ihn hat der umfassende Stopp im Tischtennis immense Auswirkungen auf sein Sportlerleben.
Sportinternat zugemacht
Manche Aktive aus den unteren Klassen betrifft der Trainingsausfall nur leicht oder gar nicht, weil sie sowieso nur die Punktspiele bestreiten, unregelmäßig oder ein bis zweimal pro Woche in die Halle gehen. Deutlich einschneidender ändert sich der Tagesablauf für die, bei denen der Sport eine ganz andere Rolle im Leben einnimmt.
16 bis 18 Stunden Training pro Woche stehen für Koepke, der vor eineinhalb Jahren auf das Sportinternat in Hannover gewechselt ist und dort für 96 in der 3. Liga spielt, sonst auf dem Programm. „Dienstags bis donnerstags trainiere ich noch vor der Schule. Und aktuell schlafe ich eher noch, wenn ich eigentlich schon im
Unterricht sitzen würde“, erzählt der 17-Jährige.
Das Sportinternat ist aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Die Talente wurden nach Hause geschickt. Das Kadermitglied des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) lebt nun erstmal wieder in seinem Elternhaus in Oldenburg.
Nicht Anschluss verlieren
„Normalerweise mache ich sechs Tischtennis-Einheiten und zweimal Athletiktraining pro Woche. Dazu kommen die Wettkämpfe am Wochenende, das ist manchmal schon ganz schön stressig“, berichtet Oldenburgs Nachwuchssportler des Jahres 2016, bei dem nun eher Langeweile herrscht.
Vom Verband habe er noch keine Infos erhalten, wie es nun weitergehe. „Wenn die Pause zu lange dauert, dann verliert man den Anschluss an Spieler, die vielleicht noch trainieren können. Kay Stumper zum Beispiel hat zu Hause eine eigene Trainingshalle“, erzählt Koepke mit Blick auf das aktuell beste deutsche Talent seiner Altersklasse vom bayerischen Bundesligisten TTC Neu-Ulm. Er selber halte sich mit Fitness- und Mobilitätsübungen zu Hause fit.
Zwei Minuten vor Abfahrt
Ähnlich geht es Lechtenbörger. Krafttraining und Laufen stehen für den OberligaSpieler vom OTB derzeit auf dem Plan. „Der Verband hat uns erstmal aufgetragen, uns fit zu halten“, erklärt er.
Bitter war für ihn die Kurzfristigkeit der Absagen. Der Oldenburger hatte sich zum zweiten Mal für die Deutschen Meisterschaften der U 15 qualifiziert, nach dem Aus in der Gruppe 2019 dieses Mal mit guten Chancen auf eine vordere Platzierung im saarländischen Schiffweiler. „Ich war am Donnerstag auf dem Weg nach Hannover, um dort noch einmal zu trainieren und dann Freitag mit den anderen Niedersachsen loszufahren. Zwei Minuten vor der Zug-Einfahrt in Hannover kam die Absage“, erzählt der 14-Jährige.
Zurück in Oldenburg hofft er nun auf einen Nachholtermin für die Titelkämpfe, da er in der nächsten Saison in die höhere Altersklasse rutscht: „Aber bisher gibt es dazu noch keine Informationen.“