Nordwest-Zeitung

Lufthansa steht nahezu still

Fast komplette Flotte am Boden – Zehntausen­de in Kurzarbeit

- VON STEFFEN WEYER

Der Konzern will möglichst alle Mitarbeite­r weiterbesc­häftigen. Einzig die Frachttoch­ter floriert zurzeit.

FRANKFURT Die Lufthansa und ihre Töchter wollen mit einem beispiello­sen Sparprogra­mm durch die Coronakris­e kommen. Der Dax-Konzern legt nahezu die gesamte Flotte still, schickt Zehntausen­de Mitarbeite­r in die Kurzarbeit und wirbt um milliarden­schwere Staatshilf­en. Nach der Krise werde nicht nur die globale Branche, sondern auch das Unternehme­n ein anderes sein, sagte Vorstandsc­hef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvorl­age in Frankfurt. „Wir haben eine kleinere Lufthansa-Gruppe vor uns.“

Derzeit befinde sich das Unternehme­n im „Ausnahmezu­stand“, sagte der Chef des umsatzstär­ksten Luftverkeh­rskonzerns in Europa. In der kommenden Woche seien nur noch rund 50 Flüge pro Tag plus einige Eurowings-Verbindung­en geplant. Interkonti­nentalflüg­e starteten nur noch von Frankfurt und dreimal pro Woche mit der Tochter Swiss ab Zürich. „Der Flugplan von 1955 sah genauso aus wie der, den wir in der kommenden Woche fliegen“, sagte Spohr. Rund 700 der 763 Flugzeuge in der Konzernflo­tte stehen dann über viele Flughäfen verteilt am Boden. In Frankfurt wird dafür sogar die Nordwest-Landebahn gesperrt.

Als einziger Betriebste­il floriert noch die derzeit voll ausgelaste­te Frachttoch­ter Lufthansa Cargo. „Die Nachfrage steigt täglich“, sagte Spohr. Das Unternehme­n prüfe daher den Einsatz verschiede­ner Langstreck­enjets aus der Passagierf­lotte, damit Lufthansa ihren Teil beitragen könne, die Lieferkett­en sicherzust­ellen. Zusätzlich sind die KranichJet­s im Charter-Einsatz für die Luftbrücke der Bundesregi­erung, um gestrandet­e Touristen nach Hause zu holen.

Um die Fixkosten zu senken, plant der Konzern Kurzarbeit

von mehreren Zehntausen­d Beschäftig­ten, will allerdings möglichst geringe Zuschüsse oberhalb der Sozialleis­tungen zahlen. Je weniger Zuschuss fließe, desto mehr Beschäftig­te könnten an Bord bleiben, erklärte Spohr. Es sei Unternehme­nsziel, möglichst alle 140 000 Beschäftig­ten weiter zu beschäftig­en. In Deutschlan­d sei bereits Kurzarbeit für 31 000 Kabinen-Mitarbeite­r der Lufthansa AG beantragt. Möglich sei Kurzarbeit für den vollen Arbeitsumf­ang über ein ganzes Jahr.

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AP-BILD: MARTIN MEISSNER Wie hier in Düsseldorf ist fast die komplette Lufthansa-Flotte am Boden.

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