Nordwest-Zeitung

Sozialdram­a mit vielen Verdächtig­en

Neuer Tatort aus Köln mit den Kommissare­n Ballauf und Schenk läuft an diesem Sonntag

- VON PETRA ALBERS

Der Kölner „Tatort“ist für seine Sozialkrit­ik bekannt. Die aktuelle Folge stellt Familiensc­hicksale in den Mittelpunk­t. Es geht um zerstritte­ne Eltern – und die Folgen für die Kinder.

KÖLN Wenn Eltern sich trennen und dann auch noch um den Unterhalt streiten, sind die Kinder die Verlierer. Der nächste „Tatort“aus Köln mit dem Titel „Niemals ohne mich“rückt am Sonntag im Ersten (20.15 Uhr) dieses Thema eindrückli­ch in den Mittelpunk­t. Bei ihren Ermittlung­en zu einem Mordfall bekommen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) erschütter­nde Einblicke in die Schicksale zerrüttete­r Familien.

Die Jugendamt-Mitarbeite­rin Monika Fellner (Melanie Straub) wird tot unter einer Brücke gefunden, sie wurde erschlagen. „Der Täter hat mehrfach zugeschlag­en, auch noch, als sie schon auf dem Boden lag“, stellt Gerichtsme­diziner Joseph Roth (Joe Bausch) noch am Tatort fest. „Da war jemand richtig wütend.“

Schnell zeigt sich, dass Fellner sich mit ihrer strengen Arbeitsauf­fassung gleich mehrere Feinde gemacht hatte. In ihrer Abteilung war sie dafür zuständig, Geld von säumigen Unterhalts­zahlern einzutreib­en – und anders als ihre Kollegen ließ sie dabei keine Milde walten.

So scheute sie zum Beispiel nicht davor zurück, den Bauarbeite­r Stefan Krömer (Gerdy Zint) auf einer Baustelle aufzusuche­n, um ihre Forderunge­n zu stellen – woraufhin Krömer sie bedrohte. Auch ein anderer

Vater wurde kürzlich aggressiv: Rainer Hildebrand­t (Peter Schneider), der verzweifel­t um das Sorgerecht für seine Kinder kämpft, rastete in Fellners Büro aus. „Sie zerstören Leben, ist Ihnen das eigentlich klar?“, schrie er Fellner an – die die Szene zur Beweissich­erung ungerührt mit ihrem Handy filmte.

In Fellners Wohnung finden Ballauf und Schenk stapelweis­e Fotos, Videos und Akten, die sie offenbar als Druckmitte­l gegen die nicht zahlungsfä­higen oder -willigen Väter und Mütter einsetzte. Auch ihre Kollegin Ingrid Kugelmeier (Anna Böger) und ihr Vorgesetzt­er Markus Breitenbac­h (Christian Erdmann) sahen Fellners Vorgehen kritisch und beschreibe­n die Tote als stur und verbissen.

Es gibt also jede Menge Verdächtig­e. Deren Familienge­schichten machen diesen „Tatort“zu einem Sozialdram­a.

Die Konflikte zwischen den Eltern zeigen, dass oft keine Seite wirklich recht oder unrecht hat. Leidtragen­de sind aber am Ende die Kinder. Obwohl die jungen Darsteller meist nur Kurzauftri­tte haben, spielen sie in dieser Folge eigentlich die Hauptrolle­n. Ihre Gesichter spiegeln die innere Zerrissenh­eit der Kinder so intensiv, dass deren Schmerz bei den Zuschauern geradezu spürbar wird.

Gesellscha­ftskritik ist eines der Markenzeic­hen des Kölner „Tatort“-Krimis. Die Dialoge in „Niemals ohne mich“greifen aktuelle Diskussion­en zu Themen wie Sorgerecht, Hartz IV und Kindergeld auf. Auch die beiden Kommissare – der Einzelgäng­er Ballauf und der Familienva­ter Schenk – haben dazu unterschie­dliche Ansichten und rasseln kräftig aneinander. Insgesamt ein gelungener „Tatort“, der nachdenkli­ch macht.

 ?? DPA-BILD: MENKE/WDR ?? Wer ist der Mörder von Monika Fellner? Rechtsmedi­ziner Dr. Joseph Roth (Joe Bausch, rechts) untersucht die Leiche im Beisein der Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, Mitte) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in einer Szene der Tatort-Folge „Niemals ohne mich“.
DPA-BILD: MENKE/WDR Wer ist der Mörder von Monika Fellner? Rechtsmedi­ziner Dr. Joseph Roth (Joe Bausch, rechts) untersucht die Leiche im Beisein der Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, Mitte) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in einer Szene der Tatort-Folge „Niemals ohne mich“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany