Nordwest-Zeitung

Stiller Star spielt meist Anwalt oder Politiker

Schauspiel­er William Hurt wird 70 Jahre alt – Bekannt geworden mit „Kuss der Spinnenfra­u“

- VON BARBARA MUNKER

LOS ANGELES William Hurt ist ein stiller Star. Schon in seiner Glanzzeit in Hollywood war er kein Mann großer Worte. „Ich habe das nicht erwartet, ich weiß nicht, was ich sagen soll“, stotterte Hurt 1986 auf der Oscar-Bühne in seiner kurzen Dankesrede. Damals 36 Jahre alt, hielt er den Oscar als bester Hauptdarst­eller in der Hand. Hurt hatte unter anderem Harrison Ford und Jack Nicholson übertrumpf­t.

Den ersten und bisher einzigen Oscar seiner langen Filmkarrie­re gewann er für die Darstellun­g des homosexuel­len Häftlings Luis Molina in dem Drama „Kuss der Spinnenfra­u“, der mit einem politische­n Gefangenen (Raúl Juliá) während der Militärdik­tatur in einem südamerika­nischen Gefängnis sitzt.

Das war Hurts kurzer Moment im Oscar-Rampenlich­t. Doch der Charakterd­arsteller, der an diesem Freitag (20. März) 70 Jahre alt wird, war längst ein gefragter Star. Er hatte schon den Thriller „Heißblütig – Kaltblütig“(1981) mit Kathleen Turner und den Kultstreif­en „Der große Frust“(1983) gedreht, beide unter der Regie von Lawrence Kasdan.

Es ging Schlag auf Schlag weiter. In „Gottes vergessene Kinder“glänzte Hurt als einfühlsam­er Lehrer an einer Schule für Hörgeschäd­igte. Die gehörlose Schauspiel­erin

Marlee Matlin gewann den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin, Hurt holte eine weitere Nominierun­g. An der Seite von Holly Hunter brillierte er dann in der gefeierten Mediensati­re „Nachrichte­nfieber – Broadcast News“, wieder hatte er Oscar-Chancen.

Mit fast 70 Film- und Fernsehpro­duktionen zählt Hurt zu Hollywoods fleißigste­n und vielseitig­sten Schauspiel­ern, inzwischen ist der Außenseite­r aber meist auf Nebenrolle­n festgelegt. Sein kleinerer Part als Richie Cusack in dem Verbrecher­drama „A History of Violence“, an der Seite von Hauptdarst­eller Viggo Mortensen, brachte ihm 2006 seine vierte Oscar-Nominierun­g ein.

Mit Stirnglatz­e, Brille und seriöser Erscheinun­g wird Hurt oft als Anwalt, Politiker oder Intellektu­eller gecastet. Man nimmt ihm auch leicht die Rolle des schnurrbär­tigen Generals Thaddeus Ross ab, den er in Marvel-Filmen wie „Der unglaublic­he Hulk“und „Avengers: Endgame“mimte. An der Seite von Scarlett Johansson als „Black Widow“kehrt Hurt in diesem Frühjahr als Ex-General Ross zurück und wird in dem Superhelde­nstreifen zum US-Außenminis­ter ernannt.

Sein Hollywood-Debüt gab Hurt mit 30 Jahren in dem Science-Fiction-Thriller „Der Höllentrip“. Als Forscher nimmt er im Selbstvers­uch eine Droge, die ihn in einen Urmenschen verwandelt. Der Plot klingt schräg, doch Hurt wurde mit einer Golden-Globe-Nominierun­g als bester Nachwuchsd­arsteller belohnt.

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DPA-BILD: KELLY Schauspiel­er William Hurt wird 70.

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