Vernunft besser als staatlicher Zwang
Wir Bürger in Niedersachsen stehen vor einer klaren und gleichzeitig harten Entscheidung: Entweder wir schränken uns und unser gewohntes Leben mit all den gravierenden und schmerzhaften Folgen selber weiter radikal ein. Oder wir warten darauf, bis der Staat das auch in letzter Konsequenz in Form einer Ausgangssperre für uns entscheidet.
Das Wochenende stimmte optimistisch, dass diese letzte Konsequenz noch verhindert werden kann. Die Menschen im Nordwesten blieben überwiegend zu Hause, vermieden größere Ansammlungen. Doch das reicht noch nicht. Das Virus verbreitet sich weiter, gefährdet vor allem ältere Menschen und droht, unser Gesundheitssystem und damit unsere Solidargemeinschaft zu sprengen. Nun greift für zwei Wochen eine umfassende Beschränkung sozialer Kontakte – allerdings mit etwas Luft für Spaziergänge im engen Familienkreis, für individuellen Sport, für den Weg zur Arbeit.
Die Auflagen nun strikt zu befolgen, ist in dieser Lage die einzige Möglichkeit, weitere noch drastischere staatliche Eingriffe in unsere Freiheitsrechte zu vermeiden. Statt über ordnungspolitische Prinzipien zu streiten und den Föderalismus, also die Souveränität der Bundesländer und unserer kommunalen Selbstverwaltungen, weiter in Frage zu stellen, könnte sich die Politik dann darauf konzentrieren, die fatalen Folgen dieser Krise abzumildern – mit ausreichender Ausstattung der Kliniken und Arztpraxen, mit unbürokratischer Hilfe für alle, deren Existenz jetzt akut bedroht ist, mit Forschungsprogrammen zur Bekämpfung der Krankheit.
Die Bundeskanzlerin hat ein letztes Mal an die Einsicht und Rücksicht aller appelliert. Wir müssen im Kampf gegen das Coronavirus Zeit gewinnen. Angela Merkel hofft – auch gegen den Widerstand einiger Länderchefs – weiter auf die Vernunft der Bürger als bessere Alternative zu staatlichem Zwang. Wir sollten diese Hoffnung nicht enttäuschen.
@ Den Autor erreichen Sie unter Schoenborn@infoautor.de