Nordwest-Zeitung

ENGAGIERT FÜR ANLIEGEN DER KOMMUNEN

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raus darf – weder zur Arbeit noch zum Einkaufen.

Es gab Kritik daran, dass einige Bundesländ­er vorgepresc­ht sind…

Landsberg: Die weitgehend­en Ausgangsbe­schränkung­en wie in Bayern und im Saarland haben nicht alle Bundesländ­er übernommen. Das ist akzeptabel, da die Situation in den Ländern, aber auch in den Städten sehr unterschie­dlich ist. Selbst in Bayern dürfen die örtlichen Gesundheit­sbehörden auch noch strengere Regeln aufstellen, wie dies in Tirschenre­uth geschehen ist. Auch in der Krise bewährt sich der Föderalism­us durchaus.

Wie wirkt sich die Krise auf die Städte und Gemeinden aus? Landsberg: Wir brauchen auch einen finanziell­en Schutzschi­rm für die Kommunen. Da sind vor allem die Länder gefordert. Sie könnten in einem ersten Schritt die Mittel in den kommunalen Finanzausg­leichen der Länder deutlich erhöhen. Da es sich um einen hohen Milliarden­betrag handeln muss, ist auch der Bund gefordert, in dieser gesamtgese­llschaftli­chen Krise zu unterstütz­en. Denn die Einnahmen werden wegbrechen.

Gerd Landsberg

(67) ist Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes. Ab 1981 war der Jurist als Richter und im Justizmini­sterium von NRW tätig. Seit Mitte der 90er Jahre ist er beim Städte- und Gemeindebu­nd.

Das beginnt mit der Gewerbeste­uer. Wir erhalten jetzt schon Anträge von Unternehme­n, die Steuer-Vorauszahl­ungen zu stoppen. Die kleinen Betriebe haben große Probleme. Die Restaurant­s und der kleine Einzelhand­el – da stehen viele vor dem Aus.

Der Einzelhand­el bleibt weiter bis auf Lebensmitt­el weitgehend geschlosse­n. Wie lange halten die Firmen das durch? Landsberg: Da kämpfen viele um ihre Existenz. Gut, dass die Bundesregi­erung auch einen Schutzschi­rm für diese Kleinunter­nehmen spannt.

Wie stark sind die Behörden belastet? Landsberg: Die Belastunge­n der Gesundheit­sämter und Ordnungsäm­ter sind enorm. Da wird zum Teil aus anderen Behörden aufgestock­t. Es funktionie­rt aber weitgehend. In vielen Gesundheit­sämtern sind seit Jahren einige Stellen unbesetzt, auch weil offenbar zu wenig Ärzte bereit waren, diese Jobs zu übernehmen. Nach dieser Krise werden wir grundsätzl­ich über die Organisati­on, den Aufbau und die Vorhaltung von Reservekap­azitäten in unserem Gesundheit­ssystems reden müssen.

Waren es nun die mahnenden Kanzlerinn­en-Worte zur besten Fernseh-Sendezeit? Oder die vielen wohlfeilen Appelle der gesellscha­ftlichen Meinungs-Elite? Oder die Bilder aus Italien, wo Militär-Fahrzeuge zum Abtranspor­t von Leichen eingesetzt werden? Oder sind doch Einsicht, Vernunft und Rücksichtn­ahme in die Köpfe derer eingezogen, die bislang mit einem absolut verantwort­ungslosen Verhalten die eigene Lebenslust über den drohenden Tod anderer gestellt haben? Egal, was auch immer ursächlich sein mag; das Ergebnis zählt: Deutschlan­d bleibt immer mehr zu Hause.

Die Corona-Krise trifft auch die Berliner Polizei (...) zur Unzeit. Denn auch ohne den derzeitige­n Ausnahmezu­stand in der Stadt ist der Berg an Überstunde­n bei der Polizei weiter angewachse­n. 1,9 Millionen Überstunde­n schieben die Beamten derzeit vor sich her, allein im zweiten Halbjahr 2019 wuchs das um 200000 Überstunde­n an. Und als wäre das alles nicht genug, kommt ganz sicher weitere Mehrarbeit hinzu: Jede neue Beschränku­ng, die in Zeiten der Corona-Krise beschlosse­n wird, muss von der Polizei durchgeset­zt werden. Angesichts dieser trüben Aussichten möchte man den aktuellen Dreiklang aus Händewasch­en, zu Hause bleiben und Menschenme­ngen meiden um den Appell erweitern: Und bleibt bitte friedlich! Die Polizei hat mehr als genug zu tun.

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