Nur noch zu zweit unterwegs
Diese Einschränkungen gelten ab sofort in Deutschland
Gähnende Leere auf Deutschlands Straßen – und nun verhängt die Politik bundesweit drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Eine Ausgangssperre gibt es aber nicht.
BERLIN Im Kampf gegen die Coronaepidemie greifen Bund und Länder zu schärferen Mitteln. Auf folgende Maßnahmen haben sich die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Telefonschalte am Sonntagnachmittag verständigt:
Die Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.
In der Öffentlichkeit ist, wo immer möglich, zu anderen als den unter 1. genannten Personen ein Mindestabstand von mindestens 1,5 m einzuhalten.
Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet.
Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuung, Einkäufe, Arztbesuche, Teilnahme an
Sitzungen, erforderlichen Terminen und Prüfungen, Hilfe für andere oder individueller Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeiten bleiben selbstverständlich weiter möglich.
Gruppen feiernder Menschen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Einrichtungen sind angesichts der ernsten Lage in unserem Land inakzeptabel. Verstöße gegen die
Kontakt-Beschränkungen sollen von den Ordnungsbehörden und der Polizei überwacht und bei Zuwiderhandlungen sanktioniert werden. Gastronomiebetriebe werden geschlossen. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause. Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe werden geschlossen, weil in diesem Bereich eine körperliche Nähe unabdingbar ist. Medizinisch notwendige Behandlungen bleiben hingegen weiter möglich.
In allen Betrieben und insbesondere solchen mit Publikumsverkehr ist es wichtig, die Hygienevorschriften einzuhalten und wirksame Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Besucher umzusetzen.
Diese Maßnahmen sollen eine Geltungsdauer von mindestens zwei Wochen haben.
Bund und Länder wollen bei der Umsetzung dieser Einschränkungen sowie der Beurteilung ihrer künftig Wirksamkeit eng zusammenarbeiten. Weitergehende Regelungen aufgrund von regionalen Besonderheiten oder epidemiologischen Lagen in den Ländern oder Landkreisen bleiben aber möglich.
Sorge in Großbritannien:
Das Virus könnte hier besonders viele Menschenleben fordern, fürchten Experten. Bis Sonntagmorgen haben sich 5683 Menschen infiziert und 281 Patienten sind gestorben. Ärzte haben britischen Medienberichten schon die Anweisung bekommen, nach Überlebenschancen der Patienten abzuwägen, wer Hilfe erhält. Nun sollen sich bis zu 1,5 Millionen Briten mit Vorerkrankungen in eine Isolation begeben – für drei Monate.
Notstand in Spanien:
Zur Eindämmung der Coronakrise verlängert die Regierung den Notstand und die Ausgangssperre um zwei Wochen bis zum 12. April. Nach Italien ist Spanien das derzeit von der Krise am schwersten betroffene Land Europas. Bis Sonntag wurden 28 500 Infizierte und 1720 Tote registriert.
Ausgangssperren in USA:
Die Zahl der Infizierten schnellte binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr als 24 000 Fälle in die Höhe. Fast ein Viertel der US-Bevölkerung, 80 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssperren betroffen.
Papst spendet Segen:
Papst Franziskus hat alle Christen für Mittwoch ab 12 Uhr zu einem gemeinsamen „Vaterunser“für ein Ende der Corona-Pandemie aufgerufen und als große Ausnahme für Freitag, 18 Uhr, den Sondersegen „Urbi et Orbi“angekündigt. Dieser wird eigentlich nur zu Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen.
Hilfe für Heinsberg:
Die Bundeswehr hat am Sonntagmorgen damit begonnen, Nothilfe an den besonders betroffenen Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen zu leisten. Dazu übergaben Soldaten den Hilfskräften zwei Beatmungsgeräte für Intensivstationen, 3000 Atemschutzmasken, 15 000 Mund- und Nasenschutzmasken sowie 8000 Kittel.
Tote in Würzburger Heim:
In Würzburg sind neun mit dem Coronavirus infizierte Senioren aus einem Pflegeheim gestorben. Insgesamt seien 34 Bewohner positiv getestet worden, sieben von ihnen lägen in Kliniken. Zudem hätten sich 27 Mitarbeiter infiziert, bestätigte das Heim. Die Infektionsquelle sei unbekannt.