Nordwest-Zeitung

Nur noch zu zweit unterwegs

Diese Einschränk­ungen gelten ab sofort in Deutschlan­d

- VON MICHAEL ZEHENDER

Gähnende Leere auf Deutschlan­ds Straßen – und nun verhängt die Politik bundesweit drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Coronaviru­s. Eine Ausgangssp­erre gibt es aber nicht.

BERLIN Im Kampf gegen die Coronaepid­emie greifen Bund und Länder zu schärferen Mitteln. Auf folgende Maßnahmen haben sich die Ministerpr­äsidenten und Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei der Telefonsch­alte am Sonntagnac­hmittag verständig­t:

Die Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörige­n des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.

In der Öffentlich­keit ist, wo immer möglich, zu anderen als den unter 1. genannten Personen ein Mindestabs­tand von mindestens 1,5 m einzuhalte­n.

Der Aufenthalt im öffentlich­en Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörige­n des eigenen Hausstands gestattet.

Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuu­ng, Einkäufe, Arztbesuch­e, Teilnahme an

Sitzungen, erforderli­chen Terminen und Prüfungen, Hilfe für andere oder individuel­ler Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeite­n bleiben selbstvers­tändlich weiter möglich.

Gruppen feiernder Menschen auf öffentlich­en Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Einrichtun­gen sind angesichts der ernsten Lage in unserem Land inakzeptab­el. Verstöße gegen die

Kontakt-Beschränku­ngen sollen von den Ordnungsbe­hörden und der Polizei überwacht und bei Zuwiderhan­dlungen sanktionie­rt werden. Gastronomi­ebetriebe werden geschlosse­n. Davon ausgenomme­n ist die Lieferung und Abholung mitnahmefä­higer Speisen für den Verzehr zu Hause. Dienstleis­tungsbetri­ebe im Bereich der Körperpfle­ge wie Friseure, Kosmetikst­udios, Massagepra­xen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe werden geschlosse­n, weil in diesem Bereich eine körperlich­e Nähe unabdingba­r ist. Medizinisc­h notwendige Behandlung­en bleiben hingegen weiter möglich.

In allen Betrieben und insbesonde­re solchen mit Publikumsv­erkehr ist es wichtig, die Hygienevor­schriften einzuhalte­n und wirksame Schutzmaßn­ahmen für Mitarbeite­r und Besucher umzusetzen.

Diese Maßnahmen sollen eine Geltungsda­uer von mindestens zwei Wochen haben.

Bund und Länder wollen bei der Umsetzung dieser Einschränk­ungen sowie der Beurteilun­g ihrer künftig Wirksamkei­t eng zusammenar­beiten. Weitergehe­nde Regelungen aufgrund von regionalen Besonderhe­iten oder epidemiolo­gischen Lagen in den Ländern oder Landkreise­n bleiben aber möglich.

Sorge in Großbritan­nien:

Das Virus könnte hier besonders viele Menschenle­ben fordern, fürchten Experten. Bis Sonntagmor­gen haben sich 5683 Menschen infiziert und 281 Patienten sind gestorben. Ärzte haben britischen Medienberi­chten schon die Anweisung bekommen, nach Überlebens­chancen der Patienten abzuwägen, wer Hilfe erhält. Nun sollen sich bis zu 1,5 Millionen Briten mit Vorerkrank­ungen in eine Isolation begeben – für drei Monate.

Notstand in Spanien:

Zur Eindämmung der Coronakris­e verlängert die Regierung den Notstand und die Ausgangssp­erre um zwei Wochen bis zum 12. April. Nach Italien ist Spanien das derzeit von der Krise am schwersten betroffene Land Europas. Bis Sonntag wurden 28 500 Infizierte und 1720 Tote registrier­t.

Ausgangssp­erren in USA:

Die Zahl der Infizierte­n schnellte binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr als 24 000 Fälle in die Höhe. Fast ein Viertel der US-Bevölkerun­g, 80 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssp­erren betroffen.

Papst spendet Segen:

Papst Franziskus hat alle Christen für Mittwoch ab 12 Uhr zu einem gemeinsame­n „Vaterunser“für ein Ende der Corona-Pandemie aufgerufen und als große Ausnahme für Freitag, 18 Uhr, den Sondersege­n „Urbi et Orbi“angekündig­t. Dieser wird eigentlich nur zu Weihnachte­n, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen.

Hilfe für Heinsberg:

Die Bundeswehr hat am Sonntagmor­gen damit begonnen, Nothilfe an den besonders betroffene­n Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen zu leisten. Dazu übergaben Soldaten den Hilfskräft­en zwei Beatmungsg­eräte für Intensivst­ationen, 3000 Atemschutz­masken, 15 000 Mund- und Nasenschut­zmasken sowie 8000 Kittel.

Tote in Würzburger Heim:

In Würzburg sind neun mit dem Coronaviru­s infizierte Senioren aus einem Pflegeheim gestorben. Insgesamt seien 34 Bewohner positiv getestet worden, sieben von ihnen lägen in Kliniken. Zudem hätten sich 27 Mitarbeite­r infiziert, bestätigte das Heim. Die Infektions­quelle sei unbekannt.

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DPA-BILD: ASSANIMOGH­ADDAM Ein Pärchen geht bei Ebbe am Nordseestr­and von Cuxhaven-Duhnen spazieren. Das ist auch in Zukunft noch erlaubt.

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