Ist das Land gut genug für die Coronakrise gerüstet?
Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, richtet deutliche Worte an uneinsichtige Bürger
Herr Scholz, wie sieht Ihr Tag derzeit aus? Bekommt Ihre Frau Sie eigentlich noch zu sehen?
Scholz: Ich fange gar nicht so früh an. Gegen acht Uhr bin ich im Büro und habe bis dahin schon Zeitungen und Berichte gelesen, damit ich auf dem Laufenden bin. Dann haben wir eine kurze Besprechung mit der Ministerin und dem Stab. Ab zehn tagt der Krisenstab. Nachmittags kümmern wir uns um die Umsetzung, um die einzelnen Erlasse. Ich telefoniere pausenlos. Zwischen sieben und acht fahre ich nach Hause, aber ich telefoniere oft noch bis zehn oder elf. Und dann bin ich echt erschossen. Ich bin ja nicht mehr 40.
Wie fühlt es sich an, der oberste Krisenmanager von Niedersachsen zu sein? Scholz: Im Grunde genommen ist die Arbeit gar nicht viel anders als sonst. Aber es ist schon eine Menge Druck: Nicht dass ich den Stab zu einer falschen Entscheidung führe! Doch ich werde nicht nervös. Die Lage ist nun mal so, es hilft ja nichts. Und auf mich ist diese Aufgabe zugekommen, weil unser Ministerium zuständig ist.
Gab es neben all den schlechten Nachrichten in Sachen Corona auch eine Nachricht, die Sie gefreut hat?
Scholz: Abends höre ich mir oft Podcasts dazu an. Die Entwicklung eines Impfstoffs wird noch dauern. Aber ich habe gehört, dass Medikamente,
Heiger Scholz
(62, SPD) ist seit November 2017 Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Nach seinem JuraStudium wurde er 1995 Stadtdirektor in Seelze und war von Februar 2006 bis Ende 2017 Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages.
Hat Niedersachsen alles, um diese Krise zu durchstehen? Scholz: Das werden wir erst wissen, wenn es vorbei ist. Die entscheidende Frage ist, ob wir die Ausbreitung des Virus so verlangsamen können, dass die Krankenhausbetten für die Erkrankten ausreichen.
Wie soll die Bevölkerung dabei mitwirken?
Scholz: Zweck der ganzen Maßnahmen ist, die Leute körperlich voneinander zu trennen. Also nicht in Gruppen am Maschsee in Hannover oder an der Hase in Osnabrück stehen! Das finde ich komplett daneben. Und dann kann es auch sein, dass es zu einer Ausgangssperre kommt. Wer also nicht arbeitet, soll wirklich zu Hause bleiben. Wer einen Garten hat, soll sich hineinsetzen. Ansammlungen vermeiden, Abstand halten! Vernünftig sein! Wie mal jemand gesagt hat: Der Verstand ist uns gegeben, damit wir uns seiner bedienen.
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