Die Zukunft der Orchester ist weiblich
41 Prozent Frauen in den deutschen Berufsorchestern – Männerdomäne wackelt erheblich
Geburtstag: Prinzessin Eugenie (1990/Bild), britische Prinzessin, Tochter von Prinz Andrew und seiner geschiedenen Frau Sarah Ferguson
Todestag: Philip Kerr (19562018), britischer Schriftsteller
Bei den Bremer Philharmonikern liegt die Quote sogar bei 53 Prozent. Das Oldenburgische Staatsorchester hat bei allen Holzblasinstrumenten Stimmführerinnen.
OLDENBURG/BREMEN Die Jahre liegen vielleicht nicht fern, in denen große Berufsorchester stolz darauf sein könnten, noch viele Männer an ihren Pulten sitzen zu haben. Ihre Dominanz schwindet unaufhaltsam. Das verkündet sogar die Deutsche Orchestervereinigung (DOV). Sie fasst ihre neueste Statistik vom Februar in den Satz: „Die Zukunft der Orchester ist weiblich!“
Wer vorausschauen will, muss auch die Vergangenheit betrachten. Zum Ende der 1980er-Jahre trat im Oldenburgischen Staatsorchester Marianne von Hänisch ihre Stelle als 1. Konzertmeisterin an, als eine der ersten in Deutschland. Kollegen ließen sie intensiv spüren, dass sie die Geigerin als Eindringling betrachteten. Ende 2012 begann Ruth Ellendorff ihren Dienst im Staatsorchester. Als Tubistin brach sie eine Männerdomäne ein. Doch: „Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen“, hat die heute 33Jährige nicht vergessen.
Die DOV als Berufsvereinigung von rund 10 400 „berufsaktiv Versicherten“meldet 4270 Frauen, also 41 Prozent weibliche Orchestermitglieder. 1971 lag die Quote unter sechs Prozent, 1987 erst bei zwölf. In 14 der 129 deutschen Berufsorchester liegt sie jetzt über 50 Prozent. Die Bremer Philharmoniker fallen mit 53 Prozent Musikerinnen in diese Kategorie. Die Oldenburger stehen mit 50 an der Schwelle.
Staatsorchester-Direktor Oliver Kersken verweist darauf, dass in allen vier Holzbläser-Gruppen Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott Stimmführerinnen an den ersten Pulten sitzen. „Gerade zum 1. März haben wir Leah Blomenkamp (24) als Solofagottistin verpflichtet“, berichtet er. allen bekommen. „Dass andere Orchester bei der Auswahl längst ohne Ansehen von Personen und Geschlecht strikt auf das Können setzen, zahlt sich bei vielen aus“, stellt Timmermann fest.“Wenn nach subjektiver Einschätzung das Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks für das derzeit beste deutsche gehalten wird, verwundert das nicht.
Klingen Orchester mit mehr Frauen anders? Weder Kersken noch Kötter-Lixfeld „hören da etwas heraus“. Sicherlich sei der Umgang im Ensemble offener geworden. „Es gibt Haudegen und ganz feinfühlige Persönlichkeiten, beidseits“, sagt der Bremer Intendant. Das hohe Ansehen der Philharmoniker basiere eben auf „Gemeinschaftsarbeit.“Kersken führt beim Aufhorchen erregenden Oldenburger Klang die Bratschengruppe ins Feld. Die ist planmäßig mit vier Männern und fünf Frauen besetzt. „Das sagt nichts“, meint Kersken. Entscheidend: „Die fühlen sich miteinander wohl, da klappt alles. Das hört man.“