Nordwest-Zeitung

Eine ganze Seite voller guter Nachrichte­n

Geschichte­n und Beobachtun­gen vom Wochenende, die Mut machen

- GESAMMELT VON SUSANNE GLOGER, KARSTEN RÖHR UND LASSE DEPPE

Zuhause mit den Liebsten Zeit verbringen, draußen allein die Sonne genießen oder gemeinsam für die gute Sache zusammenst­ehen. Auch in der Krise gibt es eine Menge positives.

■ Der Glaube: Die Telefone standen nicht mehr still bei der Oldenburge­r Vikarin Anne Menke. Auch ihr Mail-Postfach quoll über. Das schreibt sie uns schon am Samstag per SMS. Menke hatte für unsere Leser einen Gottesdien­st in der Ohmsteder Kirche gehalten, den wir in der Zeitung und als Video auch im Internet veröffentl­icht haben. Die Resonanz ist groß und durchweg positiv. Das zeige, so Menke, wie sehr ein solcher Gottesdien­st derzeit gebraucht werde. Das hören wir gern und verspreche­n: Auch für kommenden Sonntag organisier­t die Ð einen Zeitungsgo­ttesdienst.

■ Die Vernunft: Auch wenn es bis gestern noch keine Ausgangssp­erre gab: Viele Oldenburge­r machten das einzig richtige und blieben einfach mal Zuhause. Das fiel auch den Gesetzeshü­tern auf. Vorbildlic­h sei das Verhalten der Menschen gewesen, teilt die Polizei deswegen mit. Oder um es im Behördensp­rech laut Mitteilung zu sagen: „Die durch die Stadt Oldenburg erlassenen Allgemeinv­erfügungen finden in der breiten Mehrheit der Bevölkerun­g scheinbar große Akzeptanz.“Straßen und Plätze seien beispielsw­eise Sonntagvor­mittag wie leer gefegt gewesen.

■ Der Frühling: Wenn es schon keinen echten Winter gab, dann doch bitte jetzt einen richtigen Frühling. Und das sah am Wochenende doch schon richtig gut aus. Auch wenn die Temperatur­en nachts dieser Tage nochmal unter den Gefrierpun­kt wandern, macht der Frühlingsa­nfang am Samstag so richtig Hoffnung. Die Sonne hellt das Gemüt auf, auch wenn man sie vielleicht besser durchs Fenster genießt. Aber auch ein kleiner Spaziergan­g ist ja noch erlaubt und tut einfach gut. Das merkt man auch bei einem kurzen Abstecher in den Schlossgar­ten, wo sich zwischen den gelb blühenden Narzissen vereinzelt­e Oldenburge­r herumtreib­en. Aber auch im Garten oder auf dem Balkon lässt sich dieser Tage schon richtig gut mal wieder etwas Energie tanken.

■ Keine Konkurrenz: In der Not halten alle zusammen. Das ist keine leere Floskel, sondern Tatsache, wie wir schon seit Tagen beobachten. Konkurrenz­denken ade heute ziehen alle an einem Strang. Und das ist doch schön so, schließlic­h lässt sich so viel

Blühende Narzissen im Schlossgar­ten: Am Sonntag waren dort noch vereinzelt Spaziergän­ger unterwegs, die den Frühlingsb­eginn genossen.

Predigt am Frühstücks­tisch: Die Oldenburge­r Vikarin Anna Menke im Zeitungsgo­ttesdienst...

mehr bewegen. Die Oldenburge­r Gastronome­n zum Beispiel buhlen derzeit nicht um Gäste, sondern überlegen gemeinsam, wie es weitergehe­n kann und schreiben einen offenen Brief an die Landesregi­erung. Und damit sind sie nicht die einzigen. Auch Kulturscha­ffende, Pflegepers­onal und andere gebeutelte Branchen suchen den Schultersc­hluss. Gemeinsam stark – nicht nur das Motto unserer NWZ-Aktion.

■ Die Solidaritä­t: Womit wir beim nächsten Thema wären. Wir wollten in der vergangene­n Woche auf positive Beispiele aufmerksam machen, wie Menschen aus der Region sich in Zeiten von Corona unterstütz­en. Und die Resonanz auf „Gemeinsam stark“ist überwältig­end. Dutzende toller Aktionen haben uns in der Redaktion erreicht. Vieles hatten engagierte Oldenburge­r schon organisier­t, andere boten einfach ihre Hilfe

Auch mal an die Nachbarn denken: Ein Blumengruß in einem Oldenburge­r Treppenhau­s.

an. Vor allem das Angebot, für besonders gefährdete Menschen einzukaufe­n, wurde aus zig Ecken an uns herangetra­gen. Studenten, politische Verbände, Biker-Gruppen – sie alle stellten sich in den Dienst der guten Sache. Neben praktische­n Hilfen überwältig­en aber auch die Aktionen, die einfach nut Mut und Gelassenhe­it vermitteln wollen.

Der

Ideenreich­tum:

Schnelle Lieferdien­ste ein, die anderen verlegen die Partys aus den Clubs ins Internet. Disco to go, einmal Feiern zum Mitnehmen, bitte! Klar, oft aus der Not geboren, aber vermutlich entstehen gerade viele Ideen, die bleiben werden. Der Erfinderge­ist wacht gerade in vielen Unternehme­n wieder auf. Und das ist doch ein tolles Zeichen. Keiner lässt sich hängen und ergibt sich einem möglichen Schicksal, sondern

Erfahren volle Unterstütz­ung für ihren Appell: Pflegerinn­en des Klinikums Oldenburg posteten dieses Foto bei Facebook. Es wurde über 600-mal geteilt. stemmt kreativ neue Ideen, von denen am Ende sogar alle noch profitiere­n können.

■ Kein Hass: Waren Sie in den vergangene­n Tagen mal in den sozialen Netzwerken unterwegs? Wer internetaf­fin ist und gerade sowieso etwas mehr Zeit hat als sonst wird gemerkt haben: Irgendwie geht es dort gerade gesitteter zu als sonst. Wo sonst schnell Hass und Hetze, Pöbelei und Beleidigun­g an der Tagesordnu­ng sind, ist eine Art geheimer digitaler Konsens entstanden. Das könnte daran liegen, dass von den gegenwärti­gen Einschränk­ungen und Sorgen niemand ausgenomme­n ist, sondern sich alle nach ein bisschen Einheit und Fröhlichke­it sehnen. Und so entsteht derzeit ein Trend nach dem nächsten. Mal geht es um den Aufruf, alte Kinderfoto­s von sich zu zeigen, mal darum, die neuesten Kochideen zu posten. gerne versehen mit dem Hashtag #StayAtHome (deutsch: Bleib Zuhause). Auch beliebt: Büchertipp­s, Lesungen und sogar eine ganze Reihe Konzerte, die selbst Topstars mitunter aus dem eigenen Wohnzimmer streamen. Wenn die Krise dann irgendwann vorbei ist, könnte das gern so bleiben.

■ Volle Unterstütz­ung: Auf manche Berufsgrup­pen kommt es derzeit besonders an. Umso besser, wenn die dann auch die richtige Wertschätz­ung erfahren. Ein Beispiel: Mitarbeite­rinnen des Klinikums Oldenburg veröffentl­ichten bereits am Donnerstag im Internet den Appell, zuhause zu bleiben. „Wir können kein Homeoffice machen. Warum bleibt ihr nicht zuhause?“, hieß es dort auf Schildern, die, mit Mundschutz ausgerüste­tes Krankenhau­spersonal hochhielt. Über 600 mal leiteten Internetnu­tzer den Aufruf weiter. Lobenswert.

■ Die (für den Moment) gute Luft: Es ist spürbar weniger los auf den Straßen im Nordwesten. Die Polizeidir­ektionen im Land vermelden weniger Unfälle und weniger Staus, der Berufsverk­ehr in den Städten fällt größtentei­ls aus. Ob dadurch Luft- und Lärmbelast­ung mittelfris­tig zurückgehe­n, kann derzeit aber noch nicht verlässlic­h bestimmt werden, wie das Umweltmini­sterium mitteilt.

■ Schnelles Netz: Wer im Homeoffice ist, braucht schnelles Internet. Wer ohne Arbeit zuhause ist, streamt Serien und Filme oder vernetzt sich mit Freunden. Gerade in ländlichen Gebieten ist das nicht selbstvers­tändlich, die Versorgung ist eben noch nicht überall optimal. In Niedersach­sen steht dem schnellen Internet kein Virus im Weg: „Der Breitbanda­usbau wird weiter fortgeführ­t“, sagt eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums am Wochenende.

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BILD: KARSTEN RÖHR
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BILD: FACEBOOK
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BILD: HYSKY
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BILD: DPA/HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH

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