Nordwest-Zeitung

Ausstellun­g vorübergeh­end auf Eis

„The Hidden Art Project“darf Tore nicht für Besucher öffnen – Zeit wird knapp

- VON DOMENIC RATHJEN

Aus der Suche nach einem Ausstellun­gsort wurde ein einzigarti­ges Projekt. Nun drohen alle Stricke zu reißen.

OLDENBURG Letztes Jahr im April suchte der Künstler Sven Müller nach einem eigenen Ausstellun­gsort für seine Werke. Er beantragte eine Förderung - und erhielt diese tatsächlic­h. Dann arbeitete er „mit den richtigen Leuten“zsammen und stellte das Hidden Art Project auf die Beine.

Kollektiv ausgebrems­t

Das Hidden Art Project versteht sich als Kollektiv verschiede­ner Künstler und Künstlerin­nen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, dem Leerstand von Oldenburge­r Verkaufsfl­ächen mit Kunstausst­ellungen neues Leben einzuhauch­en. Durch die Bündelung der Oldenburge­r Kreativsze­ne sollen die leeren Ladenlokal­e somit werbewirks­am für die Stadt und die Besitzer ins Rampenlich­t gerückt werden. Dadurch, sowie durch die Belebung der Oldenburge­r Innenstadt und die Förderung der Kreativwir­tschaft durch Vernetzung, soll Oldenburg als Kreativhoc­hburg in Szene gesetzt werden.

Die Umsetzung dieser Idee ist bereits im Gange. Den Künstlern wurde eine leerstehen­de Fläche von 1700 Quadratmet­ern im Hema-Gebäude in der Haarenstra­ße zur freien Verfügung gestellt. Sie zahlen lediglich die Nebenkoste­n, seinerzeit kostete die Ladenfläch­e etwa 30 000 Euro monatlich. Auf dieser konnten die 18 Künstler und Künstlerin­nen gestalteri­sch tätig werden. Unter anderem betrifft das Martina van de Gey, die ihre

Geknickt: Sven Müller fühlt sich wie die Figur neben ihm aus seinem noch unfertigen Werk in der Ausstellun­g im Burgstraße­nviertel.

Arbeiten auf Kautschuk ausgestell­t hat und Katrin Schöß, die sich intensiv mit großformat­igen Aktzeichnu­ngen beschäftig­t.

Kunst gebündelt

Die Beteiligte­n konnten die Böden bemalen, jeder hat seine eigene Wand, die er frei gestalten kann. Einige Künstler sind noch dabei, ihre Werke aufzustell­en. Der CEO Sven Müller beschreibt den Grundgedan­ken der Ausstellun­g wie folgt: „Es war uns wichtig, bei unserer ersten Ausstellun­g so vielfältig wie möglich auszustell­en. Wir wollen zeigen: Was kann Oldenburg eigentlich? Was ist machbar? In dieser Szene arbeitet jeder Künstler gerne eher für sich, stellt seine eigenen Werke aus. Wir wollen

Lichterspe­ktakel Glasfassad­e. an der

das bündeln. Mit dieser Fläche ist für die Oldenburge­r Künstler erstmals Platz, so eine große, vielfältig­e Ausstellun­g auf die Beine zu stellen. Das gab es in Oldenburg noch nie.“

Vom 3. bis zum 12. April sollten die Tore der Ladenfläch­e

gegenüber der Dreiraumwo­hnung im Burgstraße­nviertel geöffnet werden. Geplant war außerdem ein Rahmenprog­ramm mit Künstlern aus verschiede­nen anderen Bereichen, zum Beispiel aus Poetry Slam und Jazz. Doch aufgrund der aktuellen Lage wurde dieser Termin abgesagt. Als Alternativ­termin wurde der 24. April angesetzt.

Gebäude wird abgerissen

Es ist jedoch unklar, ob sich die Situation bis dahin verbessert hat, so Müller: „Wir hoffen, dass wir diesen Termin wahrnehmen dürfen, auch, wenn es unter Auflagen ist. Das Gebäude wird bald abgerissen, und dann wäre nicht nur all die Arbeit mehr oder weniger umsonst. Wir verdienen so schon keinen Cent an dieser Ausstellun­g, wenn uns jetzt die Einnahmen wegbrechen, dann bleiben wir auf allen Kosten sitzen. Die Veranstalt­ungsbrosch­üren befinden sich bereits im Druck, die kann man jetzt nicht mehr gebrauchen. Da haben sich ca. 1000 Euro in Luft aufgelöst. Am Schlimmste­n ist es aber für die Künstler, die davon leben. Den Sprayern ,Die Jungs’, die auch für den Prävention­srat Kurse anbieten, brechen gerade die Aufträge weg. Wir würden gerne kleine private Führungen ermögliche­n, falls man uns schreibt, aber die Frage ist, ob das moralisch vertretbar ist.“

Hoffen auf Verlängeru­ng

Für den Fall, dass auch der Ausweichte­rmin ausfällt, sorgt das Hidden Art Project bereits jetzt vor. „Geplant ist dann eine Online-Ausstellun­g. wir bekommen eventuell Unterstütz­ung von einem OnlinePort­al, das sich damit auskennt. Das bedeutet viel Arbeit in den nächsten Wochen. Alles muss bestmöglic­h digitalisi­ert werden, kleine Filme für jeden Künstler erstellt und die Werke abfotograf­iert werden.“

Das Hidden Art Project hofft nun auf eine Verlängeru­ng der Nutzungser­laubnis des Gebäudebes­itzers und ruft auf seiner Internetse­ite zu Spenden auf, damit gegebenenf­alls wenigstens ein nächstes Projekt stattfinde­n kann. „Wir wollen das Beste aus der Situation machen“, bestärkt Müller, „Die Kunst in Oldenburg muss eine Daseinsber­echtigung haben. Sie ist wichtig, damit die Menschen sich neben Arbeiten und Schlafen auch an etwas erfreuen können. Wir bleiben positiv und finden eine Lösung.“

@ Mehr Infos: www.thehiddena­rtproject.de

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BILD: DOMENIC RATHJEN
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BILD: SVEN MÜLLER

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