Rennfunke hat bei 19-Jährigem gezündet
Marten Kruse fährt Autorennen – Nachwuchsfahrer erfolgreich – Jetzt in VW-UP-Serie unterwegs
Der Oldenburger ist Nachwuchstalent. Mit Hilfe von Familie, MSCO und ADAC Weser-Ems hat er schon viele Rennen gewonnen. Jetzt startet er in einer neuen Rennserie.
OLDENBURG Wie wird man Rennfahrer? Hilfreich ist es, wenn der Vater Benzin im Blut hat, oder jedenfalls eine große Liebe zu Autos und Motoren. Und die hat der Vater von Marten Kruse ganz sicher. Der Augenarzt Dr. Hans-Friedrich Kruse ist in seinem zweiten Leben Rennfahrer und Oldtimer-Fan. Schon als Jugendlicher ist er, den Nürburgring vor der Haustür, Rallye gefahren, mit einem BMW 700 und einer Renault Dauphine, auf den Spuren seiner Vorbilder Hans Herrmann und Graf Berghe von Trips.
Aber nicht nur das. Der Mediziner hat, ohne je daraus ein Thema zu machen, in aller Stille auch noch den Lkw- und Busführerschein gemacht und sich in seiner Freizeit regelmäßig
Begeistert von schönen und von schnellen Autos: Marten Kruse aus Bürgeresch in seinem privaten, 33 Jahre alten BMW 520i, mit dem er – außer natürlich zurzeit – auch noch immer nach Österreich in den Urlaub fährt.
Lack ist schon drauf: Dach in porscheweiß, Rest petrol. Passt perfekt. Gerade wird das Getriebe wieder auf Zack gebracht. Vor der Garage steht Martens „richtiger“Wagen: ein BMW 520i von 1986. „Bei uns waren immer Autos wichtig“, sagt der 19-Jährige, der sein Abi an der IGS Flötenteich gemacht hat. Ab dem Herbst wird er im Bereich Materialwissenschaft und Werkstofftechnik an der RWTH in Aachen studieren.
Richtig eingestiegen in ein Cockpit ist er zum ersten Mal mit 16 Jahren – ohne die heute übliche Kart-Vorerfahrung, aber offenbar mit einigem Talent. Denn sofort und nachhaltig wurde er vom MSCO gefördert, dank konstant guter Ergebnisse, hoher Lernfähigkeit und materialschonender Fahrweise folgte relativ zügig die Nachwuchsförderung über den ADAC Weser-Ems. Seine Meriten verdient er sich inzwischen regelmäßig in der Rennserie „Chevrolet Cruze Cup“des ADAC, zum Beispiel in Oschersleben, die nächstgelegene offizielle Rennstrecke. Die Eltern fahren „als Hilfspersonal“immer mit. „Das ist eine sehr nette Gemeinschaft da an der Rennstrecke“, sagt Marten in seinem weißen Shirt vom „ILB Drivers Club“, einer Kleidungs- und Medienfirma aus Nordirland, die sich auf „Automotive Apparel“und Videos über die Tuningszene spezialisiert hat. Darüber die blaue Trainingsjacke vom ADAC Weser-Ems. Kürzlich ist er Gesamtsieger des ADAC Slalom-Youngster Cup geworden.
Auto seines Teams: Diesen Chevy des ADAC Teams WeserEms fährt Kruse für den Norddeutschen ADAC Börde Tourenwagen Cup (NATC) – hier in Oschersleben.
Den macht sich der künftige RWTH-Student gerade fürs Studium schön: ein alter Mini aus dem Jahr 1985.
Die Meinung der Mitschüler über den jungen Rennfahrer waren geteilt: „Viele fanden es cool und aufregend, manche aber auch nicht, die haben mich in so eine Schwarze-Peter-Schublade gesteckt.“Aber
er hatte einen Tutor, der motorsport-affin war: „Der hat mich häufiger auch mal freitags für die Renn-Wochenenden entschuldigt.“
Martens Vorbilder „wegen ihrer beeindruckenden Erfol
ge“: Michael Schumacher und Ayrton Senna. Was ihn selbst am Rennfahren so reizt? „Das Technische, das Fahrerische, das Auto im Grenzbereich zu bewegen“, sagt er. „Das Gefühl, genau auf der Kante des Möglichen des Fahrzeugs unterwegs zu sein und die schnellste Linie zu finden.“Und da packt es auch seinen Vater. Hans-Friedrich Kruse sagt: „In den Kurven, das macht Spaß, die Stoßstangenduelle, und mit List und Tücke nach vorne zu kommen. Dabei ist man ungeheuren Kräften ausgesetzt und muss sich über einen langen Zeitraum enorm konzentrieren.“
Weil Marten sich über den Chevrolet Cup sehr empfohlen hat, wird er nun auch in der neuen VW UP-Rennserie an den Start gehen. Zum ersten Mal – wenn es keine Absage gibt – vom 19. bis 21. Juni in Most (Brüx) in Tschechien. Während mit dem Chevi zwei Stunden Langstrecke gefahren wird, gewinnt in den VW-UPSprintrennen, wer in 20 Minuten die weiteste Strecke zurücklegt – in 16 Rennen. Sein zweites großes Hobby hat er wegen des Verletzungsrisikos an den Nagel gehängt: Der ehemalige Basketballer war beim OTB Trainer der U16. Jetzt geht es nur noch ins Fitnessstudio – damit er ermüdungsfrei mit seinem, natürlich absolut nicht straßenzugelassenen, Renn-UP durch die Kurven brettern kann. Vielleicht kommt ja bald noch ein Pokal dazu. Obwohl auf dem Pokal-Regal schon lange kein Platz mehr frei ist.