Nordwest-Zeitung

Rucksackto­uristen reisen in Scharen ab

Eindrücke aus berühmtem Backpacker­viertel in Bangkok – Briten bleiben ihrer Heimat lieber fern

- VON CAROLINE BOCK

Nik P. (57), österreich­ischer Sänger, hat sich trotz Vorsichtsm­aßnahmen mit dem Coronaviru­s angesteckt. Der für seinen Hit „Ein Stern“bekannte Künstler sei in seinem Haus bei Salzburg unter Quarantäne, sagte sein Manager am Sonntag der dpa. Nik P. und seine ebenfalls infizierte Partnerin litten an Fieber und anderen leichten Symptomen der Coronaviru­s-Krankheit Covid-19. In einer Botschaft an seine Fans sagte der Sänger, dass er nicht wisse, wo er sich infiziert hat. Er habe sich an alle behördlich­en Einschränk­ungen gehalten und sei nicht in Krisengebi­eten gewesen. „Es geht schneller, als man denkt, dass man sich infiziert – ohne, dass man es im ersten Moment überhaupt bemerkt“, sagte er. „Bitte bleibt zu Hause, geht nicht mehr unnötig hinaus und haltet die vorgeschri­ebenen Maßnahmen ein!“

Auf der Khao San Road herrscht üblicherwe­ise Partystimm­ung. Doch nun wurde auch Thailand von der CoronaKris­e erfasst – und niemand will noch feiern.

BANGKOK Hostels, Straßenküc­hen, Tuktuks, Tattooläde­n, Bars – die Khao San Road in Bangkok ist für Rucksackre­isende oft der erste Stopp in Asien. Der Hollywood-Film „The Beach“mit Leonardo DiCaprio machte die Straße berühmt. Viele kommen wegen der Partystimm­ung – normalerwe­ise. Die Corona-Krise hat auch Thailand erfasst. Am Sonntag schlossen die Einkaufsze­ntren und die Restaurant­s, auch im Backpacker­viertel war es leerer als sonst. Auf einem Schild, das sich über die Straße spannt, steht: „Die Khao San Road betet für die Welt.“

Das berühmte Essen gibt es offiziell nur noch außer Haus, bei den vielen Bars stehen die Hocker auf dem Tresen. Händler wollen an den Ständen weiter ihre Muskelshir­ts und Hosen mit Elefantenm­uster verkaufen, aber viel ist im Viertel nicht mehr los. Die meisten Urlauber dürften gewarnt sein, dass die Heimreise schwierig werden kann, weil die Flüge knapp werden, einige Länder haben ihre Grenzen dicht gemacht. Also: ab nach Hause.

Selina Springer (26) und Nico Eckhardt (25) aus Karlsruhe klingen vor ihrer Heimreise nachdenkli­ch. Bisher sei die Thailand-Reise für sie kein Problem gewesen, aber jetzt fühle es sich schon komisch an. „Nicht mehr wie Urlaub.“

Einige Touristen gehen in Bangkoks Backpacker­viertel auf der Khao San Road vorbei an einem Transparen­t mit der Aufschrift „Covid-19 Khaosan Road prays for the world“(„Die Khao San Road betet für die Welt“).

Bei zwei Touristinn­en aus Bonn hat ebenfalls die Viruskrise die Reise überschatt­et: Anna von Jagemann (25) und Luisa Friese (26) flogen schnell aus Vietnam weg, nachdem dort zweimal das Hotel schloss. Ihren Urlaub verkürzten sie um einen Monat.

„Wir fliegen morgen“, erzählt von Jagemann. Am Anfang hätten sie das Ganze unterschät­zt, bis sie ein Anruf einer befreundet­en Ärztin umstimmte. Dann kamen die offizielle­n weltweiten Reisewarnu­ngen für deutsche Urlauber, es wurde ernst. Von

Jagemann tun nun die Menschen leid, die dringend auf Tourismus angewiesen seien. „Wir haben ja First World Problems.“Luxusprobl­eme.

Nicht alle glauben, dass es jetzt eine gute Idee wäre, um nach Hause zurückzuke­hren. Drei britische Traveller sagen zum Beispiel, sie wollten jetzt ihr Visum verlängern und lieber auf eine Insel im Süden reisen. „Man muss in dieser Situation positiv bleiben“, sagt einer von ihnen. Und sie vertrauen dem Gesundheit­ssystem in ihrer Heimat Großbritan­nien nicht.

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