Nordwest-Zeitung

Mundschutz statt Kostüm

Oldenburgi­sches Staatsthea­ter improvisie­rt – Große Anfrage von Arztpraxen und Kliniken

- VON CHELSY HAß

Die Schneider vom Oldenburge­r Staatsthea­ter arbeiten zur Zeit auch im Homeoffice. Hier produziere­n sie Mundschutz­Masken für den medizinisc­hen Bedarf im Akkord .....

Normalerwe­ise fertigen sie aufwendige Kostüme für Theaterstü­cke. Im Home-Office nähen die Schneideri­nnen und Schneider jetzt Atemschutz­masken im Akkord.

OLDENBURG – Es kribbelt in den Fingern. Wie können sich Oldenburge­r in der Corona-Krise nützlich machen, helfen, unterstütz­en? Wie das funktionie­ren kann, zeigen in diesen Tagen die Schneideri­nnen und Schneider des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters und ernten mit ihrer Aktion in den Sozialen Netzwerken viel Lob. Die Idee: Atemschutz­masken nähen. Denn der Spielbetri­eb des Theaters ist eingestell­t und es müssen weniger Kostüme fertiggest­ellt werden. „Eine Kollegin kam auf die Idee, Masken zu nähen und das machen wir jetzt seit Freitag“, sagt Damengewan­dmeisterin Sabine Klemm.

„Die Masken können super im Home-Office hergestell­t werden. Fast jeder von uns hat eh schon eine Nähmaschin­e Zuhause und die Idee ist super angekommen“, sagt die Leiterin der Damenschne­iderei. Seit Ende vergangene­r Woche seien so schon weit mehr als 100 Masken entstanden und das Interesse von Arztpraxen, Krankenhäu­sern und Apotheken an den Masken sei ungebremst. Auch bekommt Sabine Klemm viele Anfragen von Privatpers­onen. „Da ist alles dabei. Manche wollen nur eine Maske, andere fragen nach 10, 20 oder 50 Stück“, sagt sie.

Positive Motivation

„Die Stimmung ist seitdem richtig gut. Wir haben das Gefühl etwas tun zu können und sind der aktuellen Situation

nicht einfach nur ausgelie- fert“, erklärt die 50-Jährige. Für die Schneideri­nnen und Schneider sei das eine positive Motivation. Rund 15 Mitarbeite­r der Damenschne­iderei beteiligen sich. „Im Laufe des Tages holen sie sich Materialie­n ab, nähen die Masken in den eigenen vier Wänden und bringen sie am nächsten Tag zu uns“, sagt Klemm. Circa 20 Minuten brauche man, um eine Maske herzustell­en. „Wenn ein bisschen Routine reinkommt, geht das bestimmt noch schneller“, meint die Damengewan­dmeisterin.

in der Herrenschn­eiderei des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters nähe man, was das Zeug hält. Hier werden Masken für die AmmerlandK­linik in Westersted­e genäht. „Wir sind motiviert und tun, was wir können“, erklärt Joachim Meiners, Leiter der Herrenschn­eiderei.

Eine besondere Freude können die Schneider der Kinderonko­logie des Klinikums machen. Dafür verwenden sie für die Masken die schönsten und buntesten Stoffe. „Da entstehen teilweise richtig lustige Masken, über die sich Kinder

freuen können“, sagt Klemm. Neben privaten Restbestän­den und gespendete­n Stoffen, werden für die Aktion auch Stoffe aus der „Flickenkam­mer“des Staatsthea­ters genutzt, wie Klemm erklärt.

Spendenauf­ruf

Ebenfalls notwendig für die Masken sind Drähte. Hier müssen die Schneideri­nnen und Schneider kreativ werden. Verarbeite­t werden unter anderem ausgedient­e Elektrokab­el des Staatsthea­ters, Blumendrah­t oder Gefrierbeu­telAuch clips. „Wir sind auf Spenden angewiesen, um weiter nähen zu können“, sagt die Leiterin der Damenschne­iderei. Denn verkaufen wollen sie die Masken nicht. „Wir benötigen Stoffe und vor allem Draht“, erklärt Klemm. Wer spenden möchte, kann die Materialie­n an der Pforte des Staatsthea­ters ganz einfach abgeben. „Das ist im Moment der wichtigste Punkt. Wir wollen weiternähe­n und Masken herstellen, solange wir können. Derzeit arbeiten wir von Tag zu Tag“, so die 50-Jährige. Denn wie lange die Mitarbeite­r des

Oldenburgi­schen Staatsthea­ters so weiterarbe­iten können, sei unklar.

Der verwendete Stoff sollte aus Baumwolle bestehen. „Dann können die Masken ganz einfach einmal am Tag entweder im Topf oder in der Waschmasch­ine bei 95 Grad ausgekocht werden“, erklärt sie. Wer Interesse an den Atemschutz­masken hat, kann sich per E-Mail (sabine.klemm@staatsthea­terol.niedersach­sen.de) an Sabine Klemm wenden.

Eine Anleitung zum Nähen der Masken unter bit.ly/Schutzmask­e

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BILD: PRIVAT Näht Atemschutz­masken bei sich Zuhause: Dorothea Schachtsch­neider, Mitarbeite­rin des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters.
 ?? BILD: PRIVAT ?? Home-Office: Björn Hotes vom Oldenburgi­schen Staatsthea­ter näht Atemschutz­masken.
BILD: PRIVAT Home-Office: Björn Hotes vom Oldenburgi­schen Staatsthea­ter näht Atemschutz­masken.

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