Nordwest-Zeitung

Von der Pressekonf­erenz ins Homeoffice

Wie Kanzlerin Angela Merkel aus der häuslichen Quarantäne heraus regiert

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Beim ersten Test auf das Coronaviru­s ist keine Infektion bei der Kanzlerin festgestel­lt worden. Doch sie muss noch weitere Tests über sich ergehen lassen, bevor sie wieder ins Kanzleramt darf.

BERLIN – Montagnach­mittag die vorsichtig­e Entwarnung: Das Ergebnis des ersten Tests sei negativ, berichtet Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Es sei keine Coronaviru­s-Infektion bei Kanzlerin Angela Merkel festgestel­lt worden. „Weitere Tests werden in den nächsten Tagen durchgefüh­rt“, kündigte ihr Sprecher an. Ein Rest Ungewisshe­it bleibt, ob sich die Regierungs­chefin nicht vielleicht doch infiziert hat. Doch im Moment geht es ihr gut.

Kupfergrab­en 6, Berlin Mitte auf der Museumsins­el – von dort aus wird nun vorübergeh­end erst einmal regiert. Die Kanzlerin ist in häuslicher Quarantäne, führt ihre Dienstgesc­häfte aus dem Homeoffice. Die Kanzlerin sei auch zu Hause „in der Lage und ausgestatt­et, ihre Dienstgesc­häfte zu führen“. Moderne Kommunikat­ionstechni­k macht es möglich. Ob Videoschal­ten, Telefonate oder Aktenstudi­um – die Regierungs­arbeit läuft weiter.

Merkel hatte sich am Sonntagabe­nd in häusliche Quarantäne begeben. Ein Arzt, der sie am Freitag prophylakt­isch gegen Pneumokokk­en geimpft hatte, war mit dem Coronaviru­s infiziert. Die Kanzlerin könnte sich angesteckt haben und nun das Virus auf andere übertragen. Kurz bevor sie darüber informiert wurde, hatte sie im Kanzleramt noch eine Pressekonf­erenz zu den verschärft­en Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitun­g

der Epidemie gegeben. Doch nun halte sich die Kanzlerin strikt an den Rat ihrer Ärzte und die Empfehlung­en des Robert Koch-Instituts, erklärte Seibert.

Merkel hatte bereits in ihrer Pressekonf­erenz erklärt, dass sich ihr Regierungs­alltag in Zeiten von Corona deutlich

verändert habe: „Mein Leben hat sich auch grundsätzl­ich verändert und besteht im Wesentlich­en aus Telefon- und Videokonfe­renzen.“Bereits in der vergangene­n Woche hatte die Coronakris­e den Regierungs­modus auf den Kopf gestellt. Merkel arbeitete nur noch im Kanzleramt. Treffen

mit internatio­nalen Partnern wurden abgesagt. Stattdesse­n gab es Videokonfe­renzen und Telefonges­präche.

Was, wenn die Kanzlerin womöglich länger ausfallen würde? Laut Geschäftso­rdnung der Bundesregi­erung und Artikel 69 des Grundgeset­zes springt der Vizekanzle­r

ein. In diesem Fall vertritt Olaf Scholz die Regierungs­chefin. Er wird für Merkel auch am Mittwoch im Bundestag reden. Auch Scholz hatte sich auf Corona testen lassen, war aber nicht infiziert. Sollte auch der SPD-Politiker ausfallen, wird ein anderer Minister als Vertretung bestimmt.

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DPA-BILD: KAPPELER Von der Pressekonf­erenz ging es für Bundeskanz­lerin Angela Merkel direkt in die häusliche Quarantäne.

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