Willkommen in Absurdistan

Man muss sich das vorstellen: Während die CoronavirusPandemie die Menschen weltweit vor eine unbekannte Herausforderung stellt, passiert in Japan was? Da versammelten sich am Wochenende rund 55 000 dicht an dicht gedrängte Menschen inklusive etwa 500 Meter langer Warteschlangen in Sendai, um sich das Olympische Feuer anzugucken. Wir sprechen von einer simplen Flamme, die natürlich nichts anderes machte, als in einem goldenen Kessel am Bahnhof der Stadt vor sich hinzulodern. In einer Zeit, in der auf allen Kontinenten immer mehr Ausgangssperren und Kontaktverbote ausgesprochen werden. Willkommen in Absurdistan!

Zu verantworten hat dieses unverantwortliche Trauerspiel in erster Linie das Internationale Olympische Komitee um den deutschen Präsidenten Thomas Bach, der noch immer verzweifelt an den Sommerspielen in Tokio vom 24. Juli bis 9. August festhält – immerhin erwägt er inzwischen eine Verschiebung und will darüber in den nächsten vier Wochen entscheiden. Der Zeremonienmeister des Ringe-Spektakels hat gleichwohl mit seiner bisherigen, kolossalen Fehleinschätzung, es vergehe noch genug Zeit, bis das größte Sportereignis der Welt beginnt, zumindest schon zu dieser völlig überflüssigen Menschenansammlung in Sendai beigetragen.

Überdies lassen Bach und Co. mit ihrer eklatanten Handlungsunfähigkeit sowie der offenkundigen Gier nach immer noch mehr Geld – anders ist das Zögern nicht zu erklären – auch die Sportler, die sich vehement wehren, viel zu lange im Unklaren. Ernsthaft eine Veranstaltung durchzupeitschen, zu der 11 000 Athleten und Hunderttausende Fans aus aller Welt kommen würden, ist in diesen Tagen fernab der Realität. Anstatt sie frühzeitig abzusagen, hat sich ein klägliches Spiel auf Zeit entwickelt. Japan sagt, die Entscheidung obliege dem IOC. Bach verweist darauf, das IOC würde dem Rat der Weltgesundheitsorganisation folgen. Die WHO wiederum betont, man berate nur und werde keine Absage fordern. Keiner will das aussprechen, was doch ohnehin schon jeder weiß: Die Absage bzw. Verlegung der Spiele 2020 in Tokio ist alternativlos!

@ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de

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