Nordwest-Zeitung

Populistis­ch

- VON ALEXANDER WILL

Das ist schlicht ein populistis­ches Vorhaben. Es geht darum, politische Sympathien zu gewinnen und das auf Kosten einer Gruppe, von der man annimmt, sie habe kein Mittel, sich zu wehren. Will man Mietern helfen, wäre es viel besser, die Wohngeldre­gelung auszuweite­n.

Es handelt sich um einen Eingriff in Eigentumsr­echte. Verteidige­r solcher Maßnahmen bemühen gern das Grundgeset­z, lassen aber immer einen entscheide­nden Satz weg, der dort eben auch zu finden ist: „Eigentum und das Erbrecht werden gewährleis­tet.“Über 60 Prozent der Vermieter sind Kleinst- und Kleinvermi­eter. Nach Monaten ohne Einnahmen werden viele am Ende sein. Die Kosten laufen ja weiter: Vor allem Tilgung und Zinsen. Aber auch Grundsteue­r, Gebäudever­sicherung, Grundbesit­zerhaftpfl­icht, Hausmeiste­r und Instandhal­tung. Dieses Gesetz ist ein Anreiz, erst mal keine Miete zu zahlen und abzuwarten, was passiert. Im Entwurf heißt es explizit, dass keine großen Nachweise einer finanziell­en Notlage nötig sind. Da hilft auch das vage Verspre

chen nicht, dass Vermieter ihr Geld später bekommen werden. Wie denn? Wer nicht zahlen kann, wird nie mehrere Monate Mietrückst­and aufholen. Wer nicht bezahlen will, findet Mittel und Wege nicht zu zahlen. Der Vermieter kann zusehen, wo er bleibt.

Das passt in ein Umfeld, in dem per Mietendeck­el der Vermieter gezielt zum Buhmann gemacht wird. Dabei wirft man Großkonzer­ne und Kleinvermi­eter in einen Topf. Letztere haben sich in aller Regel aber nur an die Aufforderu­ng der Regierung gehalten, doch für ihr Alter vorzusorge­n. Der Aufforderu­ng der gleichen Regierung, die jetzt viele von ihnen eiskalt abserviert.

Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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(49) schreibt für unsere Zeitung regelmäßig über deutsche und internatio­nale Politik
Alexander Will (49) schreibt für unsere Zeitung regelmäßig über deutsche und internatio­nale Politik

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