Nordwest-Zeitung

„Erwarte einen tiefen Einbruch der Wirtschaft“

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Immer weitere Milliarden-Rettungspa­kete – wie lange können sich Bund und Länder das leisten?

Fuest: Bei der Gestaltung der Hilfen muss man bedenken, dass auch die Finanzkraf­t des Staates endlich ist. Allerdings suchen gerade in der Krise viele Investoren sichere Anlagemögl­ichkeiten für ihr Kapital. Daher kann der Staat sich derzeit anders als Unternehme­n oder Privathaus­halte sehr günstig verschulde­n. Diese Spielräume kann und sollte man derzeit nutzen.

Wo bleibt ein gemeinsame­s europäisch­es Vorgehen gegen die Krise? Brauchen wir einen europäisch­en Rettungssc­hirm?

Fuest: Die europäisch­en Finanzmini­ster und die EZB handeln durchaus entschloss­en. Die EZB hat mit ihrem Anleihen-Kaufprogra­mm von 750 Milliarden Euro und der Verbesseru­ng bei der Bankenfina­nzierung de facto einen Rettungssc­hirm aufgespann­t. Trotzdem sehen wir in dieser Krise, dass es der EU an Instrument­en fehlt, um flexibel auf Krisen reagieren zu können. Außerdem sollten wir gerade in einer Pandemie, die viel menschlich­es Leid bringt, Solidaritä­t zeigen, auch bei medizinisc­her Ausrüstung.

Die Warnungen vor einer

schweren Rezession wegen der Corona-Krise werden immer lauter. Worauf müssen wir uns einstellen?

Fuest: Es wird zweifellos eine schwere Rezession, offen ist nur die Frage, wie schwer.

Droht eine Krise der Weltwirtsc­haft wie in den 1920er Jahren?

Fuest: Die Weltwirtsc­haftskrise der späten 1920er und 1930er Jahre war auch deshalb so gravierend, weil sie sich sehr lange hinzog und weil im Nachhinein klar ist, dass man verschiede­ne Politikfeh­ler begangen hat. Vor allem wurde die Wirtschaft nicht genug gestützt. Ich erwarte einen tiefen Einbruch der Wirtschaft, dann aber eine schnellere Erholung als damals.

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DPA-BILD: NIETFELD

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