„Erwarte einen tiefen Einbruch der Wirtschaft“
Immer weitere Milliarden-Rettungspakete – wie lange können sich Bund und Länder das leisten?
Fuest: Bei der Gestaltung der Hilfen muss man bedenken, dass auch die Finanzkraft des Staates endlich ist. Allerdings suchen gerade in der Krise viele Investoren sichere Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital. Daher kann der Staat sich derzeit anders als Unternehmen oder Privathaushalte sehr günstig verschulden. Diese Spielräume kann und sollte man derzeit nutzen.
Wo bleibt ein gemeinsames europäisches Vorgehen gegen die Krise? Brauchen wir einen europäischen Rettungsschirm?
Fuest: Die europäischen Finanzminister und die EZB handeln durchaus entschlossen. Die EZB hat mit ihrem Anleihen-Kaufprogramm von 750 Milliarden Euro und der Verbesserung bei der Bankenfinanzierung de facto einen Rettungsschirm aufgespannt. Trotzdem sehen wir in dieser Krise, dass es der EU an Instrumenten fehlt, um flexibel auf Krisen reagieren zu können. Außerdem sollten wir gerade in einer Pandemie, die viel menschliches Leid bringt, Solidarität zeigen, auch bei medizinischer Ausrüstung.
Die Warnungen vor einer
schweren Rezession wegen der Corona-Krise werden immer lauter. Worauf müssen wir uns einstellen?
Fuest: Es wird zweifellos eine schwere Rezession, offen ist nur die Frage, wie schwer.
Droht eine Krise der Weltwirtschaft wie in den 1920er Jahren?
Fuest: Die Weltwirtschaftskrise der späten 1920er und 1930er Jahre war auch deshalb so gravierend, weil sie sich sehr lange hinzog und weil im Nachhinein klar ist, dass man verschiedene Politikfehler begangen hat. Vor allem wurde die Wirtschaft nicht genug gestützt. Ich erwarte einen tiefen Einbruch der Wirtschaft, dann aber eine schnellere Erholung als damals.