Verkehr im Oldenburger Milieu gerät ins Stocken
Bordelle und ähnliche Einrichtungen müssen schließen – Prostitution droht in Illegalität abzuwandern
OLDENBURG – Es ist das älteste Gewerbe der Welt, doch aktuell sind die roten Laternen überall erloschen. Im Land Niedersachsen ist der Betrieb von Bordellen und ähnlichen Etablissements aufgrund der Infektionsgefahr mit dem Coronavirus gerade geschlossen – zumindest offiziell. Denn die illegale Prostitution lässt sich nicht so einfach eindämmen.
„Es ist eine Katastrophe für alle“, sagt Karsta Seidel im Gespräch mit unserer Zeitung. Zusammen mit Partnern betreibt sie sowohl die „Barotik“in Wardenburg als auch bordellähnliche Einrichtungen, lies: Zimmer, in Oldenburg. Die Sexarbeiterinnen sind selbstständig und mieten sich für ihre Zeit in der Region ein. Aktuell ist Prostitution de facto verboten, weil Bordelle und
ähnliche Etablissements schließen mussten. Hier beginnen laut Seidel die Probleme. „Einige Frauen sitzen gerade fest“, weiß sie aus der Szene. Das Problem sei oft, dass die Sexarbeiterinnen noch nicht genügend Geld für die Rückreise beispielsweise nach Rumänien verdient hätten.
Ein Umstand, von dem die
Stadt Oldenburg nach eigenen Angaben keine Kenntnis hat: „Bisher gab es im Fachdienst Sicherheit und Ordnung und beim Gesundheitsamt (Durchführung der gesundheitlichen Beratungen) diesbezüglich seitens der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter keine Meldungen“, teilt Stephan Onnen vom Pressebüro auf Nachfrage mit. Ferner wird auf die speziell für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter eingerichteten Beratungsstellen verwiesen.
Da die Prostituierten nicht angestellt sind, greifen Regelungen wie Kurzarbeit hier nicht. „Wir gucken jetzt, dass wir sie irgendwie über die Runden bekommen“, sagt Seidel über die Frauen, die in ihren Räumlichkeiten betroffen sind. „Alles wird dicht gemacht, aber keiner kümmert sich“, fasst sie das Problem aus ihrer Sicht zusammen.
Die Kontrollen, ob die Etablissements geschlossen haben, laufen derweil. Das kann auch Seidel bestätigen. Am Donnerstagabend hatte die Polizei Oldenburg gegenüber der Ð einen Fall im Landkreis Oldenburg aufgezeigt: Hier hatte ein sogenanntes Love-Mobil noch für Freier geöffnet.
Verstöße dieser Art stellen aufgrund der gerade geltenden Regelungen entweder eine Ordnungswidrigkeit oder gar eine Straftat dar. Und hier tritt gerade ein weiteres Problem zutage: Der Blick in einschlägige Portale zeigt, dass die Prostitution nicht zum Erliegen gekommen ist, sie wandert nur ins Illegale ab. Illegale Angebote gibt es zwar immer, aber in vielen Anzeigen wird direkt auf die aktuelle Situation Bezug genommen. „Vielleicht ändert sich das, wenn es wirklich eine Ausgangssperre gibt“, sagt Seidel. Auch diese Situation hat die Stadt Oldenburg wohl im Blick. Sofern man Hinweise auf illegale Prostitution bekomme, werde diesen, auch zusammen mit der Polizei, nachgegangen.
Das Problem in dieser Form der Prostitution, gerade außerhalb von Bordellen, liegt laut Seidel in der mangelnden Sicherheit. Dies sprach sie bereits in einem früheren Gespräch mit der Ð an. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter hätten beispielsweise in den Privatwohnungen weniger Schutz vor gewalttätigen Kunden. Ein weiteres Problem, das auch jetzt droht: Illegal arbeitende Prostituierte würden die Preise deutlich nach unten drücken, oft auch zu Lasten von Hygiene und Infektionsschutz vor Geschlechtskrankheiten. Vom Coronavirus ganz zu schweigen.