Nordwest-Zeitung

Verkehr im Oldenburge­r Milieu gerät ins Stocken

Bordelle und ähnliche Einrichtun­gen müssen schließen – Prostituti­on droht in Illegalitä­t abzuwander­n

- VON CLAUS HOCK

OLDENBURG – Es ist das älteste Gewerbe der Welt, doch aktuell sind die roten Laternen überall erloschen. Im Land Niedersach­sen ist der Betrieb von Bordellen und ähnlichen Etablissem­ents aufgrund der Infektions­gefahr mit dem Coronaviru­s gerade geschlosse­n – zumindest offiziell. Denn die illegale Prostituti­on lässt sich nicht so einfach eindämmen.

„Es ist eine Katastroph­e für alle“, sagt Karsta Seidel im Gespräch mit unserer Zeitung. Zusammen mit Partnern betreibt sie sowohl die „Barotik“in Wardenburg als auch bordellähn­liche Einrichtun­gen, lies: Zimmer, in Oldenburg. Die Sexarbeite­rinnen sind selbststän­dig und mieten sich für ihre Zeit in der Region ein. Aktuell ist Prostituti­on de facto verboten, weil Bordelle und

ähnliche Etablissem­ents schließen mussten. Hier beginnen laut Seidel die Probleme. „Einige Frauen sitzen gerade fest“, weiß sie aus der Szene. Das Problem sei oft, dass die Sexarbeite­rinnen noch nicht genügend Geld für die Rückreise beispielsw­eise nach Rumänien verdient hätten.

Ein Umstand, von dem die

Stadt Oldenburg nach eigenen Angaben keine Kenntnis hat: „Bisher gab es im Fachdienst Sicherheit und Ordnung und beim Gesundheit­samt (Durchführu­ng der gesundheit­lichen Beratungen) diesbezügl­ich seitens der Sexarbeite­rinnen und Sexarbeite­r keine Meldungen“, teilt Stephan Onnen vom Pressebüro auf Nachfrage mit. Ferner wird auf die speziell für Sexarbeite­rinnen und Sexarbeite­r eingericht­eten Beratungss­tellen verwiesen.

Da die Prostituie­rten nicht angestellt sind, greifen Regelungen wie Kurzarbeit hier nicht. „Wir gucken jetzt, dass wir sie irgendwie über die Runden bekommen“, sagt Seidel über die Frauen, die in ihren Räumlichke­iten betroffen sind. „Alles wird dicht gemacht, aber keiner kümmert sich“, fasst sie das Problem aus ihrer Sicht zusammen.

Die Kontrollen, ob die Etablissem­ents geschlosse­n haben, laufen derweil. Das kann auch Seidel bestätigen. Am Donnerstag­abend hatte die Polizei Oldenburg gegenüber der Ð einen Fall im Landkreis Oldenburg aufgezeigt: Hier hatte ein sogenannte­s Love-Mobil noch für Freier geöffnet.

Verstöße dieser Art stellen aufgrund der gerade geltenden Regelungen entweder eine Ordnungswi­drigkeit oder gar eine Straftat dar. Und hier tritt gerade ein weiteres Problem zutage: Der Blick in einschlägi­ge Portale zeigt, dass die Prostituti­on nicht zum Erliegen gekommen ist, sie wandert nur ins Illegale ab. Illegale Angebote gibt es zwar immer, aber in vielen Anzeigen wird direkt auf die aktuelle Situation Bezug genommen. „Vielleicht ändert sich das, wenn es wirklich eine Ausgangssp­erre gibt“, sagt Seidel. Auch diese Situation hat die Stadt Oldenburg wohl im Blick. Sofern man Hinweise auf illegale Prostituti­on bekomme, werde diesen, auch zusammen mit der Polizei, nachgegang­en.

Das Problem in dieser Form der Prostituti­on, gerade außerhalb von Bordellen, liegt laut Seidel in der mangelnden Sicherheit. Dies sprach sie bereits in einem früheren Gespräch mit der Ð an. Sexarbeite­rinnen und Sexarbeite­r hätten beispielsw­eise in den Privatwohn­ungen weniger Schutz vor gewalttäti­gen Kunden. Ein weiteres Problem, das auch jetzt droht: Illegal arbeitende Prostituie­rte würden die Preise deutlich nach unten drücken, oft auch zu Lasten von Hygiene und Infektions­schutz vor Geschlecht­skrankheit­en. Vom Coronaviru­s ganz zu schweigen.

 ?? DPA-BILD: SEEGER ?? Hat vorerst ausgeleuch­tet: Rotes Herz im Fenster eines Bordells
DPA-BILD: SEEGER Hat vorerst ausgeleuch­tet: Rotes Herz im Fenster eines Bordells

Newspapers in German

Newspapers from Germany