BASF behält Grundwasser weiter im Blick
Neuer Brunnen wird voraussichtlich am Brahmkamp gebohrt – Mit Chemikalien belastet
Das Unternehmen ist weiter auf der Suche. Gefunden wurden verschiedene leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe.
DONNERSCHWEE/OHMSTEDE – Die Schilder direkt vor dem Kindergarten am Brahmkamp sind nicht zu übersehen: „Grundwasser-Messstelle! Bake bitte stehenlassen!“. Beunruhigt ist niemand der Passanten, die auf dem Fußweg den Brahmkamp entlangschlendern.
„Warum auch?“, fragt Roland Nowicki, seit Januar Standortleiter beim Chemiekonzern BASF. Sein Unternehmen versucht die Grundwasserfahne einzugrenzen, die sich vom Betriebsgelände der BASF (ehem. BÜFA, Relius) Richtung Westen bewegt. Mehr als 400 Meter ist sie lang und und ca. 50 Meter tief. Darin enthalten sind LösemittelVerunreinigungen (LHKW: leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe). Bekannt ist das seit Anfang der 1990er Jahre. Das Prekäre daran: Die Abstromfahne befindet sich im Wasserschutzgebiet (Zone IIIA) Donnerschwee. Regelmäßig erreichen die NWZ Anrufe besorgter Bürger und Anlieger.
Wir sprachen deshalb mit Roland Nowicki (47), BASFStandortleiter:
Frage: Ein Anlieger hat beobachtet, dass Wasser in einen Graben hinter der Molkerei vom Milchhof Diers eingeleitet wird. Was ist das für Wasser?
Nowicki: Es handelt sich um die Einleitstelle, in die u.a. die Regenwasserkanalisation des Gebietes Brahmkamp/Waterender Weges mündet. Auch die Entwässerung des parallel zum ehemaligen Bahndamm verlaufenden verrohrten Grabens mündet hier in das Oberflächengewässer. In diesen verrohrten Graben wird (auch) das gereinigte Grundwasser der Grundwassersanierungsanlage eingeleitet. Es handelt sich somit um Mischwasser der allgemeinen Regenwasserkanalisation und des gereinigten Grundwassers.
Frage: Wird das Wasser untersucht und wenn ja, was wird darin gefunden?
Nowicki: Das Wasser wird an dieser Stelle nicht untersucht. Die Überwachung des von der Sanierungsanlage in den verrohrten Graben abgeleiteten gereinigten Grundwassers wird durch ein kontinuierlich arbeitendes Messsystem an der Sanierungsanlage überwacht. Bei einem Überschreiten der genehmigten Einleitwerte wird die Anlage automatisch abgeschaltet. Darüber hinaus erfolgt eine 14-tägige Probenahme und Laboranalyse des eingeleiteten Wassers. Im eingeleiteten Wasser sind nachweislich keine Schadstoffe enthalten (Messwerte unter der Bestimmungsgrenze).
Frage: Wie sieht die Planung in diesem Jahr aus, werden weitere Brunnen gebohrt? Nowicki: Geplant ist zunächst
Einlass: An dieser Stelle tritt das Oberflächenwasser heraus und fließt Richtung Hunte.
die Durchführung eines Pumpversuchs an einer bestehenden Grundwassermessstelle. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Versuches soll dann über Lage, Art und Ausbau eines weiteren Sanierungsbrunnens entschieden werden. Demnach ist davon auszugehen, dass ein weiterer Brunnen (voraussichtlich am Brahmkamp) gebohrt werden
wird. Weitere Grundwassermessstellen sind aktuell nicht geplant.
Frage: Können Sie etwas über die Schadstofffahne im Grundwasser sagen, lässt sie sich eingrenzen oder bewegt sie sich weiter?
Nowicki: Mit den im Jahr 2019 durchgeführten Erkundungsbohrungen konnte die Fahne nach derzeitigem Erkenntnis
Standort Brahmkamp: Auch hier wird die Belastung des Grundwassers gemessen.
stand hinreichend abgegrenzt werden. Ohne weitere Maßnahmen würde sie sich langsam weiterbewegen. Aus diesem Grund sind der Pumpversuch und der weitere Sanierungsbrunnen als eine Erweiterung der Sanierungsmaßnahme geplant. Diese Erweiterung soll eine weitere Ausbreitung der Schadstoffe verhindern.
Frage: Von welchen Schadstoffen sprechen wir?
Nowicki: Es handelt sich ausschließlich um leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW), insbesondere um Tetrachlorethen („PER“), untergeordnet auch Trichlorethen („TRI“). Vinylchlorid (VC) als besonders kritischer Vertreter der LCKW ist nicht vorhanden. Frage: Lässt sich das Gelände sanieren?
Nowicki: Ja. Im bislang von der Sanierung erfassten Bereich wurden die Schadstoffgehalte bereits um ca. 90 % reduziert.
Frage: Im November vergangenen Jahres wurden die Messstellen noch einmal auf Schadstoffe untersucht. Auf Basis der Ergebnisse wollte BASF anschließend ein Konzept zur vollständigen und dauerhaften hydraulischen Sicherung der Abstromfahne vorlegen. Wie sehen die Ergebnisse aus?
Nowicki: Es wurde festgestellt, dass die Belastungen bis in den Bereich Brahmkamp reichen, jedoch kaum darüber hinaus. Die weiter in Richtung Wasserwerk errichteten Grundwassermessstellen am Waterender Weg sind unbelastet. Lediglich im Zufahrtsbereich zu dem EWE-Schulungszentrum sind noch leichte Belastungen vorhanden, die mit der erweiterten Sanierungsmaßnahme erfasst werden können.