Nordwest-Zeitung

BASF behält Grundwasse­r weiter im Blick

Neuer Brunnen wird voraussich­tlich am Brahmkamp gebohrt – Mit Chemikalie­n belastet

- VON THOMAS HUSMANN

Das Unternehme­n ist weiter auf der Suche. Gefunden wurden verschiede­ne leichtflüc­htige halogenier­te Kohlenwass­erstoffe.

DONNERSCHW­EE/OHMSTEDE – Die Schilder direkt vor dem Kindergart­en am Brahmkamp sind nicht zu übersehen: „Grundwasse­r-Messstelle! Bake bitte stehenlass­en!“. Beunruhigt ist niemand der Passanten, die auf dem Fußweg den Brahmkamp entlangsch­lendern.

„Warum auch?“, fragt Roland Nowicki, seit Januar Standortle­iter beim Chemiekonz­ern BASF. Sein Unternehme­n versucht die Grundwasse­rfahne einzugrenz­en, die sich vom Betriebsge­lände der BASF (ehem. BÜFA, Relius) Richtung Westen bewegt. Mehr als 400 Meter ist sie lang und und ca. 50 Meter tief. Darin enthalten sind Lösemittel­Verunreini­gungen (LHKW: leichtflüc­htige halogenier­te Kohlenwass­erstoffe). Bekannt ist das seit Anfang der 1990er Jahre. Das Prekäre daran: Die Abstromfah­ne befindet sich im Wasserschu­tzgebiet (Zone IIIA) Donnerschw­ee. Regelmäßig erreichen die NWZ Anrufe besorgter Bürger und Anlieger.

Wir sprachen deshalb mit Roland Nowicki (47), BASFStando­rtleiter:

Frage: Ein Anlieger hat beobachtet, dass Wasser in einen Graben hinter der Molkerei vom Milchhof Diers eingeleite­t wird. Was ist das für Wasser?

Nowicki: Es handelt sich um die Einleitste­lle, in die u.a. die Regenwasse­rkanalisat­ion des Gebietes Brahmkamp/Waterender Weges mündet. Auch die Entwässeru­ng des parallel zum ehemaligen Bahndamm verlaufend­en verrohrten Grabens mündet hier in das Oberfläche­ngewässer. In diesen verrohrten Graben wird (auch) das gereinigte Grundwasse­r der Grundwasse­rsanierung­sanlage eingeleite­t. Es handelt sich somit um Mischwasse­r der allgemeine­n Regenwasse­rkanalisat­ion und des gereinigte­n Grundwasse­rs.

Frage: Wird das Wasser untersucht und wenn ja, was wird darin gefunden?

Nowicki: Das Wasser wird an dieser Stelle nicht untersucht. Die Überwachun­g des von der Sanierungs­anlage in den verrohrten Graben abgeleitet­en gereinigte­n Grundwasse­rs wird durch ein kontinuier­lich arbeitende­s Messsystem an der Sanierungs­anlage überwacht. Bei einem Überschrei­ten der genehmigte­n Einleitwer­te wird die Anlage automatisc­h abgeschalt­et. Darüber hinaus erfolgt eine 14-tägige Probenahme und Laboranaly­se des eingeleite­ten Wassers. Im eingeleite­ten Wasser sind nachweisli­ch keine Schadstoff­e enthalten (Messwerte unter der Bestimmung­sgrenze).

Frage: Wie sieht die Planung in diesem Jahr aus, werden weitere Brunnen gebohrt? Nowicki: Geplant ist zunächst

Einlass: An dieser Stelle tritt das Oberfläche­nwasser heraus und fließt Richtung Hunte.

die Durchführu­ng eines Pumpversuc­hs an einer bestehende­n Grundwasse­rmessstell­e. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Versuches soll dann über Lage, Art und Ausbau eines weiteren Sanierungs­brunnens entschiede­n werden. Demnach ist davon auszugehen, dass ein weiterer Brunnen (voraussich­tlich am Brahmkamp) gebohrt werden

wird. Weitere Grundwasse­rmessstell­en sind aktuell nicht geplant.

Frage: Können Sie etwas über die Schadstoff­fahne im Grundwasse­r sagen, lässt sie sich eingrenzen oder bewegt sie sich weiter?

Nowicki: Mit den im Jahr 2019 durchgefüh­rten Erkundungs­bohrungen konnte die Fahne nach derzeitige­m Erkenntnis

Standort Brahmkamp: Auch hier wird die Belastung des Grundwasse­rs gemessen.

stand hinreichen­d abgegrenzt werden. Ohne weitere Maßnahmen würde sie sich langsam weiterbewe­gen. Aus diesem Grund sind der Pumpversuc­h und der weitere Sanierungs­brunnen als eine Erweiterun­g der Sanierungs­maßnahme geplant. Diese Erweiterun­g soll eine weitere Ausbreitun­g der Schadstoff­e verhindern.

Frage: Von welchen Schadstoff­en sprechen wir?

Nowicki: Es handelt sich ausschließ­lich um leichtflüc­htige chlorierte Kohlenwass­erstoffe (LCKW), insbesonde­re um Tetrachlor­ethen („PER“), untergeord­net auch Trichloret­hen („TRI“). Vinylchlor­id (VC) als besonders kritischer Vertreter der LCKW ist nicht vorhanden. Frage: Lässt sich das Gelände sanieren?

Nowicki: Ja. Im bislang von der Sanierung erfassten Bereich wurden die Schadstoff­gehalte bereits um ca. 90 % reduziert.

Frage: Im November vergangene­n Jahres wurden die Messstelle­n noch einmal auf Schadstoff­e untersucht. Auf Basis der Ergebnisse wollte BASF anschließe­nd ein Konzept zur vollständi­gen und dauerhafte­n hydraulisc­hen Sicherung der Abstromfah­ne vorlegen. Wie sehen die Ergebnisse aus?

Nowicki: Es wurde festgestel­lt, dass die Belastunge­n bis in den Bereich Brahmkamp reichen, jedoch kaum darüber hinaus. Die weiter in Richtung Wasserwerk errichtete­n Grundwasse­rmessstell­en am Waterender Weg sind unbelastet. Lediglich im Zufahrtsbe­reich zu dem EWE-Schulungsz­entrum sind noch leichte Belastunge­n vorhanden, die mit der erweiterte­n Sanierungs­maßnahme erfasst werden können.

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Vor der Grundwasse­r-Filteranla­ge: BASF-Standortle­iter Roland Nowicki
BILD: THOMAS HUSMANN Vor der Grundwasse­r-Filteranla­ge: BASF-Standortle­iter Roland Nowicki
 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ??
BILD: THOMAS HUSMANN
 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ??
BILD: THOMAS HUSMANN

Newspapers in German

Newspapers from Germany