Ruderin sucht Sicherheit im Heim-Revier
Patricia Schwarzhuber vom ORVO ist Oldenburgs Sportlerin des Jahres 2019
Platz fünf: Elke Seeliger
Patricia Schwarzhuber ist die zweite Frau vom Oldenburger Ruderverein, die sich Sportlerin des Jahres nennen darf. Die Freude über diesen Titel wird getrübt, da aktuell ihr Sport gar nicht und ihr US-Studium nur eingeschränkt möglich ist.
OLDENBURG – Normalerweise hätte Ruder-Ass Patricia Schwarzhuber ihren Siegerpokal als Oldenburger Sportlerin des Jahres 2019 nicht persönlich auf der Bühne in Empfang nehmen können, weil sie normalerweise ihr Studium in den USA vorantreiben und dort normalerweise auch ihre Stärken auf dem Wasser zeigen würde. Doch was ist in diesen Zeiten schon normal.
Aufgrund der CoronavirusKrise ist die 19-Jährige vom Oldenburger Ruderverein seit eineinhalb Wochen zurück im heimischen Revier, konnte ihren Pokal aber dennoch nicht in Empfang nehmen, da die Sport-Gala, bei der die Ergebnisse der Sportlerwahl an diesem Montagabend im Theater Laboratorium verkündet werden sollten, natürlich nicht stattfinden konnte.
Kofferpacken im Eiltempo
„Zwar hatten wir bereits seit einer Woche nur noch online studiert, aber bis zum Donnerstag haben wir noch achtmal die Woche trainiert“, erzählt Schwarzhuber am Telefon: „Nach dem Frühtraining wurde uns dann aber gesagt, dass da mit jetzt erst einmal Schluss sei. Da wir schon gehört hatten, dass es ein Ausreiseverbot für Europäer geben
Platz vier: Bonnie Andres sollte, habe ich innerhalb von zwei Stunden gepackt und bin nach Hause geflogen.“
Dass sie mit 2399 Stimmen bei der Sportlerwahl den Frauen-Titel vor Handballerin Jenny Behrend (VfL, 2011), Tennisspielerin Vivian Heisen (1417) Leichtathletin Bonnie Andres (VfL, 1159) und Sportschützin Elke Seeliger (SV Etzhorn, 946) abgeräumt hat, „überrascht“Schwarzhuber, „weil ich ja in den USA war und nicht richtig
Platz drei: Vivian Heisen für mich werben konnte“, sagt die 19-Jährige, die nach Ann Kristin Fricke (1993) erst die zweite Sportlerin des Jahres aus den Reihen des ORVO ist.
„Viel zu verdanken“
Schwarzhubers Ruderkarriere hatte vor sieben Jahren begonnen und schnell Fahrt aufgenommen. So richtig legte sie in ihrem ersten Juniorenjahr in der U 17 los. Bei ihrer ersten Deutschen Meisterschaft fuhr sie im ungesteuerten Vierer gleich zur Goldmedaille. Zum Quartett zählte auch Judith Engelbart aus Aurich, mit der sie während ihrer gesamten Juniorinnenzeit ein Boot teilen sollte.
„Ich habe Judith viel zu verdanken“, sagt Schwarzhuber mit Blick auf die Kollegin aus dem Team Nordwest, mit der sie im Folgejahr nicht nur den nationalen Titel verteidigte, sondern zusätzlich auch Silber im Doppelvierer holte.
Auf nach Seattle
Platz zwei: Jenny Behrend
Es folgten 2017 der DM-Titel bei ihrem Debüt im Flaggschiff des Rudersports mit dem Achter der Regionalgruppe West (Niedersachsen/Nordrhein Westfalen), Bronze im ungesteuerten Vierer und die erste WM-Nominierung. Bei der U-19-Weltmeisterschaft in Litauen holte die Oldenburgerin unter anderem mit Leonie Heuer und Inke Buse (beide Leer) im Achter Silber.
Nachdem die Abiturientin die Erfolgsbilanz 2018 mit Rang sieben im ungesteuerten Vierer bei der U-19-WM in Tschechien und DM-Bronze im Achter ausgebaut hatte, flatterten Stipendien-Angebote mehrerer US-Universitäten ins Hause Schwarzhuber in Hundsmühlen.
Nach verschiedenen UniBesichtigungen fiel die Wahl auf die University of Washington in Seattle. „Hier hat mir das Gesamtpaket am besten gefallen. So war das zum Beispiel die einzige Uni, wo das Bootshaus auf dem Campus liegt“, erklärt die 19-Jährige.
Ehe es im September 2019 zum vierjährigen Studium der Ernährungswissenschaften in den Nordwesten der USA ging, stand zunächst noch die erste U-23-Saison auf dem Programm. „Mein Ziel war es eigentlich nur, mich fit zu halten und in den Kleinbooten anzugreifen. Wettkämpfe standen nicht so im Fokus“, blickt die Oldenburgerin zurück – doch es sollte anders kommen: „Irgendwie bin ich dann doch wieder in den Achter gerutscht.“
Mit Gold im Achter wie im Vierer wurde es auch ihre bisher erfolgreichste DM. Es folgte eine „doch recht enttäuschende WM“, meint Schwarzhuber mit Blick auf den fünften Rang, der für sie unter anderem mit Teamkollegin Heuer Ende Juli in Florida herausgesprungen war.
Einige Woche später ging’s nach Seattle. „Wir haben eine Trainingsgruppe aus rund 50 Mädels, die alle auf sehr hohem Niveau unterwegs sind“, erzählt die 19-Jährige und schwärmt vom Ruderrevier um das Conibear Shellhouse, dem Bootshaus der Uni. Eine Knieverletzung sorgte jedoch dafür, dass sie häufiger an Land als auf dem Wasser trainieren konnte.
Ruhe für das Knie
Als sie dann im Februar ihren ersten Wettkampf in Las Vegas absolviert hatte, machte ihr das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung. Bis Ende April kann sie jetzt noch online studieren – wie es dann weitergeht, kann sie noch nicht sagen. Derzeit hält sie sich daheim mit Joggen und auf dem Ergometer fit. „Es ist natürlich schwer, sich derzeit zu motivieren, da man nicht mal weiß, ob es diese Saison überhaupt noch Wettkämpfe gibt“, sagt Schwarzhuber: „Aber vielleicht ist es ja auch gut, meinem Knie erst einmal etwas Ruhe zu gönnen.“