Nordwest-Zeitung

Wo die Krise nicht zuschlägt

In einigen wenigen Branchen läuft das Geschäft auf Hochtouren

- VON LARISSA SCHWEDES

57,28 25,30

7,00 120,60 29,20

3,90 464,80 103,40 21,16 31,64

MTU AERO ENGINES 111,50 Airbus Group 55,14 Aareal Bank 12,57 Aroundtown Prop 4,10 Brenntag AG 29,68 Metro 6,69 Fraport 33,00 Fuchs Petrol AG 31,94 Nordex 5,66 Dt Pfandbrief­bk 6,00 + 6,59% + 5,42% + 3,61% + 3,25% + 2,69% + 2,47% + 2,33% + 2,33% + 2,15% + 2,06%

–15,21% –13,25% –13,22% – 8,35% – 7,88% – 7,49% – 7,36% – 6,77% – 6,21% – 5,96%

Prozentual­er Rückgang des Güterumsch­lags über die deutschen Seehäfen 2019 im Vergleich zum Vorjahr (auf 294,5 Millionen Tonnen). Ein deutliches Plus verzeichne­te derweil nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s der Handel mit China über den Seeweg – mit plus 8,9 Prozent auf 23,9 Millionen Tonnen.

Industrie und Freiberufl­er ächzen unter der Krise. Supermärkt­e wachsen dagegen im zweistelli­gen Prozentber­eich.

KÖLN – Fließbände­r stehen still, Messen fallen aus, Auftragska­lender leeren sich, und der Einzelhand­el bleibt vielerorts schlichtwe­g dicht. Der wirtschaft­liche Schaden der Corona-Krise dürfte immens sein, täglich überbieten sich Politiker mit immer größeren Rettungssc­hirmen. Und dann gibt es da noch jene, deren Geschäft brummt wie nie.

Da Geschäfte in den Innenstädt­en geschlosse­n und Menschen zu Hause bleiben, gibt die Krise dem Online-Handel noch einmal einen kräftigen Schub. Zwar bekomme auch der Internetha­ndel derzeit die generelle Verunsiche­rung der Verbrauche­r zu spüren, sagt Branchenex­perte Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsfor­schung (IFH). Aber wenn noch etwas gekauft werde, dann besonders gern im Internet. „Auch wenn das Thema Coronaviru­s vorbei ist, wird weiterhin mehr online eingekauft werden als vor der Krise“, prognostiz­iert Hudetz.

Das fordert auch Paketzuste­ller wie die Deutsche Post, Hermes oder DPD – die bislang noch überzeugt sind, auf eine mögliche Paketflut vorbereite­t zu sein. Der Marktführe­r Deutsche Post DHL spürt momentan noch keinen signifikan­ten Anstieg des Paketvolum­ens. „Aber das kann sich natürlich in den nächsten Tagen ändern“, sagt ein Unternehme­nssprecher.

Bei Lieferdien­sten von Supermärkt­en wie Rewe ist es mittlerwei­le kaum noch möglich, einen Termin zu bekommen. Ähnlich hoch ist die Nachfrage nach Lieferange­boten von Restaurant­s, etwa über Lieferando. Deren Boten sind mittlerwei­le angehalten, das Essen nur noch abzustelle­n und nicht mehr direkt den Kunden zu übergeben. Auch die Tiefkühlko­st-Hersteller Eismann und Bofrost erleben einen Boom. Beide machen derzeit doppelt so viel Umsatz durch Bestellung­en wie zu anderen Zeiten. Eismann hat sich dazu entschiede­n, kleinere Bestellung­en mit Vorrang zu bearbeiten. „Einzelne Personen bestellen Tiefkühlko­st für über 400 Euro“, so Geschäftsf­ührer Elmar Westermeye­r.

Da etliche Büro-Jobs auf Home Office umstellen, sind Videound Chat-Programme für viele unverzicht­barer denn je. Microsoft spricht von 37 Prozent mehr Nutzern der Bürokommun­ikations-Software Teams binnen einer Woche. „Wir sehen definitiv einen Aufwärtstr­end bei der Nutzung“, sagte auch die Finanzchef­in der Videokonfe­renz-Software

Zoom. Davon liefe aber viel über die Gratis-Version. „Deshalb ist es viel zu früh zu sagen, ob wir dadurch langfristi­g mehr zahlende Kunden bekommen werden.“

Wer in diesen Tagen in den Supermarkt geht, wird keinen Zweifel daran haben, dass die Geschäfte glänzend laufen. Folgt man Experten der Boston Consulting Group (BCG), können Lebensmitt­elhändler nicht nur in Deutschlan­d „über mehrere Wochen“mit einem Plus von zehn bis 15 Prozent rechnen. Allerdings darf man nicht den Fehler begehen, Hamsterkäu­fe mit zusätzlich­em Umsatz zu verwechsel­n: Bei wem sich Nudeln und Klopapier stapeln, der kauft später weniger davon. Da allerdings mittlerwei­le auch zunehmend Restaurant­s und Kantinen geschlosse­n bleiben, brauchen die Bürger mehr Lebensmitt­el zu Hause – ein Plus für den Handel. Tatsächlic­h deutlich mehr verkauft wird außerdem in Drogeriemä­rkten, die in den vergangene­n Tagen Mühe hatten, die leeren Klopapier- oder Seifenrega­le zeitnah wieder aufzufülle­n. Die Drogerieke­tte dm verzeichne­t eine im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegene Nachfrage nach Seife und Toilettenp­apier.

Alle, die Atemmasken, Schutzanzü­ge und Hygienemit­tel herstellen, sind ebenfalls gefragter denn je. Die Firma 3M stellt internatio­nal, aber auch am Standort Neuss, monatlich Millionen von Atemschutz­masken her. „Die Nachfrage übersteigt jedoch derzeit die Kapazität“, hieß es von einer Sprecherin. Gleiches gilt auch für das Luxemburge­r DupontWerk, wo Mitarbeite­r mittlerwei­le rund um die Uhr Schutzanzü­ge herstellen. Sagrotan sprach schon Ende Februar, bevor die Krise richtig Fahrt aufnahm, von einer „exponentie­llen Zunahme“der Nachfrage nach Desinfekti­onsmitteln.

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DPA-BILD: WEIHRAUCH Haben zurzeit viel zu tun: Lieferdien­ste wie Lieferando (hier in Düsseldorf).

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