ANGST UND STRESS BEWÄLTIGEN
Damit Angst und Sorgen nicht in Streit und Aggression münden
Das Corona-Virus erzeugt derzeit Angst und Unsicherheit. Alltagsregeln für mehr Achtsamkeit können helfen, mit der schwierigen Situation zurecht zu kommen.
BAD ZWISCHENAHN – Die aktuelle Corona-Pandemie ist nicht nur für das öffentliche Leben, sondern auch für jeden persönlich eine Ausnahmesituation, bei der sich die psychische Belastung mit jeder bedrohlichen Schlagzeile erhöht. Statt an ihren Arbeitsplatz, in der Universität oder der Schule befindet sich der Lebensmittelpunkt für viele Menschen auch tagsüber weitgehend im häuslichen Umfeld. Die damit verbundene zusätzliche Zeit kann zwar auch positive Auswirkungen auf Körper und Geist haben. Viele Menschen empfinden es aber keineswegs als Gewinn an Lebensqualität, wenn sie in Folge der erforderlichen Schutzmaßnahmen im Alltag plötzlich auf gewohnte Sozialkontakte verzichten müssen.
Besonders problematisch ist das Ganze für Menschen, die unter einer Depression leiden. Die mit dem Corona-Virus verbundenen Sorgen und Einschränkungen können dazu führen, dass sich mit der psychischen Erkrankung verbundene Symptome verstärken. Fachleute betonen, dass Betroffene einer Depression dann alles Negative im Leben vergrößert wahrnehmen und weiter ins Zentrum rücken.
Detaillierter Tagesplan
Allerdings gibt es Möglichkeiten zum Gegensteuern. Statt nur an Corona zu denken, sollte man sich auch mit anderen Dingen beschäftigen. Wichtig sei vor allem, aktiv zu bleiben. Dazu gehöre der Gesprächsaustausch mit der Familie und Freunden ebenso wie körperliche Bewegung, betont die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Auch ein detaillierter Tages- und Wochenplan wirke sich positiv aus.
Von Fachleuten empfohlene Verhaltensregeln für Krisenzeiten können auch für psychisch gesunde Menschen eine große Hilfe sein. „Wer sich unsicher und unausgeglichen Fühlt, neigt vermehrt zu unbedachten Überreaktionen, die in Streit und Aggressionen münden können“, erklärt Prof. Dr. Jörg Zimmermann, Direktor der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie der Karl-Jaspers Klinik Bad Zwischenahn.
Oft falle es schwer, sich auf einen neuen Tagesablauf fast ohne äußere Vorgaben und die gewohnten sozialen Kontakte einzustellen. Ähnliches
gelte für den Verzicht auf körperliche Aktivitäten und Herausforderungen. Ohne das Training im Fitnessstudio oder im Verein wissen vor allem viele Kinder und jüngere Menschen nicht, was sie mit sich und ihrer Energie anfangen sollen.
Spazieren gehen
Für Menschen aus allen Altersstufen ist regelmäßige Bewegung am besten an der frischen Luft mit natürlichem Licht ein entscheidender Faktor für das Wohlergehen. Ältere Menschen sollten zum Ausgleich der eingeschränkten
Kontakte zu Freunden und Familie auf Kommunikationsmittel wie Telefon oder Briefe zurückgreifen – auch, wenn dies auf Dauer kein Ersatz für den direkten Kontakt ist.
Vermehrte Achtsamkeit ist eine gute Möglichkeit, der mental schwierigen Situation auch etwas Positives abgewinnen zu können. „Statt andauernd über mögliche Probleme zu grübeln, sollte man sich auf das Hier und Jetzt im eigenen sozialen Umfeld konzentrieren“, betont Prof. Zimmermann. Das könne etwa bedeuten, dass dass man die Gedanken beim Spazieren gehen vermehrt auf die Natur richtet.