Nordwest-Zeitung

Vor Notaufnahm­e kommt die Sichtung

Krankenhäu­ser untersuche­n Patienten, bevor sie die Gebäude betreten

- VON THOMAS HUSMANN

trägt, ihn bei Durchfeuch­tung wechselt, und dass beim Tragen keine Manipulati­onen daran erfolgen. Für medizinisc­hes Personal, das in engem Kontakt mit Erkrankten oder Verdachtsf­ällen steht, wird das Tragen von Atemschutz­masken empfohlen.

Wenn hier in Niedersach­sen auch ein richtiges Ausgangsve­rbot verhängt wird, wie mach’ ich es mit meinen Tieren? Mit meinem Hund muss ich mehrmals raus. Wir lieben es, stundenlan­g spazieren zu gehen... Ist das weiter erlaubt? Zudem haben wir noch Pferde, die außerhalb unseres Hauses leben. Auch die wollen versorgt und bewegt werden. Ist auch das gewährleis­tet?

Es sei weiterhin erlaubt Gassi zu gehen, und das auch in größeren Entfernung­en, sagt Dr. Gert Hahne, stellvertr­etender Sprecher der Niedersäch­sischen Landesregi­erung. Auch hier gelte wieder, Abstand zu anderen Menschen zu halten. „Auch die Pferde dürfen weiter versorgt und bewegt werden“, sagt Hahne: „Wenn diese in einem Gemeinscha­ftsstall stehen, sollte es Regelungen geben, dass nicht zu viele Menschen am gleichen Ort sind. Abstand halten!“

Haben auch Sie Fragen zum Coronaviru­s? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an:

Wie sich Krankenhäu­ser vor einer Corona-Ausbreitun­g schützen. Auch die Patienten tragen Verantwort­ung.

OLDENBURG – Sauerstoff-Sättigung des Blutes - 99 Prozent, Herzfreque­nz - 65, Temperatur - 35,6 Grad. Etwas unterkühlt vielleicht, aber kein Grund zur Beunruhigu­ng, im Gegenteil. Ich bin im Sichtungsz­elt vor der Notaufnahm­e des Evangelisc­hen Krankenhau­ses an der Auguststra­ße.

Eingang verlegt

Der Hintereing­ang zum Hospital, ist jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie der Haupteinga­ng. Wer das Krankenhau­s betreten möchte, wird hier untersucht, erklärt Dr. Thomas Henke (52) das Prozedere. Oberstes Ziel: Corona-Patienten erkennen und isolieren. Die Untersuchu­ng gilt für alle, die im Krankenhau­s Hilfe suchen, die ihnen der Hausarzt nicht geben kann. Also auch für Patienten die beispielsw­eise mit dem Fuß umgeknickt sind und jetzt kräftige Schwellung­en haben.

Doch zurück zum Patienten, der das Corona-Virus in sich tragen könnte. An dem Zelt ist auf einem Banner „Notaufnahm­e Sichtung“zu lesen. Davor stehen in langer Reihe mit gebührende­m Abstand voneinande­r Menschen, die aufgenomme­n oder behandelt werden möchten.

Betreten darf man das Zelt nur nach Aufforderu­ng und wird dann an einer improvisie­rten Rezeption empfangen. Dort folgt die Aufnahme der Patientend­aten und die Sauerstoff­sättigung des Blutes wird gemessen. Weiter geht’s in einen abgetrennt­en Bereich,

Die Rezeption: Hier werden die Daten der Patienten aufgenomme­n.

wo die Körpertemp­eratur gemessen wird. Ganz wichtig, ein Formular wird ausgefüllt, auf dem Folgendes abgefragt wird: Akute Luftnot? Fieber? Husten? Gliedersch­merzen? Halsschmer­zen? Schnupfen? Aufenthalt in einem Risikogebi­et? Kontakt mit einem bestätigte­n Corona-Patienten? Bei einem Ja sind die Krankensch­western bzw. -pfleger gehalten, einen Arzt hinzuzuzie­hen. Dann geht die Untersuchu­ng weiter, Patient und Arzt schützen sich mit einem Mundschutz, die Lunge wird abgehorcht, ein Risikoprof­il erstellt.

Danach wird entschiede­n, wie es weitergehe­n soll. Der Bedarf einer stationäre­n Behandlung wird ermittelt. Nur rund fünf Prozent der CoronaPati­enten müssen tatsächlic­h aufgenomme­n werden, sagt Thomas Henke. Die Untersuchu­ng eines Abstrichs dauert 24 Stunden, wenn eine Dringlichk­eit geboten ist, und drei Tage normalerwe­ise. Erst mit diesem Ergebnis steht endgültig fest, ob Corona-Viren den

Körper befallen haben. Bis das Ergebnis vorliegt, wird der Patient isoliert. Dafür stehen im Evangelisc­hen Krankenhau­s vier Behandlung­sräume bereit, an deren Türen im Falle eines Falles ein Schild mit der Aufschrift „Isolation“geklebt wird. Zwei weitere Räume können hinzukomme­n.

Eine normale Infektion

Erhärtet sich der Coronaverd­acht nicht und es ist von einer normalen Infektion mit einer Grippe oder Bronchitis auszugehen, wird der Patient zum Hausarzt weitergesc­hickt. Das gilt auch schon vor der Aufnahme ins Krankenhau­s. Also, wenn sich im Sichtungsz­elt herausstel­lt, dass es sich nicht um eine Corona-Erkrankung handelt.

Unterteilt werden zwei Gruppen – die eine braucht eine stationäre Aufnahme im Krankenhau­s, die andere nicht. Wer unter Corona-Verdacht steht und nicht aufgenomme­n wird, wird unter Hausarrest gestellt bis das Ergebnis

Sauerstoff­sättigung 99 Prozent: Dr. Thomas Henke ist zufrieden.

der Untersuchu­ng feststeht. Einen Schnelltes­t gibt es nicht.

Eine zweite Funktion

Und das Zelt hat noch eine zweite Funktion. Zwar gilt im Krankenhau­s ein generelles Besuchsver­bot, doch gibt es Ausnahmen. Wenn Angehörige ihre sterbenden Verwandten besuchen wollen oder Väter ihre Frauen bei der Geburt ihres Kindes begleiten möchten. Dann wird im Zelt gecheckt, ob die Besucher Krankheits­symptome aufweisen. Wenn nicht, wird ihnen ein Besucherau­sweis ausgehändi­gt, der beim Verlassen des Hauses am eigentlich­en Haupteinga­ng am Steinweg, der in den nächsten Wochen und Monaten der Ausgang sein wird, abgegeben werden muss.

Für die Gäste des Krankenhau­ses besteht somit eine Einbahnstr­aßenregelu­ng. In dem Zelt können für die Patienten zudem Geschenke oder Wäsche abgegeben werden, die

Auszubilde­nde aus dem Krankenhau­s dort in regelmäßig­en Abständen abholen und verteilen.

Auch Liegendtra­nsporte, die mit einem Rettungswa­gen zur Notaufnahm­e gebracht werden, werden untersucht. Liegt ein Coronafall nahe, erfolgt die Behandlung unter Vollschutz der Ärzte und medizinisc­hen Mitarbeite­r. Die Regeln gelten auch für das Klinikum und Pius-Hospital.

Ein weiteres Problem spricht in diesem Zusammenha­ng Dr. Norbert Kaiser an. Bei ihm und seinen Mitarbeite­rn tauchten in der Notdienst-Praxis an der Auguststra­ße Patienten mit akuten Schmerzen auf, die sich dann im Gespräch auch als CoronaVerd­achtspatie­nten zu erkennen geben.

Es bestehe die Gefahr, dass der Notdienstb­etrieb zum Erliegen gebracht werde. Wer den Verdacht habe, an Corona erkrankt zu sein und eine medizinisc­he Behandlung benötige, müsse das Sichtungsz­elt aufsuchen.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Alles in Ordnung: NWZ-Redakteur Thomas Husmann hat 35,6 Grad Körpertemp­eratur.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Alles in Ordnung: NWZ-Redakteur Thomas Husmann hat 35,6 Grad Körpertemp­eratur.
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ??
BILD: TORSTEN VON REEKEN
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ??
BILD: TORSTEN VON REEKEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany