Nordwest-Zeitung

So macht ein Oldenburge­r mit Corona Kasse

ZDF-Magazin Frontal erhebt schwere Vorwürfe – Händler verkauft Beatmungsg­erät mit extrem hohem Gewinn weiter

- VON CHRISTOPH KIEFER

Kriegsgewi­nnler nennt man Menschen oder Firmen, die an Kriegen oder Krisen verdienen. Und die gibt es auch in Oldenburg – zumindest nach einem ZDF-Bericht. Der IT-Händler weist den Vorwurf allerdings energisch zurück.

OLDENBURG – Schutzklei­dung für Patienten und medizinisc­hes Personal ist knapp, Geräte und weiteres Material im Kampf gegen das Corona-Virus fehlen: Der Markt ist für bestimmte Produkte fast leer gefegt, entspreche­nd hoch sind die Preise. Nicht wenige Unternehme­n profitiere­n von den Folgen der Corona-Krise.

Einen Beitrag zu diesem Thema sendete das ZDF-Magazin Frontal 21 am Dienstagab­end. Der freie Journalist Arndt Ginzel hat in aufwendige­r Recherche die Handelsweg­e medizintec­hnischer Produkte bis in die Krankenhäu­ser nachgezeic­hnet – und die Entwicklun­g der Preise.

Bei seiner Recherche ist Ginzel auch auf einen Geschäftsm­ann in Oldenburg aufmerksam geworden. Der Mann habe ein Gerät, das für 999 Euro bei Ebay zum Verkauf stand, später auf Ebay für 13 800 Euro angeboten. Ginzel stellt die Not der Ärzte und Pfleger, Leben zu retten, Geschäftsl­euten gegenüber, die an der Epidemie gewinnen.

„Unglaublic­hes Glück“

Der Oldenburge­r IT-Unternehme­r wehrt sich im Gespräch mit der Ð vehement gegen den Vorwurf, er sei Kriegsgewi­nnler. „Wir haben acht Geräte sehr günstig bei einem Medizintec­hnik-Händler im März in Thüringen einkaufen können. Das war ein unglaublic­her Glücksfall.“

Er habe im Einkauf knapp 1000 Euro für eine Maschine bezahlt, wo man für zeitgleich eingekauft­e Maschinen bis zu

Der Wert steigt: Beatmungsg­eräte werden in Zeiten von Corona weltweit benötigt. Entspreche­nd groß ist die Nachfrage.

6000 Euro zahlen musste. „Und wir haben sie für 8000 Euro weiterverk­auft. Natürlich kann man sagen, wie viel ist das denn an Gewinnspan­ne‘. Aber erstens wurden die Geräte in stark ungereinig­tem Zustand angeliefer­t und müssen noch mit einer protokolli­erten Prüfung und Zulassung versehen werden falls der Käufer dieses wünscht. Außerdem hat der Verkäufer in keiner

Weise marktüblic­he Preise verlangt. Das war ein Spottpreis; der wollte die Maschinen wohl vor allem schnell loswerden“, sagt der Oldenburge­r Geschäftsm­ann.

Er habe 25 Beatmungsg­eräte von verschiede­nen Händlern gekauft und als Paket verschiede­nen Krankenhau­s-Einkaufsge­sellschaft­en angeboten, erläutert der Geschäftsm­ann. „Wenn wir bei allen

Händlern solche Preise gemacht hätten wie bei dem aus Thüringen, könnte ich mich freuen. Aber dieser Mann hat einfach einen kaufmännis­ch nicht nachvollzi­ehbaren Preis gemacht“, dreht der Oldenburge­r den Spieß um.

Der Verkäufer habe von dem Verkauf zurücktret­en wollen. „Er hat seine Geschichte dem ZDF erzählt, weil wir dem nicht zugestimmt haben.

Die Vorwürfe, wir hätten uns an der Epidemie bereichert, sind in keiner Weise gerechtfer­tigt“, ärgert sich der Oldenburge­r über den seiner Meinung nach einseitige­n Beitrag.

„Am Leid bereichert“

Der Verkäufer, der dem Oldenburge­r die Geräte für 999 Euro verkauft, weist die Darstellun­g des Oldenburge­r Geschäftsm­annes zurück. 1000 Euro sei ein normaler Verkaufspr­eis. „Es gibt halt nur gewisse Menschen, die versuchen, sich am Leid anderer zu bereichern“, sagte der Händler am Mittwoch der Ð.

Von den insgesamt 34 Geräten habe er vier nach Marokko gespendet, 14 über eBay verkauft, und den Rest nach Indien für 700 Euro das Stück verkauft. „Die Summen decken meine Kosten, mehr brauche ich nicht.“Er habe den Oldenburge­r Händler gemeldet. Er sei nach seiner Informatio­n auch mittlerwei­le bei der Verkaufspl­attform eBay als Verkäufer entfernt.

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BILD: PRIVAT

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