Neue Vikarin muss auf Dienstantritt warten
Deborah Siemermann lernt die Menschen der Kirchengemeinde Ohmstede zunächst aus der Ferne kennen
Seelsorge auf Abstand – funktioniert das überhaupt? Erfahrene Pastorinnen und Pastoren müssen während der Coronakrise umdenken und improvisieren. Aber wie ergeht es einem Neuling?
OLDENBURG – Alles ist so schön rund gelaufen für die Theologiestudentin Deborah Siemermann. Die 27-Jährige hat das 1. Examenszeugnis seit Februar in der Tasche. Anfang März begann sie mit ihrem Vikariat in der Kirchengemeinde Ohmstede. Den Menschen dort wollte sie sich demnächst im Gottesdienst vorstellen. Aber dann kam Corona – und alles wurde jäh gestoppt.
„Zum Glück bin ich noch vor der Kontaktsperre von Hamburg aus hergezogen“, erzählt die junge Frau. Da hätten sie und ihr Freund ja noch von weiteren helfenden Händen unterstützt werden dürfen. Das Paar mit Hund wohnt nun in Bürgerfelde. Von dort aus bereitet sich Deborah Siemermann weiter auf ihrer künftigen Aufgaben vor. Denn auch mit dem Blockunterricht in
Vor der Ohmsteder Kirche: Deborah Siemermann hätte sich gerne schon im Gottesdienst vorgestellt.
Evangelischen Akademie Loccum (Landkreis Nienburg) ist ja nun erstmal Schluss. „Dort lernen wir zum Beispiel, wie man Predigten schreibt, aber auch: Wie stelle ich mich vernünftig hin.“Das Unter
richtsmaterial wird nun im „Homeoffice“studiert. Mit der Körperbeherrschung dürfte die sportliche Frau keine Probleme haben. Früher hat sie nämlich intensiv Karate betrieben und auch eine Trainerder ausbildung absolviert. In Barßel war das.
Eine theologische Berufsausbildung hatte Deborah Siemermann gar nicht im Sinn. Eher was mit Zahlen und Fremdsprachen. Nach dem Abitur wollte sie in Groningen „International Business and Languages Management“studieren. „Aber eigentlich war ich nach dem Abi noch auf der Suche“, sagt sie.
Gefunden hat sie ihren Berufsweg durch das Pastorenpaar Thomas und Wiebke Perzul aus ihre Heimat-Kirchengemeinde Elisabethfehn (die zum Kirchenkreis Ammerland gehört). Nach einem Gespräch über das Studium und die Arbeit als Pastor, war für Deborah Siemermann die Entscheidung gefallen. „Das Zusammenarbeiten mit Menschen war ausschlaggebend.“
So führte die Reise nicht nach Groningen, sondern nach Hamburg zum Studium der Evangelischen Theologie. Englisch beherrscht die 27-Jährige und Plattdeutsch kann sie verstehen, im Theologiestudium werden aber Althebräisch, Griechisch und Latein gefordert. „Das musste ich noch im Grundstudium lernen.“Auch die gesamte Kirchengeschichte hat die 27-Jährige drauf. Die Prüfung nach dem Hauptstudium sei so stressig wie bei Jura, sagt sie. Deborah Siemermann hat ordentlich gebüffelt – und schriftlich wie mündlich bestanden.
Für ihr Vikariat hatte sie sich bei der Bewerbung in der Oldenburgischen Landeskirche eine moderne, offene Gemeinde
gewünscht, die auch mal andere Wege geht – und sie in Ohmstede gefunden. „Nach dem Treffen mit Pastor Fasse haben wir uns sofort füreinander entschieden“, erzählt sie lachend. Christoph Fasse ist nun ihr Mentor.
Gerne hätte sich die 27-Jährige nun auch den Menschen der Kirchengemeinde persönlich vorgestellt. Das geht nun aber digital. Am Ostermontag, 13. April, wird Deborah Siemermann zumindest schon mal zu hören sein. Dann unter
@ www.ev-kirchengemeindeohmstede.de