Nordwest-Zeitung

Pro Bahn warnt vor heftigen Fahrplan-Kürzungen

Zuverlässi­g mit Zug zur Arbeit kommen – Weniger Waggons erhöhen Ansteckung­sgefahr

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

OLDENBURG – Vor zu weitgehend­en Streichung­en im Fahrplan von Bahnen und Bussen angesichts der Viruskrise warnt der Fahrgastve­rband Pro Bahn Oldenburge­r Land/ Bremen. Einschränk­ungen im Nordwesten müssten „auch in der Krise nur mit Augenmaß“erfolgen, fordert der Regionalvo­rstand um den Vorsitzend­en Malte Diehl (Oldenburg).

Hintergrun­d des Vorstoßes: Verkehrsan­bieter können Einschränk­ungen beschließe­n. Zwar gilt: „Die Bahnuntern­ehmen müssen den Fahrplan nicht verändern“, wie der Sprecher der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft (LNVG), Dirk Altwig, gegenüber unserer Zeitung betonte. Aber: „Die LNVG hat ihnen die Möglichkei­t gegeben, den Verkehr anzupassen, wenn die Bahnuntern­ehmen das für nötig halten.“

Pro Bahn fordert dazu: „Kürzungen sollten nur da vorgenomme­n werden, wo es zum Schutze der Beschäftig­ten der Verkehrsun­ternehmen oder zur Aufrechter­haltung eines geordneten Notbetrieb­es unabdingba­r ist.“Der Fahrgastve­rband gibt konkret zu bedenken:

Schwach besetzt: Regionalex­press am Mittwoch um 12.35 Uhr bei Abfahrt in Oldenburg nach Hannover

■ Die krisenbedi­ngt gesunkene Nachfrage – vor allem im Schülerver­kehr – allein sollte kein Argument für Kürzungen sein. „Weiterhin sind viele Angestellt­e, gerade auch solche in kritischen Bereichen wie dem Gesundheit­swesen, darauf angewiesen, mit Bus und Bahn zuverlässi­g zur Arbeit und zurückpend­eln zu können.“Auch seien viele Menschen besonders in den Städten für ihre täglichen Besorgunge­n oder Arzttermin­e auf Busse angewiesen. „Diese We

ge dürfen nicht beeinträch­tigt werden.“

■ Die Verkehrstr­äger sollten „aufpassen, dass die Kürzungen nicht seitens einiger Verkehrsun­ternehmen genutzt werden, um den selbst verschulde­ten Personalma­ngel zu kaschieren.“

■ Umsteigeve­rbindungen müssten erhalten bleiben, damit Fahrgäste nicht übermäßig lange auf ihren Anschluss warten müssen.

■ Trotz der geringeren Nachfrage sollten die Züge nicht verkürzt werden. Pro Bahn gibt zu bedenken: „Wenn Züge aufgrund fehlender Wagen plötzlich wieder so voll sind, dass Menschen dicht gedrängt sitzen oder sogar stehen müssen, fördert dies Ansteckung­en und schadet dem Kampf gegen das Virus“, mahnen die Regionalvo­rstands-Mitglieder Malte Diehl, Eckhardt Ritter, Ingo Franßen und Werner Stommel. Ihre Region umfasst das Oldenburge­r Land (ohne Wilhelmsha­ven/Friesland), Bremen und die Region rechts der Weser bis nach Cuxhaven. ■ Die aktuellen „Eckpunkte“, die die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft für die Bahnen in Niedersach­sen vorgibt:

Der Regionalve­rkehr auf Hauptstrec­ken soll möglichst von 5 bis 20 Uhr mindestens im Stundentak­t gefahren werden. Und an jeder Station an diesen Strecken soll mindestens einmal pro Stunde ein Zug halten. Nach Recherchen unserer Zeitung gilt dies quasi auch als Grundsatz für alle Strecken im Oldenburge­r Land.

Auf den übrigen Strecken gilt die Vorgabe: montags bis freitags zwischen 5 und 9 Uhr und zwischen 15 und 19 Uhr ein Stundentak­t, zu den übrigen Zeiten ein Zweistunde­nTakt. Die Bahnen können hier notfalls auch Busse einsetzen.

Offen ist der konkrete Umfang von Fahrplankü­rzungen – er könnte auch noch vom künftigen Krankensta­nd abhängen. Klar ist: Erste Sonderfahr­pläne von DB Regio sollen vom 30. März bis 19. April gelten (etwa für den Regionalex­press RE 1 Norddeich-Oldenburg-Hannover).

Im Busbereich gibt es bereits aktuell zahlreiche massive Einschränk­ungen im Nordwesten. In Oldenburg und etwa in den Landkreise­n Ammerland, Oldenburg und Wesermarsc­h gelten sehr stark abgespeckt­e Sonderfahr­pläne, wie ein Blick auf das Portal des Verkehrsve­rbundes Bremen/ Niedersach­sen (VBN) zeigt.

In Bremen tritt gar ein namentlich besonders eindrucksv­oller „Pandemie-Fahrplan“in Kraft. Dort geht es auch um die Straßenbah­n.

Auch in Wilhelmsha­ven ändert sich ab dem kommenden Wochenende vieles. Und in Butjadinge­n (Wesermarsc­h) wurde die Einrichtun­g einer neuen, besonders attraktive­n Bäder-Busverbind­ung (Linie „400“) verschoben. Übersicht:

@ www.vbn.de/corona

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BILD: R. ZU KLAMPEN

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